Wie justiert sich das Verhältnis zwischen Unternehmen und Banken fünf Jahre nach der Lehman-Pleite? Das war eine der zentralen Fragen auf der 9. Structured FINANCE in Karlsruhe, wo sich am 5. und 6. November mehr als 1.300 CFOs, Treasurer, Banker und sonstige Finanzdienstleister trafen. Man fasst sich auf Podien zwar häufig mit Samthandschuhen an, doch immer mal wieder blitzte auf, dass der Schein des freundlichen Gebens und Nehmens zwischen Unternehmen und Banken trügt – etwa in spitzen Kommentaren von TÜV-Süd CFO Matthias Rapp.
Dass noch einige Belastungen auf das Bankensystem zurollen werden und die Euro-Krise nicht ausgestanden ist, betonte Jürgen Stark, Independent Economist und ehemaliges Mitglied des EZB-Direktoriums, im Gespräch mit FINANCE-Geschäftsführer André Hülsbömer: „Die Krise ist bei weitem nicht überwunden. Die momentane Ruhe ist trügerisch.“ Der nächste Test sei die Bankaufsicht und damit verbunden die Frage: Welche Banken müssen rekapitalisiert werden?

FRANKFURT BUSINESS MEDIA
9. Structured FINANCE: Geben und Nehmen?
Treasurer wählen Banken heutzutage sorgfältiger aus
Bei führenden Treasurern ist das Bemühen deutlich erkennbar, ihren Bankenkreis sorgfältiger auszuwählen als vor der Finanzkrise. Einerseits spielt die Zukunftsfähigkeit der Bankpartner eine wichtige Rolle, andererseits wird das Zusatzgeschäft mit Bedacht verteilt. Die Folge: Die Konsortien werden damit tendenziell kleiner. „Wir waren früher mit 17 Instituten overbanked“, sagte etwas Klaus Gerdes (Altana AG) im Rahmen einer Podiumsdiskussion. „Unser Wallet ist seit 2012 nur noch auf sieben Banken aufgeteilt.“
Die Verteilung von künftigem Zusatzgeschäft, etwa eine aktuelle Schuldscheinplatzierung oder eine neue Akquisitionsfinanzierung, ist meist schon von Anfang an mitgedacht. „Das Leistungsspektrum der Banken muss zu uns passen“, sagt Matthias Heiden. Der Softwarekonzern hat noch einen relativ großen Bankenkreis. „Wir haben eine eigene Methodik entwickelt, um die Zusammenarbeit mit den Banken zu evaluieren.“ Dass der Wettbewerb unter Banken wieder zugenommen hat, hat Peter Radtke, Head of Corporate Finance und Treasury des Technologiekonzerns Kuka, beobachtet: „Wir sehen eher wieder einen Nachfragermarkt. Trotzdem gibt es intensive Diskussionen bei Kreditverhandlungen. Dabei muss man natürlich einen vernünftigen Mittelweg finden.“
Common Sense unter den Treasurern herrscht über den Einsatz von Handelsplattformen für FX- und Zinssicherungen – ein Punkt, über den viele Banker mehr oder weniger offen jammern, da sie durch die bessere Vergleichbarkeit deutlich an Marge verloren haben. Ähnliche Plattformen seien wünschenswert für Geldanlagegeschäfte, die viele Unternehmen noch relativ manuell abwickeln, sagte Matthias Heiden.
Das Bankgeschäft wandelt sich
Ohnehin steht das Bankgeschäft vor einem Umbruch: „Der Zahlungsverkehr ändert sich momentan dramatisch“, sagt Martin Bellin vom Softwarehaus Bellin. „Durch Sepa wurde eine riesige Welle losgetreten.“ Sowohl durch den technischen Fortschritt als auch durch schärfere Bankenregulierung bleibt die Beziehung Bank/Kunde spannend. Diese sollte auch im kommenden Jahr für angeregte Diskussionen sorgen, wenn die Structured FINANCE ihr zehnjähriges Jubiläum feiert.
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