Trumpf: „Eigene Bank auch für andere Mittelständler“

Trumpf Gruppe, David Franck Photographie

07.04.14
Finanzen & Bilanzen

Trumpf: „Eigene Bank auch für andere Mittelständler“

Der Laserspezialist und Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf hat im Februar eine Vollbank gegründet. Dieses Modell könnte auch für andere mittelständische Unternehmen interessant sein, glauben zumindest Hans-Joachim Dörr und Dieter Ulrich, Geschäftsführer der Trumpf Financial Services.

Bislang besitzen eher Großkonzerne, allen voran die großen Autobauer, eine eigene Bank. Wie kam es dazu, dass ein Mittelständler wie Trumpf eine Vollbanklizenz beantragt?
Hans-Joachim Dörr: Wir von Trumpf bieten seit zehn Jahren über unsere beiden Leasinggesellschaften in Deutschland und der Schweiz Absatzfinanzierungen europa- und weltweit an. Allerdings stößt man da schnell an Grenzen, da es in jedem europäischen Land regulatorische Besonderheiten gibt. Das war mit einer der Hauptbewegründe für die Gründung einer Vollbank.

Was ändert sich jetzt?
Hans-Joachim Dörr: Über den sogenannten EU-Passport, den wir im Zuge der Vollbanklizenz erhalten haben, können wir jetzt grenzüberschreitende Dienstleistungen anbieten, ohne dass gesonderte Zulassungsverfahren notwendig sind.

Was ist das Geschäftsmodell der Trumpf-Bank?
Dieter Ulrich: Unser Geschäftsmodell ist die Absatzfinanzierung von Trumpf-Maschinen.  90 Prozent aller Maschinen, die 400.000 Euro und mehr kosten, werden finanziert. Einen guten Teil davon finanzieren wir selbst. Diesen Anteil wollen wir stark ausbauen. Ausgehend von unserer Leasinggesellschaft, bieten wir nun neben Leasing und Mietkauf das klassische Bankgeschäft an - also die Kreditfinanzierung sowie demnächst auch für unsere Mitarbeiter Spar- und Festgeldkonten. Darüber hinausgehende Finanzdienstleistungen planen wir nicht.

Waren die erhöhten regulatorischen Anforderungen an die Leasinggesellschaften ebenfalls ein Argument für eine Banklizenz?
Hans-Joachim Dörr: Ja. Seit 2008 haben sich die Regularien für Leasinggesellschaften in Deutschland deutlich verschärft. Wir wurden zwar von der Gewerbesteuer befreit, unterliegen aber im Rahmen von „KWG light“ einer eingeschränkten Beaufsichtigung durch die Finanzaufsicht (BaFin) und die Deutsche Bundesbank. Gleichzeitig konnten wir aber als Leasinggesellschaft nur ein eingeschränktes Produktportfolio anbieten.

Sie konnten Ihre bestehende Leasinggesellschaft in eine Bank transformieren. Hat das den Prozess erleichtert?
Dieter Ulrich: Der Prüfungsverband der Banken konnte bei uns zwar einen Abgleich mit dem Ist-Zustand der Leasinggesellschaft machen, wir mussten aber trotzdem alle Prozesse überprüfen und sie an die Anforderungen von MaRisk anpassen. Das war eine riesige Aufgabe, denn die Mindestanforderungen an das Risikomanagement sind für alle Banken gleich. Da spielt es keine Rolle, ob es sich um eine  Geschäftsbank oder um ein Industrieunternehmen handelt.

Zeitplan: Von der Entscheidung bis zum Erhalt der Vollbanklizenz

Anfang 2012: Entscheidung, eine Vollbank zu gründen, wird gefällt.
Oktober 2012: Unterlagen werden bei der BaFin eingereicht.
Januar 2013: Dieter Ulrich, der früher bei der Volksbank Heidenheim und bei Sal. Oppenheim tätig war, stößt als zweiter Geschäftsführer zu Trumpf Financial Services.
Februar/März 2013: Prüfer der Bundesbank und der BaFin sind bei Trumpf zu Besuch und überprüfen die Prozesse.

Die Gründung der Bank Trumpf Financial Services hat rund 15 Monate gedauert. Dabei hat der Laser- und Werkzeugmaschinenbauer die bestehende Leasinggesellschaft in eine Bank transformiert.

Beim Risikomanagement ist einiges zu beachten. Wie ist das Bankgeschäft vom operativen Geschäft getrennt?
Dieter Ulrich: Wir in der Bank haben einen Absatzvertrieb. Die Gruppe hat Mitarbeiter für den Maschinenvertrieb. Das ist komplett getrennt. Das Bankgeheimnis ist gewahrt.

Sie bezeichnen die Bank als Motor für den Vertrieb. Im Mittelpunkt steht die Finanzierung der von Trumpf verkauften Maschinen. Wie erfolgt die Risikoprüfung, wenn der Vertrieb im Lead ist?
Hans-Joachim Dörr: Der Maschinenvertrieb bindet uns stark ein. Er gibt uns einen Hinweis, wenn ein Kunde an einer Finanzierung interessiert ist, dann übernehmen wir von der Bank. Unsere Kreditentscheidung fällen wir letztlich aber ganz autonom. Wir entscheiden hier in der Bank nach einer Bonitätsprüfung, ob wir die Finanzierung abschließen wollen oder nicht – unabhängig vom Maschinenvertrieb.

Wie sind die Bankrisiken von den operativen Risiken getrennt?
Dieter Ulrich: Die Finanzierung wird über die Trumpf Financial Services GmbH, die die Banklizenz besitzt, abgebildet. Die Trumpf Finance Schweiz AG gehört auch zur Absatzfinanzierung. Koordiniert wird die Absatzfinanzierung über einen Bereich, der an die Holding angeschlossen. Alles was über 12 Monate läuft, erfordert eine Bonitätseinschätzung. Bei einer Laufzeit von weniger als einem Jahr stufen wir es als Zahlungsziel ein.

Wollen Sie Ihre Bank auch für andere Unternehmen in der Region in der Absatzfinanzierung öffnen?

Dieter Ulrich: Das ist derzeit nicht geplant. Schon seit Jahren bekommen wir von anderen Unternehmen Anfragen, ob wir Absatzfinanzierungen für sie abwickeln können. Jetzt kommen viele auf uns zu und fragen, ob das Modell auch für ihr eigenes Unternehmen geeignet ist.

Der Betrieb einer Bank ist teuer und lohnt sich erst ab einem gewissen Volumen. Wie groß ist der Aufwand, eine Bank aufzubauen und zu unterhalten?
Hans-Joachim Dörr: Durch die Bankgründung hatten wir natürlich Zusatzkosten. Diese werden wir aber durch das Bankgeschäft mehr als kompensieren. Zudem hilft es uns, dass wir nicht auf der grünen Wiese anfangen mussten.

Welche Wachstumspläne haben Sie für die kommenden Jahre?
Dieter Ulrich: Innerhalb von drei Jahren wollen wir unser Neugeschäft verdoppeln. Wir wollen einen möglichst hohen Anteil der Finanzierung selbst machen.

Paulus(*)derTreasurer(.)de