Für Nachwuchskräfte ist das Treasury oft unbekanntes Terrain.

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29.06.23
Persönlich & Personal

Treasury und Young Professionals – es ist kompliziert

Viele Treasury-Abteilungen suchen händeringend Nachwuchskräfte. Gleichzeitig ist Berufseinsteigern das Berufsbild oftmals noch zu unbekannt.

Von A wie Aval bis Z wie Zahlungsverkehr - wohl kein zweiter Unternehmensbereich bietet seinen Beschäftigten so viele Facetten wie das Treasury. Diese Tatsache steht oft im krassen Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung. Gerade unter Vertretern der derzeit langsam, aber sicher ins Arbeitsleben einsteigenden und als besonders anspruchsvoll geltenden „Generation Z" fristet das Treasury regelmäßig ein Schattendasein. Was sind die Gründe dafür? Und wie können Unternehmen besser bei Young Professionals punkten? DerTreasurer hat sich umgehört.

Die erste Erkenntnis: Da es für Treasury keinen eigenen Studiengang oder „nur" einige wenige Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote gibt, haben viele Young Professionals während ihrer Ausbildung nur eine vage Vorstellung vom Berufsbild Treasury und dessen Stellenwert für ein Unternehmen. „Treasury wird an der Universität eher als angrenzender Bereich zum Controlling und Accounting dargestellt, wenn es überhaupt erwähnt wird", so die Beobachtung von Nicole Fritsche, Recruiterin bei Finance Professionals, einem Netzwerk von Treasurern für die Aus- und Weiterbildung.

Kein direkter Zugang ins Treasury

Dieser Eindruck wird von den Treasury-Nachwuchskräften mehrheitlich bestätigt. So berichtet etwa Markus Hillenbrand, der seit gut zweieinhalb Jahren im Global Treasury von SAP arbeitet: Theoretische Modelle, die in einem Treasury umgesetzt werden, seien zwar durchaus in „einigen Vorlesungen seines BWL-Studiums vermittelt" worden. „Andere Bereiche wie Controlling, Tax, Banking und Beratung waren aber wesentlich prominenter vertreten", so das Fazit des 29-jährigen Jung-Treasurers.

Dass er sich am Ende trotzdem für einen Einstieg ins Treasury begeistern konnte, lag nicht zuletzt am Besuch einer besonderen Corporate- Finance-Vorlesung: „Diese wurde von einem Professor gehalten, der selbst im Treasury und anschließend als CFO tätig war", erinnert sich Hillenbrand. „Im Nachhinein war das wohl der ausschlaggebende Punkt für mein Interesse, dort einen Einblick in die Praxis zu erhalten", erzählt er, der bereits während seines Studiums knapp eineinhalb Jahre als Werkstudent im Global Treasury bei SAP arbeitete. 

Ein anderer Zugang ins Treasury ist ein duales Studium. So war es auch bei Jonas Igel, der auf diese Weise seinen ersten Praxiseinsatz im globalen Treasury von Siemens Healthineers absolvierte. „Dort konnte ich einen grundlegenden Überblick über die verschiedenen Aufgabengebiete im Treasury gewinnen", erzählt der 22-Jährige, der seit September 2022 als Junior Manager Funding & Liquidity im Treasury für den Erlangener Medizintechnikhersteller aktiv ist. Zu den Themen zählten Finanzierung, Liquiditätsmanagement und -planung, Risk Control Management, Hedging, Commodity und Cash Management, Trade Finance sowie Pensions.

Jung-Treasurer mit klaren inhaltlichen Präferenzen

Längst nicht alle Themen bereiten den Young Professionals dabei gleich viel Freude. Als Favoriten kristallisieren sich bei den von DerTreasurer Befragten die Segmente Finanzierung und Risikomanagement heraus, auch am Thema „Automatisierung von Prozessen" wird zumeist reges Interesse bekundet.

Als weniger spannend werden hingegen Sacharbeiten, beispielsweise bei der Erfüllung banken- und aufsichtsrechtlicher Anforderungen, empfunden: „KYC-Prozesse etwa können sich lange hinziehen und erfordern zum Teil einen hohen manuellen und zeitlichen Aufwand", bringt es Hillenbrand stellvertretend auf den Punkt.

Differenziert fallen die Antworten der Nachwuchskräfte hinsichtlich ihrer Erwartungen an einen modernen Arbeitgeber aus. „Letztendlich können wir nicht unendliche Erwartungen stellen, bevor wir selber nichts geleistet haben", meint ein Young Professional, der anonym bleiben möchte. Die Möglichkeit zum flexiblen und mobilen Arbeiten, die ihm sein Arbeitgeber – ein Automobilzulieferer – einräume, wolle er ähnlich wie viele seiner jungen Kollegen gleichwohl nicht missen.

Auch nach Meinung von Siemens-Healthineers-Treasurer Jonas Igel sollte das Angebot nicht überstrapaziert werden: „Besonders junge Leute, die gerade erst voll ins Berufsleben einsteigen, profitieren vom Arbeiten im Office und dem Austausch mit Kollegen in Präsenz."

Welche weiteren Themen Nachwuchs- Treasurer umtreiben und welche Lehren es daraus zu ziehen gilt, lesen Sie in der aktuellen Print-Ausgabe von DerTreasurer.

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