Siemens innovativ: Die Münchener platzieren eine digitale Anleihe.

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14.02.23
Finanzen & Bilanzen

Siemens platziert erstmals digitale Anleihe via Blockchain

Der Technologiekonzern Siemens platziert ein Wertpapier via offener Blockchain. Die Münchener nutzen dabei die Möglichkeiten des noch relativ neuen Gesetzes über elektronische Wertpapiere.

Der Siemens-Konzern hat nach eigenen Angaben seine erste digitale Anleihe auf einer öffentlichen Blockchain platziert. Die Münchener nutzen dabei das Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG), das im Juni 2021 in Kraft getreten ist. Siemens sieht sich damit als „Vorreiter bei der kontinuierlichen Digitalisierung der Kapital- und Wertpapiermärkte“. Die Ratingagentur S&P gab dem Papier ein A+, es ist gleichrangig mit anderen Senior-Verbindlichkeiten des Konzerns.

Die Anleihe hat ein Volumen von 60 Millionen Euro und eine Laufzeit von einem Jahr. Damit ist sie für die Münchener eher ein Testballon. Siemens ist dafür bekannt, nicht besonders häufig, dafür aber meist sehr hohe Volumina im Anleihemarkt zu platzieren. So emittierte Siemens etwa für den Kauf des US-Unternehmens Varian durch die Medizintechniktochter Siemens Healthineers milliardenschwere Anleihen, wie Siemens Treasurer Peter Rathgeb im Interview mit DerTreasurer berichtete.

Bemerkenswert ist dabei wohl, dass Siemens eine öffentliche Blockchain nutzte – derlei Transaktionen waren zuvor öfter auf privaten Blockchains exerziert worden. Dabei kann die Technologie aber nicht ihre volle Kraft entfalten, weil nur ein begrenzter Investorenkreis angesprochen wird.

Siemens platziert ohne Banken

Siemens betont, dass die Platzierung gegenüber dem bisherigen Verfahren mehrere Vorteile biete: So könne dadurch auf eine „papierhafte Globalurkunde und ein zentrales Clearing verzichtet werden“. Zudem ist ein direkter Verkauf an Investoren ohne Zwischenverkauf an Banken möglich. Diese Disintermediation nimmt die Investmentbanken also aus der Platzierung heraus, was besonders für global bekannte Emittenten wie Siemens wegweisend sein dürfte.

Ganz auf Banken verzichtet Siemens aber nicht. So erfolge die Zahlungsabwicklung über ein klassisches Bankkonto. Die Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank fungierte bei der Transaktion als Registerführer. Deka Bank, DZ Bank und Union Investment investierten in das Wertpapier.

Das fehlende Bindeglied wäre noch ein digitaler Euro. Da es den bisher noch nicht gibt, mussten Zahlungen herkömmlich abgewickelt werden. „Die Einführung eines digitalen Euro sehen wir als absolut notwendig an, um als EU nicht den Anschluss an den internationalen Wettbewerb zu verlieren“, sagte Peter Rathgeb, Group Treasurer bei Siemens, bereits 2021 gegenüber DerTreasurer.

CFO Ralf Thomas betont innovativen Charakter

Aber auch Siemens-Finanzvorstand Ralf P. Thomas misst dem Thema digitale Finanzierung einen hohen Wert bei und zieht einen direkten Vergleich mit den Produkten von Siemens, mit denen der Konzern Kunden bei deren digitaler Transformation „sehr erfolgreich“ unterstütze. „Daher ist es nur konsequent, dass wir auch in unserem Finanzbereich die neuesten digitalen Lösungen testen und nutzen“, meint Thomas. 

Binnen zwei Tagen wurde die Transaktion nach eigenen Angaben abgeschlossen. „Mit dem Schritt weg vom Papier hin zu einer Abwicklung des Wertpapiers auf einer öffentlichen Blockchain können wir Transaktionen bedeutend schneller und effizienter als bisherige Anleiheemissionen abwickeln“, wird auch Peter Rathgeb in der Mitteilung zitiert. Der Siemens-Treasurer stellt zudem in Aussicht: „Wir werden die weitere Entwicklung aktiv vorantreiben.“

Dentz[at]derTreasurer.de