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28.04.21
Finanzen & Bilanzen

CRX Markets erhöht den Druck auf die Banken

Neue Wege im Factoring: Über die Plattform des Fintechs CRX Markets können Unternehmen jetzt auch Forderungen an den Meistbietenden verkaufen. Die erste Transaktion zeigt: Der Preisdruck auf die Banken wächst.

CRX Markets macht ernst mit seinem Anspruch eine Plattform für Working Capital
Management
zu werden. Über den Marktplatz des Münchener Fintechs wurden kürzlich erstmals Forderungen in einem Auktionsverfahren gehandelt. „Wir haben damit die Lösung, die wir auf der Verbindlichkeitenseite bereits seit Jahren erfolgreich umsetzen, für die Forderungsseite repliziert“, sagt CRX-Markets-Chef Frank Lutz im Interview mit DerTreasurer.

Zwar wurden auch bislang schon vereinzelt Forderungen über die Plattform gehandelt. Neu an der Lösung, die CRX Markets Ende vergangenen Jahres mit dem Bremssystemhersteller Knorr-Bremse aufgelegt hat, ist allerdings, dass es sich um ein multibankfähiges Forderungsfinanzierungsprogramm handelt. „Das ist eine Premiere“, sagt Lutz. „Anders als bei klassischen Factoring-Programmen entscheidet das Unternehmen selbst, welche Forderungen es verkaufen möchte. Zudem treten die Käufer untereinander in den Wettbewerb.“

Knorr-Bremse nutzt CRX für Forderungsfinanzierung

Für die Unternehmen – also den Verkäufer der Forderungen – entstehen durch dieses Auktionsverfahren Preisvorteile, bestätigt Kai Gloystein, Treasury-Chef von Knorr-Bremse: „Wir haben Vorteile im zweistelligen Basispunkte-Bereich erzielen können.“ Außerdem biete der Plattformansatz deutlich mehr Flexibilität, Transparenz und Automatisierung. „Er zahlt damit in unsere Digitalisierungsstrategie ein.“

Das MDax-Unternehmen aus München nutzte Factoring bisher laut Gloystein eher „selektiv“ als Risikomanagement-Instrument. Dabei solle es auch bleiben: „Gerade für Krisenzeiten schadet es aber nicht, einen Plan B zu haben.“

„Wir haben Vorteile im zweistelligen Basispunkte-Bereich erzielen können.“

Kai Gloystein, Treasury-Chef von Knorr Bremse

Vier Banken begleiten Debüt-Transaktion

Mit der Ausweitung des Plattformansatzes auf die Forderungsfinanzierung wächst der Druck auf die Banken. Schließlich sinkt ihre Marge durch die erhöhte Preistransparenz. CRX-Chef Lutz betont aber auch die Vorteile für die Banken: „Häuser, für die es nicht interessant ist, ganze Forderungsportfolien zu kaufen, können dank des Ansatzes genau auswählen, welche Risiken sie zeichnen möchten und welche nicht.“

Bei der Debüt-Transaktion von Knorr-Bremse traten vier Banken als Käufer auf: BNP Paribas, Unicredit, Helaba und SEB. Zum Volumen wollten sich weder CRX Markets noch der Bremsenhersteller äußern.

Das Gros des klassischen Factorings läuft allerdings über spezialisierte Anbieter wie Coface, Targo oder Eurofactor – viele sind selbst Banktöchter. Auch mit solchen klassischen Factoring-Anbietern befindet sich CRX Markets laut CEO Lutz in Gesprächen: „Wir schließen nicht aus, dass sich auch solche Gesellschaften an unsere Plattform anschließen werden.“

Mit Warenkreditversicherern führt das Fintechs ebenfalls derzeit Gespräche. Ziel ist es, die Versicherer an die Plattform anzubinden, da Forderungsankäufer in der Regel verlangen, dass Forderungen durch eine entsprechende Ausfallversicherung gedeckt sind. „Hier ist aber noch nichts spruchreif“, so Lutz.

CRX will Transaktionsvolumen verdoppeln

CRX Markets hatte vor gut sechs Jahren mit der Lufthansa den ersten Kunden für seine Supply-Chain-Finance-Lösung gefunden – die Airline war auch der erste 360T-User gewesen. Inzwischen nutzen eine niedrige zweistellige Zahl an Unternehmen die Plattform, um ihre Verbindlichkeiten zwischen zu finanzieren („Reverse Factoring“) – darunter Nestlé, MAN und Daimler. Der Forderungsfinanzierungsmarkt ist allerdings deutlich größer als die reine Lieferantenfinanzierung.

Das Transaktionsvolumen von CRX lag im vergangenen Jahr bei 5 Milliarden Euro. „Für dieses Jahr streben wir eine Verdoppelung an“, kündigt Lutz an. Dabei soll auch die Forderungsfinanzierung eine wichtige Rolle spielen. „Das Transaktionsvolumen wird in 2021 aufgrund der stark wachsenden Programme bestehender Kunden aber noch durch die Payables getrieben werden. Mit einigen unserer Kunden arbeiten wir allerdings bereits an der Einführung von Factoring, um langfristig beide Seiten der Bilanz über den Marktplatz optimieren zu können.“ Supply Chain Finance sei ein langfristiges Instrument zur Stabilisierung von Lieferketten, Forderungsfinanzierung dagegen ein Instrument zur kurzfristigen Liquiditätssteuerung.

Der Markt für Plattformen im Bereich Working Capital Management ist umkämpft – insbesondere bei Angeboten rund um Lieferantenfinanzierung. Neben CRX Markets betreiben auch Anbieter wie Traxpay, Taulia oder C2FO entsprechende Plattformen.

Buchholz[at]derTreasurer.de