Für 2022 werden am Anleihemarkt viele Emissionen erwartet.

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08.02.22
Finanzen & Bilanzen

Anleihemarkt läuft zum Jahresanfang heiß

Für das neue Jahr werden mehr Emissionen auf dem Anleihemarkt erwartet als im Vorjahr. Besonders zu Beginn von 2022 rechnet Matthias Reschke von JP Morgan mit erhöhter Aktivität.

2022 könnte ein Jahr mit einem relativ hohen Neuemissionsvolumen bei Anleihen werden. Die Vorzeichen sind positiv, glaubt Matthias Reschke, Head of Investment Grade Finance in Nordeuropa und Head of Leverage Finance in der DACH-Region von JP Morgan. „Es könnte gut sein, dass das Emissionsvolumen im Investmentgrade branchenübergreifend hoch ist, denn es werden unter anderem viele Zukäufe von Unternehmen prognostiziert“, sagt Reschke.

Man könne sogar Volumen wie im starken Jahr 2020 erreichen. „Die Zins-Spreads in der EU werden auch wegen des Rückzugs der EZB steigen“, glaubt Reschke.  Auch im Leverage-Finance-Markt erwartet der Banker hohe Emissionen. „Wir gehen von einem Volumen von bis zu 140 Milliarden Euro im High-Yield-Markt und im Leverage-Loan-Sektor von 110 Milliarden Euro aus.“ 

Besonders zu Beginn des Jahres dürften die Bondmärkte aktiv sein: „Da die Zinsen im Laufe des Jahres 2022 weiter steigen werden, erwarten wir besonders viele Emissionen am Jahresanfang“, sagt Reschke. Dieser Trend deute sich momentan schon an. 

Anleihemarkt: Zentralbanken entscheidend

Reschke geht davon, dass in diesem Jahr viel davon abhänge, wie sich die Zentralbanken verhalten. „Wir erwarten, dass die USA schon im März die Anleihekäufe beenden könnten und mehrere Zinsschritte im Jahr 2022 vornehmen. Die Zinsen werden in den USA stärker steigen als im Rest der Welt.“ Für die EU gehe er davon aus, dass die EZB die Käufe 2022 zurückfährt, aber es dennoch bis Ende des Jahres Anleihekäufe geben wird. „Zinsschritte werden eher für 2023 erwartet“, sagt der Banker.

Auch das vergangene Jahr war ziemlich rege auf dem Anleihemarkt. Im Jahr 2021 wurden im Euromarkt Neuemissionen im Investmentgrade in Höhe von 470 Milliarden Euro platziert. Zum Vergleich: 2020 waren es 567 Milliarden Euro. „Die Volumen im Bereich Investmentgrade lagen zwar unter dem starkem Jahr 2020“, sagt Matthias Reschke. „Aber im High-Yield-Bereich gab es viel Aktivität, da Konditionen für diese Emittenten im Verlauf des Jahres 2020 noch nicht attraktiv genug waren.“

Im High-Yield-Bond-Markt wurden Emissionen in Höhe von 149 Milliarden Euro getätigt – im Vorjahr waren es 103 Milliarden Euro. Bei Leveraged Loans gab es sogar eine Verdopplung von 52 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 111 Milliarden im vergangenen Jahr.

„Das Jahr 2021 war ein sehr robustes Jahr mit hoher Investorennachfrage und konstantem Nachkaufen der Zentralbanken“, meint Reschke. Allerdings habe sich die Stimmung im Laufe des Jahres 2021 geändert: „Die Zinsen steigen, und die Zentralbanken als exogene Käufer verabschieden sich langsam. Es bleibt die Frage, wie die Märkte auf diese beiden Faktoren reagieren werden.“