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28.09.16
Finanzen & Bilanzen

Rating: Moody’s kooperiert mit Euler Hermes

Euler Hermes und Moody’s wollen gemeinsam ihre Schlagkraft erhöhen. Ab Frühjahr 2017 bieten die beiden Unternehmen gemeinsam neue Ratingdienstleistungen für kleine und große Mittelständler an. Damit steigt der Druck auf Wettbewerber wie Scope.

Der Kreditversicherer Euler Hermes und die Ratingagentur Moody’s arbeiten künftig enger zusammen. Über Euler Hermes Rating wollen die beiden Unternehmen gemeinsam europaweit neue, auf kleine und mittelgroße Unternehmen zugeschnittene Ratingdienstleitungen anbieten. „Die auf kleine und große Mittelständler zugeschnittene Ratingangebote von Euler Hermes Rating“ würden jetzt „durch die nachweislich hohe Kompetenz in der Entwicklung von Ratingmethoden von Moody’s noch weiter gestärkt“, erklärt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in der DACH-Region.

Ab Frühjahr 2017 werden deutsche Mittelständler das neue Ratingangebot nutzen können. Andere europäische Länder sollen bald folgen, kündigten Euler Hermes und Moody’s an. „Wir werden die Aktivitäten unserer Ratingagentur mit aktuellem Schwerpunkt auf Deutschland zukünftig nach Europa ausweiten“, sagt der Euler-Hermes-CEO weiter.

Moody’s erwirbt Anteil an Euler Hermes Rating

Euler Hermes Rating wurde im November 2010 als erste Ratingagentur in Europa durch die Europäische Finanzaufsicht ESMA als Ratingagentur registriert. Der bisherige Fokus der Ratingaktivitäten lag vor allem auf deutsche Emittenten aus dem Mittelstand. Als Teil der Kooperation hat Moody’s einen Anteil von 4,99 Prozent an Euler Hermes Rating erworben, die bisher eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Euler Hermes war.

Die Beteiligung von Moody’s könnte dem Standing von Euler Hermes bei Investoren helfen, da sich viele nicht nur auf die Einschätzung kleinerer Ratingagenturen verlassen möchten. „Wir sind überzeugt, dass wir Mittelständlern in Europa damit einen viel breiteren Zugang zu Kapitalmarktfinanzierung ermöglichen, weil Investoren zukünftig das Risiko von Investments in den Mittelstand nach den von ihnen gewohnten hohen Standards angemessen beurteilen können“, sagt Ralf Garrn, Geschäftsführer von Euler Hermes Rating. Andererseits erhält Moody’s indirekt Zugang zu einer Zielgruppe, die der Ratingagentur bisher eher verschlossen war.

Euler Hermes und Moody’s erhöhen Druck auf Scope

Mit der Kooperation zwischen Euler Hermes und Moody’s kommt erneut Bewegung in den deutschen und europäischen Ratingmarkt für mittelständische Unternehmen. Die Berliner Ratingagentur Scope hat in jüngster Zeit durch eine verstärkte Initiative von sich reden gemacht. „Wir wollen die europäische Alternative zu Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch werden, der europäische Player in diesem Oligopol“, kündigte Scope-Chef Torsten Hinrichs im Herbst vergangenen Jahres bei FINANCE-TV an. Der Ratingexperte Hinrichs war zuvor langjähriger Deutschlanchef von Standard & Poor’s.

Erst vor kurzem ist die ursprünglich auf mittelständische Firmen fokussierte Agentur Scope in die Dax-Liga vorgestoßen und hat mit dem Industriegasekonzern Linde und dem Chemieriesen BASF zwei namhafte Mandanten gewonnen. Im August hatten die Berliner die Übernahme von Feri Eurorating Services abgeschlossen.

Kampf um die Gunst von Mittelständlern

Mit dem neuen Angebot von Euler Hermes und Moody’s steigt die Konkurrenz im Kampf um die Gunst der mittelständischen Unternehmen. Der Markt ist eng: Die meisten CFOs großer Unternehmen setzen auf zwei Ratingeinstufungen. Im Mittelstand sind externe Ratings weiterhin die Ausnahme.

Scope kämpft am Euro-Markt zudem mit einigen Hindernissen. Bislang akzeptiert die Europäische Zentralbank die Scope-Ratings nicht, was die Berlinern massiv stört. Wertpapiere, die Banken als Pfand bei der EZB einreichen können, müssen von S&P, Moody’s, Fitch oder DBRS geratet sein.

Paulus[at]derTreasurer.de

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