Hafen in Hamburg: Die Commerzbank will die Digitalisierung im Trade Finance vorantreiben.

eyewave - stock.adobe.com

21.02.22
Finanzen & Bilanzen

Was die Commerzbank im Trade Finance plant

Die Handelsfinanzierung hinkt in Sachen Digitalisierung noch hinterher. Die Commerzbank will jetzt Blockchain, Industrie 4.0 und ihre Plattform Marco Polo vorantreiben.

Die Handelsfinanzierung ist ein Bereich, der im Vergleich zu anderen Feldern im Corporate Finance kaum von der Digitalisierung profitiert. Doch die kommenden zehn Jahre dürften auch im Trade Finance für Veränderung sorgen, prognostiziert Alexander Pawellek, Principal Product Owner, Trade Finance Digitalization & Strategy bei der Commerzbank. „Unsere Kunden machen Druck, und wir als Bank müssen die Wünsche erfüllen.“

Die Coronakrise habe den Bereich Trade Finance eher befeuert als abgeschwächt, weil die Finanzierung des Handels eine wichtige Rolle eingenommen habe, sagt Pawellek. „Wir sehen einen hohen Bedarf an unseren Produkten, damit Unternehmen die Liquidität entlang ihrer Lieferkette sicherstellen können.“ Große Hoffnungen setzt die Commerzbank auf relativ neue Technologien wie die Distributed-Ledger-Technologie (DLT), auf der auch die Blockchain basiert. 

Commerzbank: Marco Polo mit weiteren Pilotkunden

Mit dem Projekt „Marco Polo“ war der Commerzbank im Mai 2021 in der Handelsfinanzierung ein Durchbruch gelungen, als erstmals auf Blockchain basierende Exportfinanzierungen mit KSB und Voith als Live-Transaktion durchgeführt werden konnten. Seitdem hat die Commerzbank mit Zwickauer Kammgarn und MAN Truck and Bus noch weitere Kunden gewonnen. Bei MAN handelte es sich um eine Pilot-Transaktion im Dezember, die mit der georgischen TBC Bank und der Tegeta-Gruppe abgeschlossen wurde.

Der Markt ist indes hart umkämpft: Konkurrenzprojekte zu Marco Polo sind etwa Contour (HSBC) und We trade (unter anderem Hypovereinsbank). Auch die mangelnde Digitalisierung der Behörden sowie fehlende Gesetzgebung beim Thema Blockchain stellen noch Hürden dar.

Bringt Industrie 4.0 den gewünschten Boost?

Im Trade Finance erhoffen sich die Commerzbank und Pawellek durch weitere Technologien wie das Internet of Things (IoT) oder Industrie 4.0 mittel- bis langfristig erhebliche Fortschritte. „In der Produktion ist das IoT schon angekommen, die Anbindung an andere Abteilungen ist aber meist noch nicht existent“, sagt Pawellek. Letztlich müsse das Ziel eine Ende-zu-Ende-Automatisierung sein.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit bewegt sich im Trade-Finance-Bereich etwas. „Unternehmen müssen die Vorgaben aus dem Lieferkettengesetz zu überschaubaren Kosten umsetzen können, hier braucht es noch bessere Lösungen“, so Pawellek. „Ein konkretes Beispiel hierfür wäre bei künftigen Handelsgeschäften ein Screening aller Parteien auf ihr ESG-Rating, so dass ein abgeschlossener Vertrag automatisch Nachhaltigkeitskriterien erfüllt.“

Eich[at]derTreasurer.de