Der Wechsel des Treasurer zum Start-up sollte das Highlight der Karriere sein.

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22.11.22
Persönlich & Personal

Wenn der CFO-Traum platzt

Der Treasurer Paul Metzger sichert sich den langersehnten CFO-Posten. Doch der Wechsel wird zum Albtraum: Er ist einem Betrüger aufgesessen.

Es fing an wie so viele Jobwechsel heutzutage: Treasurer Paul Metzger, der in Wirklichkeit anders heißt, erhielt eine Anfrage eines Headhunters über LinkedIn. Ein Start-up aus einer deutschen Großstadt suche einen Head of Finance. Der CEO sei ein „anerkannter solventer Unternehmer“, pries der Dienstleister die Position an. Wenig später traf Metzger sich mit dem CEO persönlich, die Chemie stimmte.

Der Unternehmenschef bot dann sogar an, Metzger zum CFO zu berufen - zu einem Jahresgehalt von 200.000 Euro. „Ich hatte immer den Traum, CFO zu werden; hier schien alles zusammenzupassen“, berichtet Metzger. Der Manager hatte in den Vorjahren die Treasury-Abteilungen von bekannten Konzernen geleitet. Es schien für den erfahrenen Manager wie ein krönender Karriereschritt. Er sagte ja und trat den neuen Job an.

Treasurer sitzt einem Betrüger auf

Wenige Monate später ist nichts mehr von diesem Traum übrig. „Ich sollte die Bilanzen fertig machen, es fehlten aber Rechnungen im Original, einige wirkten wie Scheinbuchungen.“ Die Augen habe Metzger letztlich der Steuerberater geöffnet, der ihn eindringlich vor seinem neuen Chef gewarnt habe. Der Unternehmer habe weder Umsatz- noch Lohnsteuer abgeführt, auch die Gehälter der Mitarbeiter habe er nur teilweise gezahlt. Metzger habe nie ein Gehalt erhalten.

„Ich hatte ein argwöhnisches Gefühl schon zu Beginn“, erzählt Metzger. „Aber es gab für alles eine Erklärung. Ich dachte, das sei eine Durststrecke. Das Geschäftsmodell an sich hat mich überzeugt.“ Er sei nicht der einzige Geschädigte: Auch die Steuerberatung habe rund eine halbe Million Euro auf das Mandat abschreiben müssen. Der Personalvermittler habe ebenfalls kein Geld erhalten. 

CFO-Traum blendete Treasurer Metzger

Für Metzger besonders ärgerlich: Er hat den Lebensmittelpunkt seiner Familie in die Großstadt verlagert. „Meine Frau hat extra einen Versetzungsantrag gestellt, sie arbeitet bei einer Behörde.“ Ein Umzug zurück ist nicht mehr möglich, da auch seine Frau nun in der neuen Stadt arbeitet. Metzger hat mittlerweile zwar einen neuen Job, schielt aber schon auf andere Aufgaben. „Es ist eine Übergangslösung.“

Rückblickend zeigt er sich enttäuscht vom Personalvermittler: „Da wurden nicht einmal einfache Kreditprüfungen gemacht. Das kann ich nicht nachvollziehen. In der Stadt hat der Unternehmer einen sehr negativen Ruf.“ Aber der Treasurer ist auch selbstkritisch: „Die Versuchung, CFO zu werden, war groß. Da habe ich mich fehlleiten lassen und gewisse Dinge ausgeblendet“, sagt Metzger.

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