Treasury-Chef Olaf Weber hat für Vonovia im vergangenen Jahr mehrere Milliarden Euro am Anleihemarkt eingesammelt.

Daniel Schumann

13.01.22
Finanzen & Bilanzen

„Konnten eigenen branchenspezifischen ,Weltrekord' überbieten“

Vonovia hat im vergangenen Jahr mit der Übernahme von der Deutschen Wohnen einen Mega-Deal gestemmt. Anleihen haben bei der Refinanzierung des Deals eine wichtige Rolle gespielt. Vonovias Finanzleiter und Treasury-Chef Olaf Weber spricht mit DerTreasurer über die Besonderheiten dieser Anleiheemissionen.

Olaf Weber blickt auf ein herausforderndes Jahr zurück. Als Leiter Finanzen und Treasury von Vonovia ist er für alles rund um Finanzierung, Cash-, Liquiditäts- und Finanzrisikomanagement bei dem Immobilienkonzern verantwortlich. So war er auch bei der Übernahme von Deutsche Wohnen, Vonovias größtem Konkurrenten, in diesem Jahr ganz vorne mit dabei. Ein Mega-Deal für den Dax-Konzern: Der Transaktionswert lag bei 30 Milliarden Euro.

Noch vor der Syndizierung der Brückenfinanzierung im Juni in Höhe von 22,4 Milliarden Euro wollte Vonovia Nägel mit Köpfen machen und begann mit der Refinanzierung des milliardenschweren Deutsche-Wohnen-Deals: Der Immobilienkonzern platzierte fünf unbesicherte und festverzinsliche Anleihen im Volumen von insgesamt 4 Milliarden Euro am Kapitalmarkt.

„Es handelt sich hierbei um die größte Anleihetransaktion, die weltweit jemals von einem Unternehmen in unserem Sektor platziert worden ist“, sagt Weber nicht ohne Stolz. Das Interesse der Investoren war groß: Mit einer Nachfrage von knapp 18 Milliarden Euro war die Anleihe 4,5fach überzeichnet. Eine deutliche Überzeichnung ist bei Investmentgrade-Emittenten zwar keine Seltenheit, in dieser Größenordnung aber beachtlich.

Vonovia platzierte weitere milliardenschwere Anleihen

Doch Ende Juli kam die große Enttäuschung und Ernüchterung: Vonovia scheiterte an der Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent aller Deutsche-Wohnen-Aktien. Aber der Immobilienkonzern wagte kurz darauf einen neuen Anlauf, verbesserte das Angebot leicht und verzichtete auf eine Mindestannahmeschwelle.

Bereits im August refinanzierte Vonovia einen Teil der frisch verhandelten Akquisitionsfinanzierung mit weiteren Anleihen in einem Volumen von 5 Milliarden Euro. Das Orderbuch lag Unternehmensangaben zufolge bei fast 20 Milliarden Euro.

„Mit dieser Emission konnten wir unseren eigenen, zwei Monaten alten branchenspezifischen ,Weltrekord' deutlich überbieten“, sagt Weber stolz. „In Deutschland wurden in den vergangenen 20 Jahren insgesamt lediglich vier größere Transaktionen platziert.“ Damit hat Vonovia nun gut 26 Milliarden Euro an Anleihen ausstehen – eine beachtliche Summe. Weitere rund 3 Milliarden Euro kommen mit der Übernahme von Deutsche Wohnen dazu.

Update am 13. Januar 2022:
Vonovia hat mit der Vermarktung eines Schuldscheins begonnen. Das Papier soll ein Volumen von 500 Millionen Euro haben, berichtet Bloomberg. Die Laufzeiten der Tranchen lägen zwischen fünf und 30 Jahren.

Kommt bald ein Schuldschein von Vonovia?

Um das durchschnittliche jährliche Refinanzierungsvolumen von 3 bis 4 Milliarden Euro stemmen zu können, sei eines schon jetzt sicher, sagt Weber: „Perspektivisch wollen wir unsere Finanzierungstruktur weiter diversifizieren und andere Finanzierungstöpfe in Euro anzapfen.“ Dazu könnte beispielsweise ein Schuldschein  zählen – oder eine neue besicherte Finanzierung wie ein Pfandbriefdarlehen.

„Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass wir uns irgendwann einmal außerhalb von Europa zu günstigen Konditionen refinanzieren wollen“, erläutert Weber. Da kämen die Kapitalmärkte in den Vereinigten Staaten, Asien, Großbritannien und auch der Schweiz in Frage. Allein im kommenden Jahr muss Vonovia Anleihen in einem Gesamtvolumen von knapp 2,6 Milliarden Euro refinanzieren. Da bleibt für Weber und sein Treasury-Team auch nach der Mega-Übernahme von Deutsche Wohnen und den milliardenschweren Bonds in diesem Jahr noch einiges zu tun.

Paulus[at]derTreasurer.de
 

Das ausführliche Interview zur Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonovia können Sie in der aktuellen Printausgabe 4/2021 von DerTreasurer nachlesen, die Sie hier abonnieren oder direkt als E-Paper beziehen können.