Die Schuldscheine könnten für den Autozulieferer Benteler zum Problem werden.

Benteler

24.06.20
Finanzen & Bilanzen

Benteler kämpft um Refinanzierung

Die Coronakrise trifft Benteler schwer. Der Automobilzulieferer kämpft um eine Refinanzierung. Insbesondere die Schuldscheine könnten für das Unternehmen zum Problem werden.

Die Coronakrise dürfte zum Test für den Schuldscheinmarkt werden. Die Bonität zahlreicher Emittenten ist in den vergangenen Wochen eingebrochen und häufig unterhalb des Investmentgrades gefallen – eine Entwicklung, die den wenigsten Investoren schmecken dürfte. Da viele Schuldscheine keine Covenants enthalten, entsteht ein Problem erst dann, wenn die Papiere refinanziert werden müssen – oder wenn sich das Unternehmen außerstande sieht, die Zinsen zu zahlen. Genau diese Themen kommen nun aufs Tapet.

Besonders betroffen ist der Automobilsektor, der ohnehin im Umbruch steckt, durch die Coronakrise aber zusätzlich angeschlagen ist. Der Zulieferer Leoni tilgte im März seinen ausstehenden Schuldschein mit Hilfe der Banken. Anschließend haben die Nürnberger angesichts der Pandemie direkt einen Kredit bei den Kernbanken beantragt. Der Bund und die Länder Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bürgen für 90 Prozent des Betriebsmittelkredits, der bis zum 31. Dezember 2022 läuft.

Benteler vom Einbruch der Autoproduktion gebeutelt

Zum ausgewachsenen Problem könnten Schuldscheine auch beim angeschlagenen Automobilzulieferer Benteler werden. Der Konzern befindet sich in deutschem Familienbesitz (Umsatz 2019: 7,7 Milliarden Euro), hat seit einigen Jahren aber eine Holding in Salzburg. Diese „Steuerflucht“ der Familie erschwert es Benteler offenbar, KfW-Gelder in Deutschland zu beantragen, vermeldete Reuters kürzlich. Der Hersteller von Fahrwerkskomponenten und Abgassystemen ist vom Einbruch der Autoproduktion gebeutelt. In den USA soll ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe aufgelaufen sein.

Die Banken werden nervös, sagt ein Beobachter. Kein Wunder, summieren sich Bentelers Schulden doch auf fast 2 Milliarden Euro auf – auf Schuldscheine entfällt mit einem hohen dreistelligen Millionenbetrag ein maßgeblicher Anteil. Zu den führenden Kreditinstituten zählen nach Informationen von Reuters die Commerzbank, die DZ Bank, LBBW, NordLB und Erste aus Österreich.

Nach Informationen von DerTreasurer erwägen einige Institute sogar, Kredite unter par zu verkaufen, da sich die Verhandlungen noch Monate hinziehen dürften, Ausgang ungewiss. An einer Lösung der Finanzierungskrise arbeitet bereits eine Phalanx an Beratern: Rothschild als Investmentbank, die Anwälte von Ashurst sowie Latham & Watkins auf Seiten der Gläubiger.

Seit 18. Juni ist Arno Haselhorst zudem Chief Restructuring Officer. Der „erfahrene Manager“ (ehemals Roland Berger) solle den Vorstand als viertes Mitglied „verstärken und die Transformation der Gruppe begleiten“, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns.

Restrukturierung von Schuldscheinen komplex

Der Zulieferer Benteler, der 2017 etwa ein Papier über 350 Millionen Euro platziert hat, dürfte aber nur die Spitze des Eisbergs sein. In den vergangenen Jahren hat der Schuldscheinmarkt immer neue Rekordwerte erreicht. 2019 lag das Emissionsvolumen laut der Beratung Capmarcon  bei 28,7 Milliarden Euro. Die Gespräche über Restrukturierungen werden deshalb schwierig, weil Schuldscheine letztlich bilaterale Verträge mit den Investoren sind, die diese einseitig kündigen können.

Dentz[at]derTreasurer.de

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