Vonovia war eines der Immobilienunternehmen, die in diesem Jahr den Schuldscheinmarkt nutzten.

Vonovia

16.08.22
Finanzen & Bilanzen

Boom am Schuldscheinmarkt

Der Schuldscheinmarkt ist so aktiv wie nie. Dabei zieht das Pricing deutlich an.

Der Schuldscheinmarkt erlebt gerade einen regelrechten Boom. Im ersten Halbjahr lag das arrangierte Volumen laut Daten des Beratungshauses Capmarcon bei 16,4 Milliarden Euro. Das sei der höchste Wert, den der Schuldscheinmarkt jemals in einem Halbjahr erreicht hat, berichtet der Anbieter. Besonders das zweite Quartal sei mit einem zweistelligen Emissionsvolumen von 10,8 Milliarden Euro überaus aktiv gewesen.

Ein Grund für die hohen Aktivitäten am Schuldscheinmarkt ist, dass das Pricing im Vergleich zum Bondmarkt für Unternehmen attraktiver ist. Dabei hätten auch die Konditionen bei Schuldscheinen angezogen, und zwar um 10 bis 40 Basispunkte, berichtet Capmarcon. Dass Schuldscheine aus Investorensicht damit wieder interessanter geworden sind, könnte laut Capmarcon sogar die Aufnahmefähigkeit des Marktes gesteigert haben.

Mit der gestiegenen Aktivität ging allerdings laut der Analyse keine Verschlechterung der Bonität einher. Im Gegenteil: Die durchschnittliche Bonität der Emittenten habe sich, gewichtet mit dem jeweiligen Darlehensvolumen, im ersten Halbjahr von BBB- auf BBB verbessert.

Diese Unternehmen waren besonders aktiv

Dominiert haben den Markt Industrieunternehmen, auf sie entfielen 43 Prozent des Volumens. Die zweitgrößte Gruppe der Schuldscheinnutzer sind Dienstleistungsunternehmen mit 23 Prozent, wobei hier vor allem der Real-Estate-Sektor aktiv war. Den bisher größten Schuldschein platzierte beispielsweise Vonovia. Der Immobilienkonzern sammelte im Februar etwas mehr als 1 Milliarde Euro ein. Für das Unternehmen ist es der erste breit gezeichnete Schuldschein. Bislang setzte Vonovia auf bilaterale Deals. Nachdem sie sich in der Coronakrise eher zurückgezogen hatten, tummelten sich 2022 auch wieder viele ausländische Emittenten in dem Markt. 47 Prozent des Volumens entfielen auf sie, einer der bislang höchsten Halbjahreswerte.

Ebenfalls bemerkenswert: Der ESG-Trend breitet sich auch am Schuldscheinmarkt trotz des volatilen Umfelds weiter aus. Viele Unternehmen setzen auf einen ESG-Link, koppeln also die Verzinsung des Schuldscheins an bestimmte Nachhaltigkeitskennzahlen oder ESG-Ratings. Dezidierte grüne Projektfinanzierungen kamen hingegen seltener vor.