PUMA

16.12.20
Finanzen & Bilanzen

Puma verdreifacht Volumen von Supply Chain Finance

Supply Chain Finance gewinnt an Bedeutung: Der Sportartikelhersteller Puma weitet sein Angebot zur Lieferantenfinanzierung aus, der Automobilzulieferer ZF führt ein Programm für Reverse Factoring ein.

Wegen der Coronakrise gewinnt Supply Chain Finance als Finanzierungsform an Bedeutung. Der Sportartikelhersteller Puma, der schon 2016 ein Programm für Sustainability-linked Lieferantenfinanzierung aufgelegt hat, hat sein Angebot deutlich ausgeweitet: „Früher haben wir im Schnitt jährlich 200 Millionen US-Dollar über das Programm finanziert, in diesem Jahr dürfte sich das Volumen verdreifachen“, berichtet Treasury-Chef Frank Wächter. Wegen der steigenden Nachfrage seitens der Lieferanten habe Puma daran gearbeitet, „die Linien mit den Banken zu erhöhen und zu verbreitern“.

Der MDax-Konzern tat sich aber schwerer als zunächst gedacht damit, Banken zu finden, die bereit waren, direkt über die Supply-Chain-Lösung ein langfristiges Commitment abzugeben. Der Treasury-Chef findet deshalb Gefallen am Auktionsansatz, den einige Fintechs verfolgen: „In diesem Fall kann ich das Geschäft dynamischer zuweisen und verringere die Abhängigkeit von unserer Supply-Chain-Lösung und von einzelnen kooperierenden Banken.“

Es brauche aber nach wie vor Kreditlinien dahinter, die dann eine größere Zahl von Banken stelle. Konkret geplant ist die Einführung eines solchen Tools indes nicht. Die Herzogenauracher nutzen eine cloudbasierte Supply-Chain-Lösung des Softwareanbieters Infor Nexus.

ZF Friedrichshafen führt Supply Chain Finance ein

Auch ZF rollt seit einigen Monaten ein Reverse-Factoring-Programm aus. Der Automobilzulieferer möchte seinen Lieferanten so Zugang zu preiswerter Liquidität gewähren. „Für die breite Masse unserer Lieferanten wird es immer schwieriger, ihre Finanzierung stabil und zukunftsorientiert aufzustellen“, sagt Herbert Hertnagel, Leiter Financial Risk Management bei ZF Friedrichshafen. „Zum einen fahren die Banken ihre Kreditlinien im Automotive-Bereich herunter, zum anderen reduzieren die Kreditversicherer die Limite für große Zulieferer.“ 

Zugleich erhofft sich der Konzern positive Effekte für den eigenen Cashflow: „Analog zu unseren Wettbewerbern prüfen auch wir derzeit, unsere Zahlungsziele auszuweiten“, erklärt Hertnagel. „Mit dem SCF-Programm schaffen wir die Möglichkeit für unsere Lieferanten, dass diese Maßnahme nicht zu Lasten ihrer Liquidität geht.“

Anders als Puma setzt ZF aber nicht auf ein Fintech, sondern auf eine Lösung der spanischen Großbank Santander. „Einer der großen Nachteile, die wir bei Fintechs analysiert haben, war deren geringe Kapazität, uns bei der Anbindung der Lieferanten zu unterstützen“, sagt Risikomanager Hertnagel. Ein weiterer Nachteil sei die geringe globale Verfügbarkeit.

Buchholz[at]derTreasurer.de