Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr betritt mit seinem nachhaltigkeitsorientierten Schuldschein Neuland.

Dürr

02.07.19
Finanzen & Bilanzen

Dürr platziert ersten Schuldschein mit Nachhaltigkeitskomponente

Dürr hat als erstes Unternehmen weltweit einen Schuldschein mit Nachhaltigkeitskomponente begeben. Treasury-Chef Christian Aue berichtet, wie es zu dieser innovativen Transaktion kam.

Premiere am Schuldscheinmarkt: Dürr hat als erstes Unternehmen weltweit einen Sustainability-Schuldschein platziert. Der Maschinen- und Anlagenbauer sammelte insgesamt 200 Millionen Euro ein. Die Besonderheit: Die Verzinsung des Schuldscheins ist an das von der Agentur Ecovadis erstellte Nachhaltigkeitsrating des Bietigheimer Konzerns gekoppelt. Das heißt, der Zinssatz sinkt oder steigt, je nachdem ob sich das Nachhaltigkeitsrating von Dürr verbessert oder verschlechtert.

„Da es sich um eine echte Pilottransaktion handelte, haben wir den Step-down beziehungsweise Step-up bewusst relativ moderat gehalten, um die Investoren bei dieser neuen Form des Schuldscheins mitnehmen zu können“, sagt Christian Aue, seit April 2019 Vice President Corporate Finance & Treasury bei Dürr.

In die Bewertung fließen Ökologiekennzahlen wie zum Beispiel CO2-Ausstoß und Wasserverbrauch ein, aber auch Aspekte wie faire Arbeitsbeziehungen und Bedingungen bei Lieferanten werden berücksichtigt. „Wir hatten natürlich die vorangegangenen Positive Incentive Loans, wie bei Philips oder Henkel, beobachtet und uns dann entschieden, diesen Weg zu gehen und in den Schuldschein aufzunehmen“, sagt Aue. „Die spannende Frage für uns und die Arrangeure war, wie der Markt dies aufnimmt.“ Dürr konnte auf keine Erfahrungswerte – weder im Schuldschein- noch im Bondmarkt – zurückgreifen. „Schließlich haben die Investoren sehr positiv reagiert, und der Schuldschein war mehrfach überzeichnet.“

Nachhaltige Finanzierung für Dürr-Treasurer Aue nicht neu

Für Aue sind nachhaltige Finanzierungen kein komplettes Novum: Er war zuvor für den Automobilzulieferer Mann+Hummel tätig, der im Herbst 2017 einen Green Schuldschein platziert hat. Bei dieser Finanzierungsform werden die Mittel für grüne Projekte verwendet. Ein anderer Punkt bei der aktuellen Transaktion war aber neu für ihn: Dürr nutzte auch die Digitalplattform Debtvision, aber nicht ausschließlich.

„Gegen eine reine digitale Emission haben wir uns entschieden, da wir durch die Positive-Incentive-Komponente auch den klassischen Kommunikationsweg als wichtig erachtet haben“, sagt Aue. Je nach Größe könne sich Dürr für Folgetransaktionen aber gut vorstellen, die Transaktion rein über den digitalen Vertriebsweg zu platzieren. Noch kamen über den „klassischen Weg“ allerdings die meisten Orders. ING und LBBW haben die Transaktion arrangiert und strukturiert. Das Volumen verteilt sich auf Tranchen mit Laufzeiten von fünf, sechs, acht und zehn Jahren.

Den Emissionserlös will der schwäbische Konzern für die langfristige Unternehmensfinanzierung nutzen. Der Schuldschein dient laut ING beispielsweise als „frühzeitige Anschlussfinanzierung“ für die im Jahr 2021 auslaufende Unternehmensanleihe über 300 Millionen Euro, die noch einen Kupon von 2,9 Prozent hat. Der durchschnittliche Zinssatz des Dürr-Schuldscheins beträgt 0,84 Prozent. Damit finanziere sich der Maschinen- und Anlagenbauer günstiger als zuvor, teilte die ING mit. „Wir sind nun natürlich gespannt, ob wir weitere Transaktionen mit Positive-Incentive-Komponente sehen werden“, sagt Aue.

Paulus[at]derTreasurer.de

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