Der Supply-Chain-Finance-Anbieter Taulia vermeldete kürzlich die Zahlen des ersten Halbjahrs 2021: Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz um 42 Prozent gestiegen. Absolute Werte teilte Taulia zwar nicht mit, seit 2019 arbeite das Fintech profitabel. Zudem habe Taulia mit der SEB, Bradesco (Brasilien), DBS und der CoBank neue Refinanzierungspartner gewonnen.
Besonders der letzte Punkt dürfte aufhorchen lassen, hatte Taulia doch im Zuge des Greensill-Desasters ungewollt für Schlagzeilen gesorgt. Der Supply-Chain-Finance-Anbieter hatte in der Vergangenheit mit der britischen Gesellschaft Greensill Capital zusammengearbeitet, die wie die deutsche Greensill Bank inzwischen insolvent ist. Als die Probleme bei Greensill im März dieses Jahres bekannt wurden, stellte kurzfristig ein Konsortium um JP Morgan, Unicredit, UBS und die spanische BBVA 6 Milliarden US-Dollar als Funding für Taulia zur Verfügung.

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Taulia trotzt dem Greensill-Debakel
Refinanzierung neu aufgestellt
„Taulia hat damals schon ein Multifinanzierungsmodell verfolgt. Wir haben schnell mit unseren Partnern und anderen Finanzinstituten eine Lösung erarbeitet, um die durch den Wegfall von Greensill entstandene Lücke zu füllen“, sagt Taulia-Manager Alexander Mutter. Er berichtet von einem sehr arbeitsreichen Wochenende, an dem die neue Finanzierung arrangiert wurde.
Zu dem Zeitpunkt war Mutter erst wenige Monate für das Fintech tätig: Er kam im Oktober 2020 von HSBC zu Taulia und war zunächst als Managing Director of Capital Markets für die Refinanzierung und die Bankbeziehungen von Taulia zuständig. Mit dem Weggang des ehemaligen Taulia-Spezialisten Michael Rieskamp zu JP Morgan im Mai hat sich inzwischen auch Alexander Mutters Position geändert: Er ist seither für die Vertriebsaktivitäten von Taulia als Head of Enterprises EMEA-Region bei Taulia zuständig. Mutters vormalige Rolle hat inzwischen Wasif Raza übernommen.

Taulia
Keine Ausfälle für Greensill über Taulias Plattform
Zwischen dem Geschäft von Taulia und dem anderen Geschäft, das über die Greensill Bank und Greensill Capital refinanziert worden sei, zieht Mutter eine klare Grenze: „Bei den Unternehmen, die Taulias Plattform und Technologie nutzen, gab es keinen einzigen Ausfall“, betont Mutter und fügt hinzu: „Unsere Plattform ermöglicht Lieferanten eine flexible Finanzierung auf der Basis eines unwiderruflichen Zahlungsversprechens des Käufers.“ Die Belege der Rechnungen würden dabei über Enterprise Resource Planning Systeme (ERPs) auf die Plattform übertragen. Dies sei immer transparent und nachvollziehbar gewesen. Bei anderen Geschäften von Greensill habe es nie eine Geschäftsbeziehung zu Taulia gegeben.
„Wir haben schnell eine Lösung erarbeitet, um die durch den Wegfall von Greensill entstandene Lücke zu füllen.“
Es besteht bis heute der Verdacht, dass der indische Gupta-Konzern bei Greensill Gelder im großen Stil abgezogen haben könnte. Laut dem Nachrichtendienst Bloomberg bildeten Ansprüche an die sogenannte GFG Alliance – also die Gupta-Gruppe – Ende 2019 rund zwei Drittel der Bilanzsumme. Wie die Bafin schreibt, ist die Greensill Bank nicht in der Lage, den Nachweis über die Existenz von Forderungen zu erbringen, die sie von GFG gekauft hat.
Finanzentscheider müssen genauer prüfen
Eine Lehre aus dem Greensill-Fall dürfte sein, dass Finanzverantwortliche noch stärker hinterfragen, wer die Forderungen der neuartigen Supply-Chain-Finance-Plattformen refinanziert. Hier kann Taulia jetzt auf ein namhaftes Bankenkonsortium verweisen.
In Deutschland nutzen große Konzerne im Lebensmitteleinzelhandel, der Logistiker Schenker und neuerdings auch ein großer Chemie- und Pharmakonzern die Taulia-Plattform. „Wir sind mit weiteren großen Unternehmen im Gespräch“, sagt Mutter. Speziell die Coronakrise habe dazu geführt, dass einige Konzerne nun eine Supply-Chain-Finance-Lösung einführen wollten, nachdem sie zuvor immer nur damit geliebäugelt hätten. Mit den digitalen Prozessen und der Bankunabhängigkeit wirbt Mutter für Taulias Produkt.
Dentz[at]derTreasurer.de

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