Factoring wächst auch im ersten Halbjahr 2023, allerdings vor allem national.

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01.08.23
Finanzen & Bilanzen

Factoring trotzt der Krise im ersten Halbjahr

Kurzfristige Forderungsfinanzierungen sind auch im ersten Halbjahr 2023 beliebt. Das sogenannte Factoring legt im unsicheren Umfeld zu, aber nicht überall.

Factoring steigt weiter an. So berichtet der Deutsche Factoring-Verband von einem „soliden Umsatz-Wachstum“ im ersten Halbjahr 2023. Während sich die Gesamtwirtschaft in schwierigem Umfeld befindet, sind die Umsätze der Factoring-Mitgliedsunternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 6 Prozent gewachsen. Sie liegen inzwischen bei 192,8 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2022 kamen die Umsätze noch auf 182,4 Milliarden Euro.  

Vor einem Jahr war das Wachstum nach Verbandsangaben durch die Nachwehen von Corona bedingt. In diesem Jahr sieht der Verband den Hauptgrund für das Wachstum im nationalen Geschäft. Dort lag der Anstieg sogar mit 12,6 Prozent deutlich über dem Schnitt, das Volumen betrug rund 142 Milliarden Euro.

Warnsignale im Exportfactoring

Während das nationale Factoring deutlich steigt, schlägt der Verband Alarm im internationalen Geschäft: „Sowohl im Ex- als auch im Import sanken die Factoring-Umsätze deutlich und spiegeln die herausfordernden Zeiten der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich wider“, schreibt der Verband. Die Nachfrage nach Produkten „Made in Germany“ sinke. In genauen Zahlen bedeutet dies, dass das internationale Geschäft um 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank. Es lag im ersten Halbjahr bei rund 50,8 Milliarden Euro (1. Halbjahr 2022: 56,2 Milliarden Euro). 

Steigende Insolvenzen schlagen dem Factoringgeschäft allerdings nicht ins Kontor. Derzeit nutzen rund 106.000 Kunden Factoring laut Verbandsangaben, dessen Mitglieder rund 98 Prozent des deutschen Marktes abdecke. Das sind nur 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr, was bedeutet, dass sich das Wachstum vor allem durch mehr Volumen mit Bestandskunden speist. „Factoring baut seine Relevanz nicht nur als Stabilisator in Krisenzeiten, sondern auch als elementarer Bestandteil des Finanzierungsmix, insbesondere auf nationaler Ebene, weiter aus“, fasst Stefan Wagner, neues Mitglied des Verbandsvorstandes und Vertreter von ABN Amro Asset Based Finance zusammen.

Risikofaktoren Energiepreise und Fachkräftemangel

Mit Blick auf das Gesamtjahr bleiben die Mitglieder optimistisch mit einer Durchschnittsnote von 2,6 – und nur etwas verhaltener als bei der letzten Umfrage Anfang des Jahres. Als kritisch sehen die Factoringspezialisten die Energiepreisunsicherheit, den Fachkräftemangel und erhöhte Investitionskosten an. 

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