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18.11.15
Finanzen & Bilanzen

S&P sorgt für Unruhe am Hybridmarkt

Ende Oktober schockte die Ratingagentur S&P die Hybridemittenten und erkannte einigen Bonds den teilweisen Eigenkapitalcharakter wieder ab. In Deutschland sind RWE, Bertelsmann und Merck betroffen.

Ende Oktober hat die Ratingagentur Standard & Poor’s die Entscheidung bekanntgegeben, einigen Hybridanleihen den Eigenkapitalcharakter abzuerkennen. In Deutschland sind davon Bonds von Merck, Bertelsmann und RWE betroffen. RWE veröffentlichte noch am selben Tag eine Stellungnahme. „Es ist sehr merkwürdig, dass S&P Hybridanleihen, die die Agentur noch vor wenigen Monaten geprüft und bewertet hat, jetzt unvermittelt umklassifiziert“, bemerkte Bernhard Günther, Finanzvorstand der RWE AG. „Mit solch erratischem Verhalten wird Vertrauen bei Investoren und Emittenten zerstört.“

Hintergrund der Entscheidung ist das manchmal schwierige Zusammenspiel zwischen den Regelungen von Moody’s und S&P. Aus Sicht Moody‘s verliert eine Hybridanleihe ihren teilweisen Eigenkapitalcharakter, wenn das Unternehmen sein Investmentgrade-Rating verliert. Die von der S&P-Entscheidung betroffenen Hybridanleihen enthalten ein Rückkaufsrecht, das den Emittenten erlaubt, die Bonds vorzeitig zu kündigen, wenn dieser Fall eintritt. „Für S&P widerspricht dieses Rückkaufsrecht der allgemeinen Logik einer Hybridanleihe“, erklärt Martin Wagenknecht, Head of Debt Capital Markets in der DACH-Region bei Société Générale.

Vorgehen von S&P in der Kritik

Für den Eigenkapitalcharakter der Bonds werden die Investoren mit einer höheren Prämie kompensiert. „Und Eigenkapital soll ja gerade in Zeiten, in denen es einem Unternehmen wirtschaftlich schlechter geht, als Puffer für die vorrangigen Kreditgeber dienen“, so Wagenknecht. Doch diese Idee verfehlt ihre Wirkung, wenn Unternehmen ihre Hybridanleihen vorzeitig tilgen können, sobald sie ein Moody’s Non-Investmentgrade-Rating erhalten.

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