Die HVB soll ihren Zahlungsverkehr laut einem Zeitungsbericht an den Zahlungsabwickler Equens Worldline verlagern.

Hypovereinsbank

09.01.20
Cash Management & Zahlungsverkehr

Zahlungsverkehr: HVB folgt der Commerzbank

Die Unicredit wickelt ihren Zahlungsverkehr künftig über Equens Worldline ab. Der Zahlungsdienstleister ergatterte bereits ein ähnliches Mandat der Commerzbank. Auch für die Deutsche Bank hat der Deal Folgen.

Die italienische Großbank Unicredit will offenbar im Zahlungsverkehr künftig mit dem Zahlungsabwickler Equens Worldline zusammenarbeiten. Das berichtet das Handelsblatt. Demnach könnte die deutsche Tochtergesellschaft Hypovereinsbank (HVB) bereits Mitte dieses Jahres ihr Zahlungsverkehrsgeschäfts an Equens Worldline übertragen. Eine entsprechende Absichtserklärung sei bereits unterzeichnet, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Branchenkreisen. Die HVB wollte sich auf Anfrage von DerTreasurer nicht zu dem Bericht äußern.

Update 27. Februar: Equens Worldline hat die Partnerschaft mit Unicredit bestätigt. In einer Pressemitteilung heißt es, man werde für die Abwicklung aller Sepa, Sofort-, Währungs-, Inlands- und Großbetragszahlungen der Bank in Österreich und Deutschland verantwortlich sein. Alle Arten von Zahlungen würden auf einer integrierten Plattform abgewickelt. Ab wann die Partnerschaft startet, teile Equens Worldline nicht mit.

Derzeit wickelt das Betriebs-Center für Banken (BCB) den Zahlungsverkehr für die HVB ab. Das BCB gehört zur Deutschen Bank und wickelt eigenen Angaben zufolge mehr als 7 Milliarden Transaktionen pro Jahr ab. Zu den Kunden zählt neben der Deutschen Bank auch die HSH Nordbank, die heute als Hamburg Commercial Bank firmiert.

Die HVB soll ihren Vertrag mit BCB bereits 2018 gekündigt haben – und nun mit Equens Worldline einen neuen Dienstleister gefunden haben, so das Handelsblatt. Etwa 200 Mitarbeiter des BCB, die bislang für das HVB-Geschäft zuständig waren, würden im Zuge des Anbieterwechsels von den Niederländern übernommen.

Commerzbank lagerte Zahlungsverkehr-IT an Equens aus

Damit folgt die HVB dem Vorbild der Commerzbank: Im Sommer 2018 wurde bekannt, dass das Geldhaus große Teile seiner IT-Systeme im Zahlungsverkehr an Equens Worldline auslagert. Bis zum Jahr 2023 soll die Übertragung schrittweise erfolgen. Der niederländische Zahlungsabwickler wird dann alle Sepa-, Echtzeit-, währungsübergreifenden und inländischen Zahlungen für die gelbe Bank ausführen. Das entspricht etwa 4 Milliarden Transaktionen jährlich und damit einem Großteil des Zahlungsverkehrs der Commerzbank.

Banken kämpfen mit veralteter Zahlungsverkehrs-IT

Im Zahlungsverkehr sehen sich derzeit viele Banken mit großen Herausforderungen konfrontiert: Die Umsetzung der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2, die Einführung der Sepa Instant Payments sowie weitere regulatorische Anforderungen erfordern Anpassungen in den IT-Systemen der Banken. Viele Systeme sind allerdings veraltet, immer wieder kommt es zu Störungen und Ausfällen im Zahlungsverkehr – zuletzt etwa bei der Helaba oder der Commerzbank.

Statt selbst in die IT-Infrastruktur zu investieren, dürften sich die Banken daher künftig verstärkt auf spezialisierte Dienstleister verlassen, vermutete Christian Rhino, Bereichsvorstand Group Banking Operations bei der Commerzbank, vor anderthalb Jahren: „Ich sehe uns als Referenzfall. Die Vorteile, Skaleneffekte zu nutzen und sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren, liegen einfach auf der Hand“, sagte der Banker zu DerTreasurer. „Die Art und Weise, wie wir Zahlungen abwickeln, hebt uns nicht vom Wettbewerb ab.“ Die Beratung des Kunden sei das Differenzierungskriterium.

HVB-Schritt für Deutsche Bank ein Verlust

Für die Deutsche Bank bedeutet die Verlagerung des HVB-Zahlungsverkehrs an Equens Worldline dagegen den Verlust eines wichtigen Mandats. Das Handelsblatt berichtet nun unter Berufung auf Finanzkreise, dass die Deutsche Bank „strategisch“ nicht mehr an neuen externen Aufträgen für das BCB interessiert sei.

Zwar hat Deutschlands größtes Geldhaus in den vergangenen Jahren immer wieder betont im Transaction Banking wachsen zu wollen. Diese Ambitionen beziehen sich allerdings primär auf das Firmenkundengeschäft und weniger auf den Betrieb von Zahlungs-IT für andere Geldhäuser.

Paulus[at]derTreasurer.de

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