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21.03.23
Finanzen & Bilanzen

Green Finance: Das sind die 5 wichtigsten Instrumente

Zunehmend erobern grüne Finanzierungen deutsche Finanzabteilungen. Diese fünf Green-Finance-Instrumente sollten Treasurer unbedingt kennen.

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch das bisherige Nischenthema Green Finance entwickelt sich immer weiter. Auslöser sind Investoren und Banken, die bei der Geldanlage verstärkt auf das Thema Nachhaltigkeit achten. Daneben steigt der regulatorische Druck, beispielsweise durch die Entwicklung der EU-Taxonomie. Viele Finanzverantwortliche interessieren sich deshalb für Green Finance, die praktische Erfahrung fehlt allerdings oft noch. Das sind die fünf derzeit populärsten Instrumente in Deutschland.

Grüne Projekte finanzieren

1. Green Bonds

Green Bonds sind vermutlich das bekannteste Instrument von grünen Finanzierungen. Diese Anleihen, deren Erlöse ausschließlich für nachhaltige Projekte eingesetzt werden können, haben in den vergangenen Jahren einen rasanten Wachstumskurs hingelegt.

Green Bonds haben in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum hingelegt.

Auch in Deutschland haben Corporates diese grüne Finanzierungsform für sich entdeckt. Der Energiekonzern E.on, ist ein Frequent Issuer an dem Markt. Auch der Chemiekonzern BASF setzt auf die grünen Papiere. Jüngst zapfte ZF den Markt an.

Ein gesetzliches Regelwerk für grüne Anleihen gibt es nicht, allerdings haben sich inzwischen Marktstandards herausgebildet, etwa die sogenannten Green Bond Principles der International Capital Markets Association (ICMA). Zum Standardvorgehen zählt, dass die Mittel ausschließlich für nachhaltige Projekte verwendet werden dürfen. Emittenten informieren ihre Investoren entsprechend über die Mittelverwendung.

Um den grünen Verwendungszweck nachzuweisen, lassen die meisten Green-Bond-Emittenten zudem eine sogenannte Second Party Opinion (SPO) erstellen. Dafür prüft meist eine spezialisierte Nachhaltigkeitsagentur, ob Emittenten den Markstandard bei einer Emission einhalten, und fasst die Ergebnisse in einem Gutachten zusammen. Zudem arbeitet die Europäische Union derzeit an der Einführung eines EU-Green-Bond-Standards. Ein Entwurf dafür liegt bereits vor. Dieser EU-Standard soll dann auch mit den Vorgaben der EU-Taxonomie verzahnt werden.

Mehr Grundlagenwissen finden Sie auf unserer Themenseite Treasury-Ratgeber.

Diese Artikel erschien zuerst am 14. Januar 2020.

2. Green Schuldschein

In Deutschland sieht man zudem seit einigen Jahren ein Instrument, das dem Green Bond sehr ähnlich ist: den Green Schuldschein. Auch bei dieser Finanzierungsform ist es so, dass der Erlös aus der Transaktion nur für nachhaltige Projekte eingesetzt werden kann. Bei grünen Schuldscheinen setzen Unternehmen wie bei Green Bonds ebenfalls oft auf eine externe Zweitmeinung, um Investoren die Einschätzung des Instruments zu erleichtern. Wie bei einem Green Bond gibt es keine festgeschriebenen Regeln, wie ein grüner Schuldschein genau ausgestaltet sein muss. Auch hier halten sich die Unternehmen an den an Green Bonds angelehnten Marktstandard.

Den ersten Green Schuldschein überhaupt platzierte 2016 der Hamburger Windkraftanlagenbauer Nordex. In den vergangenen Jahren folgten Unternehmen wie der Automobilzulieferer Mann + Hummel, der Automobilkonzern Porsche oder der Zulieferer Schaeffler. Weltweit betrachtet, machen Green Schuldscheine allerdings nur einen sehr kleinen Teil des grünen Finanzierungsuniversums aus, da es ein spezifisch deutsches Instrument ist.

Den ersten Green Schuldschein überhaupt platzierte 2016 Nordex.

International spielen sogenannte Green Loans eine deutlich größere Rolle. Diese Kredite werden zur Finanzierung bestimmter nachhaltiger Projekte abgeschlossen und funktionieren nach demselben Prinzip wie Green Bonds und Green Schuldscheine.

Green Finance für alle Branchen

3. ESG-linked Loans

Ein weiteres grünes Finanzierungsinstrument, das 2019 verstärkt Einzug am deutschen Markt gehalten hat und sich seitdem weiter etablierte, ist der sogenannte ESG-linked Loan. Diese Kreditart ist auch als Positive Incentive Loan oder Sustainability-linked Loan bekannt. „Das Besondere an dieser Art der Kredite ist, dass die Konditionen an das Erreichen von ganz bestimmten Nachhaltigkeitszielen gekoppelt sind“, erklärt Frank Sibert, der bei BNP Paribas für den Bereich Sustainable Business in Deutschland verantwortlich ist.

Anders als bei Green Bonds, Loans und Schuldscheinen ist der Verwendungszweck der Mittel nicht genau festgelegt. Das Geld kann für allgemeine Unternehmenszwecke eingesetzt werden. Verbessert sich die Nachhaltigkeitsperformance, sinken die Finanzierungskosten. Werden die Ziele verfehlt, steigen die Kosten hingegen. Meist setzen Unternehmen eine solche ESG-Komponente bei syndizierten revolvierenden Kreditlinien ein. Aber auch bilaterale Linien sind denkbar, wie das Beispiel des Technologiekonzerns Voith zeigt.

Was für Nachhaltigkeitsziele das sind, müssen die Unternehmen gemeinsam mit den Banken entscheiden. Der Konsumgüterkonzern Henkel, der Ende 2018 den ersten deutschen Kredit dieser Art abgeschlossen hat, setzte auf drei ESG-Ratings von Nachhaltigkeitsagenturen. Andere, wie etwa Lanxess, Continental oder Siemens Energy entschieden sich für eigens definierte Kennzahlen. Als KPIs sind etwa der CO2-Ausstoß, der Anteil recycelten Abfalls oder ähnliches denkbar. Auch soziale Faktoren, etwa Frauenquote unter Führungskräften oder ähnliches, können als Messlatte genutzt werden.

Während Green Bonds & Co. häufig von Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien genutzt werden, eignen sich ESG-linked Loans auch für Unternehmen, die keine konkreten nachhaltigen Projekte zu finanzieren haben.

4. ESG-linked Schuldschein

Nach den ersten ESG-linked Loans ließ der Einzug der ESG-Logik in den Schuldscheinmarkt nicht lange auf sich warten. Der Maschinenbauer Dürr platzierte im Sommer 2019 einen Schuldschein, dessen Marge ebenfalls an die Nachhaltigkeitsperformance des Unternehmens gekoppelt ist. „Dürr ist weltweit das erste Unternehmen, das diese Form der nachhaltigkeitsorientierten Finanzierung bei einem Schuldscheindarlehen einsetzt“, betonte damals die ING, die das Papier gemeinsam mit der LBBW arrangiert hatte. Das Bietigheimer Unternehmen setzte das Rating der spezialisierten Nachhaltigkeitsagentur Ecovadis als Maßstab ein. Inzwischen gehören ESG-linked Schuldscheine zu einem Standardinstrument am Schuldscheinmarkt. Inzwischen sind ESG-linked Schuldscheine keine Seltenheit mehr.

Der Einzug der ESG-Logik in den Schuldscheinmarkt ließ nicht lange auf sich warten.

Inzwischen gibt es zudem auch erste Unternehmen, die beide nachhaltigen Finanzierungslogiken gleichzeitig einsetzen. So hat der Automobilzulieferer Mann+Hummel 2021 beispielsweise einen Schuldschein platziert, der sowohl Green als auch ESG-linked ist. Der Erlös wird also für nachhaltige Projekte eingesetzt. Gleichzeitig kann sich die Marge verbessern oder verschlechtern, je nachdem wie sich das ESG-Rating verändert, das die Agentur Ecovadis für den Zulieferer ausstellt.

5. ESG-linked Bonds

Im Jahr 2019 gab es nicht nur den ersten ESG-Link am Schuldscheinmarkt sondern auch bei Anleihen. Der italienische Stromkonzern Enel platzierte einen Bond, dessen Zinsmarge an die Erreichung eines Nachhaltigkeitsziel gekoppelt ist. Enel hat dafür das Versprechen, den Anteil an erneuerbaren Energien zu erhöhen, ausgewählt. Verfehlt der Konzern das Ziel, so steigt der Kupon um 25 Basispunkte.

Inzwischen hat Enel viele Nachahmer gefunden, auch im deutschsprachigen Bereich. Der österreichische Konzern Verbund war eines der Unternehmen mit einer Anleihe, die sowohl Green als auch ESG-linked ist. Weitere Sustainability-linked Anleihetransaktionen folgten von Hapag-Lloyd oder Henkel.

Trend zu ESG-linked Finanzierungen setzt sich fort

Mit dem Siegeszug von ESG-linked Transaktionen hat sich der Markt auch für die Unternehmen geöffnet, die kein dezidiert nachhaltiges Projektportfolio zu finanzieren haben. Der deutlich größere Nutzerkreis schlug sich in rasantem Wachstum nieder, ESG-Links sind auf dem Weg zum Standard.

Allerdings halten Kritiker die Auswirkungen auf die Finanzierungskosten bislang noch für zu gering. Ein wirklicher Anreiz, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sei damit nicht gegeben. Dennoch gehen die Unternehmen mit dem Abschluss solcher Finanzierungen auch ein Reputationsrisiko ein. Sollten sie die Ziele nicht erreichen, oder sich in Bezug auf KPIs oder Nachhaltigkeitsrating keine Veränderung über die Laufzeit ergeben, könnte der Vorwurf des Greenwashings aufkommen. Das ist der Verdacht, dass sich Unternehmen in der Öffentlichkeit aus Marketingzwecken umweltfreundlicher oder verantwortungsbewusster darstellen, als sie es eigentlich sind.

Koegler[at]derTreasurer.de

Weitere Infos rund um nachhaltige Finanzierungen finden Sie in unserem Green-Finance-Ticker.

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