Gute Zeiten für Treasurer: Viele haben in den letzten Monaten das attraktive Zinsumfeld genutzt, Kredite vorzeitig refinanziert und Cash-Management-Verträge aufgeschnürt. Auf breiter Front konnten viele Finanzabteilungen Finanzierungskosten und Bankgebühren drücken. Neben dem attraktiven Zinsumfeld ermöglicht das vor allem der scharfe Wettbewerb unter den Banken. Inzwischen sind die Spuren des Konkurrenzkampfs auch in den Bankbilanzen sichtbar. Ertragsrückgänge und eine höhere Risikovorsorge im Firmenkundengeschäft belasten die Bankbilanzen laut dem aktuellen Corporate Banking Index von Bain & Company.
„Da alle Bankengruppen in Deutschland im Firmenkundengeschäft deutlich wachsen und Marktanteile gewinnen wollen, müssen die Margen unter Druck geraten“, sagt Bankenexperte Walter Sinn, Deutschland-Chef der Beratungsgesellschaft. Die Erträge im Corporate Banking sind im zweiten Halbjahr 2013 nach Berechnungen von Bain um 4 Prozent zurückgegangen, die Profitabilität im gleichen Zeitraum sogar um 27 Prozent.

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Warnsignale aus dem Firmenkundengeschäft
Weckruf für die Banken
„Es herrschen ein Verteilungskampfs und ein Verdrängungswettbewerb“, betont Sinn. „Nahezu alle Bankengruppen haben nach der Finanzkrise Wachstumsoffensiven im Mittelstand ausgerufen. Wir erwarten, dass der Druck auf die Erträge und die Profitabilität auch im laufenden Jahr anhält.“
Allerdings schmälert nicht nur die Konkurrenz unter den Banken die Gewinne. Besonders höhere Risikokosten haben zu einem schwächeren Aufwand- Ertrag-Verhältnis („Cost-Income-Ratio“) der Geldhäuser beigetragen. Um beinahe 80 Prozent sind sie in der zweiten Jahreshälfte 2013 im Vergleich zum ersten Halbjahr hochgeschnellt. Letzteres liegt allerdings nicht unbedingt daran, dass die Banken höhere Risiken eingegangen sind, sondern eher daran, dass sie bestehende Risiken strenger bewerten.
„Wir sehen einen wesentlichen Grund in einer Neubewertung von Risiken im Vorgriff des Asset Quality Review durch die EZB“, sagt Sinn. Vor dem Hintergrund der nahenden Stresstests haben etliche Häuser ihre Aktiva konservativer als in der Vergangenheit bewertet. Doch bestehe auch eine Gefahr, dass Banken künftig höhere Risiken eingehen.
In diesem Umfeld verwundert es nicht, dass das Zusatzgeschäft unter den Erwartungen bleibt: Viele Finanzinstitute haben es laut den Studienmachern nicht geschafft, die Möglichkeiten des Cross-Selling zu heben. „Kein Wunder, wenn man die Businesspläne der in Deutschland aktiven Banken übereinanderlegt, überschreiten die Erwartungen für das Cross-Selling deutlich die 100 Prozent“, meint ein Vertreter einer Auslandsbank. „Das kann nicht aufgehen.“
Obwohl Treasurer von dem Kampf der Banken noch profitieren, sind die aktuellen Zahlen nicht ausschließlich positiv. In den kommenden Monaten und Jahren werden die Ansprüche ihrer Banken an ein attraktives Zusatzgeschäft im Cash Management, dem Hedging oder Kapitalmarktgeschäft wachsen. Man kann davon ausgehen, dass Geldhäuser sich mittelfristig wieder von einzelnen Kunden oder ganzen Segmenten zurückziehen werden, wenn sie ihre Erwartungen enttäuscht sehen.
Die Unternehmensberater von Bain mahnen außerdem an, dass die Banken ihre Kundenorientierung nicht schleifen lassen sollen. Viele hätten sich in den letzten Jahren stärker um die Risikomanagementsysteme gekümmert. Die rückläufigen Erträge seien daher ein Weckruf.
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