Die Coronakrise hat die Spielregeln am Schuldscheinmarkt verändert. Zum einen müssen Unternehmen mit einer längeren Vermarktungsphase und teureren Konditionen als vor Beginn der Krise rechnen. Zum anderen steigt auch für die Investoren das Risiko, dass ein Emittent in den Non-Investmentgrade-Bereich abrutscht.
„Bei sehr guten Bonitäten wird das weniger stark ausfallen“, glaubt Thomas Schneider, Head of European Corporate Loans bei Allianz Global Investors (Allianz GI). „Aber bei guten Bonitäten werden wir wohl einige Herabstufungen von ein bis zwei Stufen sehen.“ Damit müssen Investoren allerdings leben, denn im Schuldscheinvertrag ist kein Kündigungsrecht enthalten, solange die Zinsen rechtzeitig gezahlt werden.

Allianz Global Investors
Allianz GI wünscht sich mehr Covenants am Schuldscheinmarkt
Allianz GI entwickelt Fragenkatalog
Um die Lage in der Coronakrise dennoch besser einschätzen zu können, hat der Vermögensverwalter der Allianz einen Fragenkatalog entwickelt, den er gerade mit Darlehensnehmern durchgeht. Damit erhofft sich der Investor mehr Transparenz seines Portfolios. Tatsächliche Ausfälle durch die Coronakrise befürchtet die Allianz GI für den Schuldscheinbestand jedoch nicht.
Zudem hofft Allianz GI, dass die Coronakrise auch Folgen für die Vertragsklauseln von Schuldscheinen haben wird. „Es gibt im Moment bei Schuldscheinen zwar Covenants, aber längst nicht so viele, wie wir gerne hätten“, sagt Schneider weiter. In Zeiten überquellender Liquidität seien Financial Covenants in den Hintergrund gerückt, insbesondere bei großen, von Banken arrangierten Schuldscheinen. Je nach Ausgang der Krise steige deshalb der Druck, wieder vermehrt Covenants in die Schuldscheine einzuziehen.
„Gerade für besonders lange Tranchen von über zehn Jahren wären für uns Covenants interessant“, erklärt Schneider, der gleichzeitig auch einräumt: „In Krisenszenarien ist der Schuldschein unhandlich.“
Allianz GI: Schuldscheinmarkt „unverändert attraktiv“
Trotz des Corona-Effekts sieht der Investor den Schuldscheinmarkt als „unverändert attraktiv“ an, da er Anlagemöglichkeiten biete, die es sonst nicht gebe. „Wir rechnen nicht mit deutlich höheren Ausfällen, da die Arrangeure auf eine gewisse Markthygiene geachtet haben und der Markt qualitativ sehr hochwertig ist“, sagt Schneider.
Paulus[at]derTreasurer.de

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