In der vergangenen Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) wieder über ihre Geldpolitik entschieden. Zwar legen die Währungshüter zunächst nicht nach: Die Leitzinsen bleiben auf dem derzeit niedrigen Niveau, und das umstrittene Anleiheankaufprogramm wird vorerst nicht über März 2017 hinaus verlängert. Der Wert der Papiere, die die EZB gekauft hat, beläuft sich allerdings inzwischen auf über 1 Billion Euro. Vor allem Staaten profitieren von der EZB-Politik. So summierten sich die Zinseinsparungen im Vergleich zu den ursprünglichen Finanzplänen der Bundesrepublik in den Jahren 2008 bis 2015 inzwischen auf 122 Milliarden Euro, berichtete das Handelsblatt.

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EZB bringt Banken in die Bredouille
EZB kauft Anleihen von Bosch, Siemens und Telekom
Aber auch Corporates profitieren: Die Zentralbanken des Eurosystems haben zwar vor allem die Papiere großer Konzerne wie Bosch, Siemens, der Telekom und BASF erworben. Henkel und Sanofi platzierten diese Woche Bonds mit negativer Rendite. „Inzwischen erwarten aber auch große Mittelständler, die sich an den Bondmärkten orientieren, dass derartige Konditionen bei Krediten bezahlt werden“, sagte Paul Hagen, der im deutschen HSBC-Vorstand die Bereiche Finanzen, Risikomanagement sowie Operations verantwortet. Mit einem zeitlichen Verzug reagieren nun auch die Kreditmärkte auf die Geldschwemme der Zentralbank.
Banken kommen durch die Niedrigzinspolitik Mario Draghis deshalb immer weiter in die Bredouille. Die Misere der Niedrigzinspolitik findet sich in den Halbjahresbilanzen fast aller Institute wieder. Deswegen sind die Banken gezwungen, ihre Strategie zu überdenken: Einerseits müssen sie weiter Kosten senken, was bei nahezu allen Instituten bereits auf der Agenda steht. Andererseits müssen sie von ihren Kunden stärker Gebühren und Provisionen verlangen, um weniger von Zinserträgen abhängig zu sein. „Um den schwindenden Erträgen und den kostenseitigen Belastungen begegnen zu können, müssen die Banken neue Wege finden, um zusätzliche Ertragspotentiale zu erschließen“, sagt Oliver-Wyman-Partner Klaus Hölzer. Gegenwärtig würden die Geldhäuser sämtliche Möglichkeiten „mit zunehmendem Aktivismus unter die Lupe“ nehmen.
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