Henkel nimmt als erstes deutsches Unternehmen einen Green Loan auf.

Henkel

17.12.18
Finanzen & Bilanzen

Henkel debütiert mit syndiziertem Green Loan

Als erstes deutsches Unternehmen hat Henkel einen syndizierten grünen Kredit abgeschlossen. Je besser das Nachhaltigkeitsrating der Düsseldorfer ist, desto günstiger werden die Konditionen des 1,5 Milliarden Euro schweren Darlehens.

Der Markt für grüne Finanzierungen wächst. Nach Green Bonds und Green Schuldscheinen kann Deutschland jetzt auch mit dem ersten grünen Kredit aufwarten, bei dem die Konditionen an bestimmte Nachhaltigkeitskriterien geknüpft sind: Henkel hat als erstes deutsches Unternehmen eine solche Kreditlinie vereinbart, wie der Konsumgüterhersteller mitteilte. Die Zinskonditionen des Darlehens sind an die Nachhaltigkeitsperformance des Dax-Konzerns gekoppelt. Je besser Henkel abschneidet, umso geringer fällt die Kreditmarge der Banken aus.

Die syndizierte Kreditlinie, die in der Praxis vom Henkel-Treasury um ihren Leiter Michael Reuter umgesetzt wurde, hat ein Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro und löst die beiden bestehenden 700 Millionen beziehungsweise 800 Millionen Euro schweren Kreditlinien ab. Die Laufzeit beträgt bis zu sieben Jahre. Insgesamt beteiligten sich 15 Banken an dem syndizierten Kredit. Koordiniert wurde die Transaktion von der spanischen Bank Santander und der italienischen Unicredit.

Henkel folgt mit Green Loan auf Philips und Danone

„Wir sind davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit für die Finanzmärkte, Kapitalgeber und Investoren immer wichtiger wird“, kommentiert Henkel-CFO Carsten Knobel die Transaktion. Er sei „stolz“, dass es Henkel als erstem deutschen Unternehmen gelungen sei, einen solchen Green Loan abzuschließen.

Europaweit kam das Instrument zuletzt bereits ein paar Mal zum Einsatz: Den Auftakt machte im April 2017 der niederländische Elektronikkonzern Philips, der einen solchen Positive Incentive Loan über 1 Milliarde Euro aufsetzte. Der französische Lebensmittelkonzern Danone erweiterte seinen 2-Milliarden-Euro-schweren Konsortialkredit im Frühjahr um Nachhaltigkeitskomponenten. In der Schweiz arrangierte das Industrieunternehmen Implenia im Sommer erstmals ein solches Finanzierungsinstrument.

Jüngste Transaktion in dem Segment: Vergangene Woche platzierte das Stromunternehmen Verbund als erstes österreichisches Unternehmen einen grünen Kredit, bei dem der Zinssatz über die gesamte Laufzeit ausschließlich nach dem Nachhaltigkeitsrating des Unternehmens bestimmt wird.

Warum sich Green Bonds und Green Loans unterscheiden

In Deutschland beschränkte sich der Markt für grüne Finanzierungen dagegen bislang vor allem auf Green Bonds und Green Schuldscheine. Erst im Oktober begab der Energieversorger EnBW eine grüne Anleihe über 500 Millionen Euro. Grüne Schuldscheine emittierten etwa Friesland Campina, Nordex und Mann+Hummel. Dem Stromkonzern Verbund gelang neben einem Green Bond auch die Platzierung eines digitalen grünen Schuldscheins über die Plattform des Fintechs VCTrade.

Grünen Anleihen und Schuldscheine funktionieren allerdings nach einer anderen Logik als Kredite mit Nachhaltigkeitskomponente. Die Erlöse der Bonds und Schuldscheine fließen  ausschließlich in nachhaltige Projekte. Bei einem Green Loan, wie ihn Henkel gerade abgeschlossen hat, ist die Herangehensweise eine andere: Die Verwendung der Mittel ist nicht festgelegt. Dagegen wird der Zinssatz von der Nachhaltigkeitsperformance des gesamten Unternehmens beeinflusst.

Mit solchen Krediten öffnet sich der Markt für grüne Finanzierungen auch für Unternehmen, die keine hohen Summen in ausschließlich nachhaltige Projekte investieren können oder wollen. Zumal das Unternehmen mit sinkenden Kreditzinsen einen echten finanziellen Anreiz hat, nachhaltiger zu wirtschaften.

Überprüft wird die Einhaltung der Green-Loan-Kriterien von spezialisierten Ratingagenturen. Bei Henkel sind es mit Sustainalytics, EcoVadis und ISS-oekom gleich drei auf Nachhaltigkeitsbewertungen spezialisierte Anbieter. Ihre Einstufung ist ausschlaggebend für die Anpassung der Zinskonditionen.

Backhaus[at]derTreasurer.de

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