Western Union verkauft seine Firmenkundensparte an zwei Finanzinvestoren.

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08.09.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Zahlungsverkehr: JP Morgan, Western Union, N26

JP Morgan übernimmt die Mehrheit an Volkswagen Payments, Western Union Business Solutions geht an Private Equity, N26 führt Instant Payments ein und hat mal wieder Stress mit der Bafin – diese und weitere News im Ticker Zahlungsverkehr.

JP Morgan übernimmt Mehrheit an Volkswagen Payments

JP Morgan will einen neuen Payment-Champion für die Autobranche schmieden: Wie die US-Bank bekanntgab, will sie knapp 75 Prozent an der Plattform Volkswagen Payments übernehmen. Die Wolfsburger hatten die Gesellschaft 2017 gegründet, um Bezahlangebote für neue Dienstleistungen wie Carsharing oder On-Demand-Angebote zu entwickeln. Inzwischen ist die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge in 32 Ländern aktiv. Über die Plattform können Autofahrer etwa das Tanken von Kraftstoff digital direkt vom Wagen aus bezahlen oder Unterhaltungsangebote wie Spiele oder Filme kaufen.

„Der Deal wird die digitalen Zahlungsmöglichkeiten der Bank erweitern und die Plattform erstmals für die breitere Autoindustrie zugänglich machen“, erklärte JP Morgan in der Pressemitteilung. Im Laufe der Zeit werde man versuchen, die Plattform neuen Märkten und Branchen außerhalb des Automobilsektors anzudienen, in denen „mobilitätsorientierte Zahlungen im Mittelpunkt stehen“. JP Morgan ist heute schon eine wichtige Player im Zahlungsverkehr. Die US-Bank will das Geschäft rund um digitale Payments allerdings weiter ausbauen und steht damit im Wettbewerber zu anderen großen Playern im Cash Management – vor allem aber auch zu Payment Service Provider (PSP) wie Worldline, Adyne, First Data und Co.

Finanzinvestoren kaufen WUBS

Der Bargeldtransferspezialist Western Union verkauft seine Firmenkundensparte Western Union Business Solutions (WUBS) für rund 910 Millionen US-Dollar an die beiden Finanzinvestoren Goldfinch Partners und The Baupost Group. WUBS hat sich auf die Abwicklung und die Absicherung von Fremdwährungszahlungen für kleine und mittelständische Unternehmen spezialisiert. Unter den neuen Eigentümer sollen Investitionen in Technologie und Produktinnovationen beschleunigt werden.

Eigenen Angaben zufolge hat WUBS im vergangenen Jahr Zahlungen im Wert von 110 Milliarden US-Dollar abgewickelt. Die Einheit beschäftigt 1.800 Mitarbeiter in weltweit 30 Büros. Seit 2013 ist der Anbieter auch in Deutschland aktiv, im vergangenen Jahr eröffneten die US-Amerikaner ihr zweites Büro hierzulande in Hamburg.

Mit dem Verkauf konzentriere sich die Gruppe auf ihre Stärken, so Western Union-CEO Hikmet Ersek. Dazu zählten vor allem grenzüberschreitende Bezahldienste im Consumer-Bereich. Der Deal soll in zwei Schritten im Laufe des kommenden Jahres abgewickelt werden. Anschließend wird WUBS in „Convera“ überbenannt. Chef des Zahlungsanbieters soll der frühere Amazon-Pay-Manager Patrick Gauthier werden. 

Bafin erhöht den Druck auf N26

Die Berliner Neo-Bank N26 hatte schon häufiger Ärger mit der Bafin. Nun spitzt sich die Lage offenbar zu. Nach Informationen des „Handelsblatts“ erwägt die Finanzaufsicht, das Neugeschäft der N26 zu beschränken und insbesondere bei der Legitimation der Kunden härtere Schritte einzuleiten. Die Behörde sei verstimmt darüber, dass N26 gravierende Mängel in der Organisation sowie bei der Bekämpfung von Geldwäsche und anderen illegalen Geschäften nach wie vor nicht behoben habe, heißt es in dem Bericht.

Die Neobank versucht indes, gegenzusteuern: Sie kündigte an, die Führungsebene „mit der Ernennung von erfahrenen Governance-, Risiko-, Compliance- und Finanzexperten“ zu erweitern und so das Management „für die zunehmend komplexen regulatorischen Anforderungen im Bankbereich“ zu stärken. Die Berliner ernannten Thomas Grosse zum Chief Risk Officer. Zusätzlich habe Stephan Niermann, Director of Group Compliance and Licensing bei N26, die Rolle als Geldwäschebeauftragter (MLRO) für die Gruppe übernommen.

Eine gute Nachricht gab es von N26 diese Woche dann auch noch: Die Berliner bieten ihren Kunden neuerdings Sepa Instant Payments an, wie das Portal „Finanz-Szene“ berichtet. Für die Inhaber von Paid-Konten sind die Echtzeitüberweisungen demnach kostenfrei, von seinen Gratiskonto-Kunden verlangt die Bank dagegen 0,49 Euro je Instant Payment.

Die Wirtschaft begrüßt Request to Pay

Mitte Juni ist das neue Sepa-Verfahren Request to Pay (RTP) offiziell gestartet. Das grundsätzliche Interesse europäische Unternehmen am neuen Standard für elektronische Zahlungsanforderungen ist groß. Darauf deutet eine Umfrage der Euro Bank Association (EBA) und der auf Zahlungsverkehr spezialisierten Beratung PPI hin.

Im Rahmen der Umfrage wurden die Unternehmen nach ihrer Anwendungsbereitschaft für RTP in vier Einsatzfeldern befragt: Point of Sale, E-Commerce, E-Invoicing und wiederkehrende Zahlungen. Jeweils über 80 Prozent der Befragten konnten sich eine Verwendung des neuen Verfahrens vorstellen, im E-Commerce sogar mehr als 90 Prozent. Insgesamt wurden Unternehmen aus 20 Ländern zwischen September 2020 und Februar 2021 befragt. Die Zahl der Befragten gab PPI nicht bekannt.

Allerdings erhoben die Befragten auch Forderungen: Sie hoffen vor allem darauf, dass schnell eine hohe Marktdurchdringung erreicht wird, Banken RTP in Kombination mit Instant Payments anbieten und das Einbindung in bestehende Prozesse und ERP-Systeme möglich sei.

Serrala bekommt neuen Mehrheitseigentümer

Der Finanzinvestor Hg übernimmt die Mehrheit an dem auf Zahlungsverkehr spezialisierten Softwarehaus Serrala. Gemeinsam mit Hg wollen die Hamburger ihren „Wachstumskurs verstärken“ und sich „weitere Marktanteile im Bereich Financial Automation und B2B-Payments sichern“, wie Serrala und der Finanzinvestor mitteilten. 

Im Zuge des Deals geben der Private-Equity-Investor Waterland, der 2016 bei den Hamburgern eingestiegen war, und die Gründerfamilie Lindemann Anteile an Serrala ab. Wie die Anteilsverteilung bei den Hamburgern damit künftig konkret aussieht, ist unbekannt.

Swift legt Service für Kleinbetragszahlungen auf

Der Finanznachrichtendienstleister Swift hat einen neuen Service im Rahmen seiner GPI-Initiative gestartet: Mit Swift Go will die Bankgenossenschaft es kleinen Unternehmen und Verbrauchern ermöglichen, schnell und zu günstigen Preisen „von ihren Bankkonten aus an jeden Ort der Welt grenzüberschreitend kleinere Beträge zu überweisen“. Mit dem neuen Dienst soll das Angebot der Banken gestärkt werden, die sich bei internationalen Kleinbetragszahlungen zunehmend der Konkurrenz durchs Fintechs ausgesetzt sehen.

Sieben weltweit tätige Banken, die zusammen 33 Millionen grenzüberschreitende Kleinbetragszahlungen pro Jahr abwickeln, arbeiten mit dem Dienst bereits: BBVA, Société Générale, Unicredit, Bank of New York Mellon, DNB, My Bank und Sberbank.

News aus dem Zahlungsverkehr von Corporates

Der Automatenbetreiber Selecta arbeitet künftig mit dem US-Zahlungsverkehrsanbieter Fiserv zusammen, um digitale Zahlungen an seinen Automaten und Kühlschränken zu bessern. Im Zuge der Kooperation seien künftig kontaktlose Zahlungen „mit lokalen und internationalen Kartensystemen und mobilen Apps“ möglich, teilte das Unternehmen mit. Selecta wird darüber hinaus eine eigene mobile App anbieten, die nicht nur eine Bezahlfunktion, sondern auch ein Loyalty-Programm beinhaltet. Selecta hat im Sommer 2021 mit dem Roll-out der Fiserv Plattform in seinen europäischen Märkten begonnen.

Die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway will in Deutschland eine neue Debitkarte einführen. Sie soll es Unternehmen ermöglichen, ihren Mitarbeitern das Mittagessen zu bezuschussen. Die Takeaway Pay Card genannte Karte wurde in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Payment-Anbieter Adyen und Mastercard entwickelt und könne auf der ganzen Welt zur Bezahlung von Speisen und Getränken genutzt werden, heißt es in der Pressemitteilung. Voraussetzung sei, dass das jeweilige Restaurant, Café oder der Imbiss Zahlung mit Maestro- oder Mastercard akzeptiert.

Der Versandhändler Otto bleibt Concardis treu: Die Hamburger haben die seit 16 Jahren währende Zusammenarbeit mit dem Payment-Dienstleister verlängert und ausgeweitet. Künftig wird Concardis auch das Acquiring für den Otto-Marktplatz übernehmen. Otto hatte im Herbst 2020 eine neue Gesellschaft gegründet, in dem in Zukunft alle Payment-Aktivitäten des E-Commerce-Händler gebündelt werden sollen

M&A-Deals im Zahlungsverkehr

Das US-Fintech Square will den größten australischen Bezahldienstleisters Afterpay für 29 Milliarden Dollar (knapp 18 Milliarden Euro) übernehmen. Damit will Square sein Geschäft mit Ratenzahlungen ausbauen. Afterpay bietet eine sogenannte „Buy-Now-Pay-Later“-Funktion (BNPL) an, die als Alternative zur Nutzung von Kreditkarten gedacht ist. Die Anwendung ist bei den Online-Kunden beliebt, BNPL-Anbieter verzeichnen derzeit hohe Wachstumsraten.

Der Kreditkartenanbieter Visa übernimmt den Zahlungsdienstleister Currencycloud für eine Bewertung von 700 Millionen britischen Pfund (umgerechnet 800 Millionen Euro). Currencycloud betreibt eine Plattform, die es Banken und Fintechs ermöglicht, innovative Devisenlösungen für grenzüberschreitende Zahlungen anzubieten. Dazu gehören etwa Echtzeit-Informationen über Fremdwährungstransaktionen, Multi-Währungswallets und Lösungen rund um virtuelles Kontenmanagement. Unternehmensangaben zufolge nutzen 500 Kunden in 180 Ländern die Plattform.

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