Commerzbank steigt bei Hedging-Fintech ein

Die Commerzbank beteiligt sich an einem weiteren Fintech. Über ihren Frühphaseninvestor Main Incubator steigt die Bank bei dem FX-Fintech 21 Strategies ein. Das teilte die Forschungs- und Entwicklungseinheit der Commerzbank am heutigen Montag mit. Zusammen mit der Venture-Capital-Gesellschaft Forest Capital aus den Vereinigten Arabischen Emiraten investiert die Commerzbank einen siebenstelligen Betrag in das Münchener FX-Fintech, das nach Angaben von Main Incubator erst am 9. April diesen Jahres offiziell gegründet  wurde.

Damit verteilen sich die Unternehmensanteile von 21 Strategies auf den Main Incubator, Forest Capital sowie die Fintech-Gründer Yvonne Hofstetter, Christian Brandlhuber und Scott Jon Muller. Die drei Gründer  halten zusammen die Mehrheit an dem Start-up. Zur genauen Verteilung der Anteilsverhältnisse äußerten sich die beteiligten Parteien nicht.

FX-Fintech will Hedging komplett automatisieren

Das Start-up 21 Strategies wirbt damit, Treasurern und CFOs mit dem Tool Hedge 21 eine datenbasierte und automatisierte Lösung zu bieten, die den Entscheidungsprozess beim Hedging unterstützt. Damit will das Fintech eigenen Angaben zufolge eine Lücke in dem schon weitgehend softwaregestützten Hedging-Prozess der Unternehmen schließen.

Der Hintergrund: Viele Treasury-Abteilungen haben bereits große Teile ihres Absicherungsprozesses im Rohstoff- und Währungsmanagement automatisiert. Lediglich die Entscheidung, wann und in welchem Umfang Hedging-Geschäfte abgeschlossen werden, trifft oftmals ein Mensch. Grundlage für diese Entscheidung ist teilweise langjährige Branchenerfahrung oder  gar Bauchgefühl, heißt es in der Mitteilung.

FX-Fintech erstellt Wahrscheinlichkeits-Forecasts

Hier setzt 21 Strategies an: Das Tool sei „kognitiv, aber keine Blackbox“, sagt Gründerin Yvonne Hofstetter, die zugleich als CEO von 21 Strategies fungiert. Es basiert auf maschinellem Lernen und verbindet Hofstetter zufolge quantitative und qualitative Informationen wie Zinssätze, Inflationsraten, BIP-Wachstum und geopolitische Entwicklungen, die von den Märkten zur Verfügung gestellt werden, mit internen Beschränkungen, die durch den individuellen Hedging-Prozess eines Unternehmens auferlegt werden.

„Auf Basis dieses Lagebild und unter Berücksichtigung der Hedge Policy des jeweiligen Unternehmens trifft das Modell Sicherungsentscheidungen“, erklärte 21-Strategies-Mitgründer Christian Brandlhuber bereits bei einer Veranstaltung von EY in München Anfang Februar. Es nenne dabei nicht nur eine Hedging-Quote, sondern auch, ob der Zeitpunkt für eine Absicherung gut oder schlecht sei.

Drei Unternehmen hatten zum damaligen Zeitpunkt zugesagt, das Tool im Währungsmanagement testen zu wollen. „Zu den bisherigen Kunden von 21 Strategies gehört ein international tätiges  Unternehmen aus dem MDax“, teilte nun der Main Inkubator auf Anfrage von DerTreasurer mit.

Banken nutzen Fintech-Expertise bei Digitalisierung

Nicht nur die Commerzbank, die mit ihrer Beteiligung an 21 Strategies bereits zum 19. Mal in ein technologiegetriebenes Start-up investiert, will ihre Firmenkunden bei der Automatisierung ihres Währungsmanagement unterstützen. Auch die BNP Paribas hat hierfür bereits im vergangenen Herbst mit dem britische Fintech Kantox eine strategische Partnerschaft geschlossen und damit ihre Treasury-Services um ein Tool zur Automatisierung von FX-Hedging erweitert. Weitere Banken könnten mit ähnlichen Investments folgen.

Info

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Sabine Paulus ist Redakteurin bei DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Finanzierung, Fintechs sowie Personal und Organisation im Treasury.