Der Autokonzern Daimler hat erstmals eine grüne Anleihe platziert.

Daimler

04.09.20
Finanzen & Bilanzen

Daimler debütiert mit grünem Benchmark-Bond

Der nächste Automobilkonzern entdeckt den Green-Finance-Markt für sich: Daimler begibt erstmals einen Green Bond. Mit dem Geld will der Konzern seine Transformation zum kohlenstofffreien Unternehmen vorantreiben.

Der Autokonzern Daimler hat am Green-Finance-Markt debütiert und erstmals eine grüne Anleihe platziert. Der Benchmark-Bond hat ein Volumen von 1 Milliarde Euro. Die Laufzeit beträgt zehn Jahre, der Kupon liegt bei 0,75 Prozent. Zu den Unterzeichnern gehörten unter anderem BBVA, BNP Paribas, Commerzbank, Crédit Agricole, SEB and Unicredit.

Am Finanzierungsmarkt stieß die grüne Anleihe auf große Nachfrage: Das Orderbuch war vierfach überzeichnet. Mit der Emission will sich der Autobauer weiter in Richtung CO2-neutraler Technologien und Services bewegen. „Die Erlöse aus unserer ersten grünen Anleihe werden ausschließlich zur Finanzierung grüner Projekte verwendet“, sagt CFO Harald Wilhelm zu der Transaktion. „Wir treiben damit die Transformation hin zu einem kohlenstofffreien Unternehmen und einer CO2-neutralen Industrie voran.“

Green Finance: Daimler hat ein eigenes Rahmenwerk

Den Grundstein für die erste grüne Finanzierung der Konzerngeschichte hat Daimler im Juni gelegt, als der Konzern sein „Green Finance Framework“ veröffentlichte. Das Regelwerk fasst die Grundsätze zusammen, nach denen Daimler grüne Finanzierungsinstrumente einsetzt. Diese Rahmenbedingungen gelten für eine breite Palette von grünen Schuldtiteln – neben Anleihen auch für Schuldscheine, Commercial Papier oder Kredite.

Gemäß dieser Grundsätze plant Daimler die Nettoerlöse aus den grünen Finanzierungsinstrumenten beispielsweise für die Entwicklung und Produktion von emissionsfreien Fahrzeugen mit batterieelektrischem Antrieb (BEV) und Brennstoffzellen-Elektroantrieb (FCEV) zu verwenden. Mehr als die Hälfte der Einnahmen soll der Kategorie „Clean Transportation“ zufließen, über die Daimler den Transport mit emissionsfreien Technologien fördern will.

Green-Finance-Markt auch in der Coronakrise aktiv

Mit dem Schritt in die grüne Finanzierung geht Daimler an einen Markt, der sich auch in der Coronakrise als robust erwiesen hat. Weltweit wurden laut Daten des Beratungshauses Capmarcon in diesem Jahr bis Ende Juli grüne Finanzierungen über 170 Milliarden Euro abgeschlossen, was über dem Vorjahreswert liegt – auch wenn das Wachstum weniger stark ausfiel als in den Vorjahren. Für das größere Volumen sorgten aber weniger Corporates, sondern eher staatliche Stellen.

Bemerkenswert ist allerdings, dass der Markt trotz der Krise neue Emittenten anlocken kann: So platzierte auch der Chemiekonzern BASF im Mai erstmals eine grüne Anleihe, ebenfalls im Volumen von 1 Milliarde Euro. Der Stromnetzbetreiber 50Hertz oder der Konsumgüterkonzern Henkel nutzten dieses Jahr ebenfalls grüne Anleihen. Auch der deutsche Frequent-Green-Issuer E.on war in diesem Jahr aktiv.

Autobranche will grüner werden

Für die Autobranche, deren Ruf durch den Dieselskandal schwer erschüttert wurde, ist Green Finance noch ein ungewöhnliches Pflaster. Der Sektor gilt bisher nicht als sonderlich grün. Die Vorgaben der EU zum CO2-Ausstoß von Fahrzeugflotten zwingen die Branche jedoch zu einer Transformation in Richtung E-Mobilität sowie Wasserstoffantriebe.

Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass es immer mehr Unternehmen aus der Branche an den grünen Finanzmarkt zieht: Vor einem Jahr hat Porsche als erster Autohersteller überhaupt einen Green Schuldschein an den Markt gebracht, drei Jahre nachdem der Windanlagenbauer Nordex das Instrument erstmals eingesetzt hatte.

In diesem Jahr entdeckten weitere Konzerne aus der Branche den Markt für sich. So hat der Zulieferer Schaeffler im April einen grünen Schuldschein über 300 Millionen Euro platziert. Die börsennotierte VW-Tochter Traton setzte im Juli auf einen ESG-linked Loan über satte 3,75 Milliarden Euro. Der Volkswagen-Konzern hat bereits im März ein „Green Finance Framework“ vorgelegt, bislang aber noch kein grünes Instrument platziert.

Vierte Finanzierungstransaktion für Daimler

Für das Daimler-Treasury ist der Green Bond derweil schon die vierte bemerkenswerte Finanzierungstransaktion in diesem Jahr. So platzierte der Autobauer Anfang April einen Bond über 1,5 Milliarden Euro und verhandelte eine Kreditlinie über 12 Milliarden Euro. Im März hatte Daimler einen Blockchain-Schuldschein emittiert.

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