Immer wieder knacken Hacker die Sicherheitsschlösser der Unternehmen. Die Gefahr durch Cybercrime nimmt auch im Treasury zu.

weerapat1003 – stock.adobe.com

03.03.21
Risiko Management

Cyberkriminelle verunsichern das Treasury

Bei einem Webinar von DerTreasurer diskutierten Experten zum Thema Cybercrime im Treasury. Die Quintessenz: Die Gefahr durch Hacker ist allgegenwärtig.

Das Interesse im Vorfeld war enorm: Vor genau einer Woche fand das von DerTreasurer gemeinsam mit der LBBW veranstaltete Webinar „Cybercrime im Treasury – die neue Realität“ statt. Die hohe Nachfrage ist kaum verwunderlich, hat die Coronakrise doch die Angriffsmöglichkeiten für Hacker deutlich erhöht. Das Home Office bringt eingeübte Abläufe durcheinander, dazu sind schnelle Abstimmungsschleifen schwieriger geworden. Doch auch schon vor Corona waren Unternehmen kaum immun gegen Cyberkriminelle.

Im Zuge des Webinars berichtete Stefan Laun, Leiter Finanzen bei dem Family Office Hoch Rein, von einem Fake-President-Vorfall bei sich in der Finanzabteilung aus dem Jahr 2020. Bei dem Chef-Betrug gaben sich die Betrüger als Geschäftsführer aus und manipulierten eine Mitarbeiterin so, dass diese rund 800.000 Euro überweisen sollte. Vermeintlich wussten die Betrüger zahlreiche Unternehmensinterna, zugleich rief ein falscher Anwalt bei der Mitarbeiterin an, um die Informationen zu bestätigen.

Cybercrime im Treasury wächst rasant

Erst im letzten Moment konnte Hoch Rein die Überweisung stoppen und einen Schaden abwenden. Laun zufolge sei dadurch letztlich kein finanzieller Schaden entstanden. Bei seinen Mitarbeitern hinterließ der Angriff aber Wunden: Sie waren verunsichert und wollten häufig nicht mehr zeichnungsberechtigt sein. Zu groß war die Angst, wieder Opfer eines Fake-President-Angriffs zu werden. Es dauerte Monate, bis die Abläufe wieder halbwegs normal funktionierten.

Generell hätten die Cybercrime-Vorfälle massiv zugenommen, berichtete Andreas Heinemann von der LBBW. Die Fälle von Hackerangriffen hätten sich von 2015 bis 2019 verdoppelt. Im gleichen Zeitraum seien auch die Schäden von rund 40 Millionen auf knapp 90 Millionen Euro angestiegen. Hacker würden schlicht immer professioneller und könnten ihr „Geschäft“ besser skalieren.

Ransomware- und Phishing-Attacken bereiten Treasury-Experten massive Sorgen, wie eine Blitzumfrage von DerTreasurer zeigte. Auch wenn die Hacker technologisch hochversiert sind, sieht Michael Stiera, Leiter der Fachabteilung Cash Management und Pensionsmanagement bei der LBBW, den Faktor Mensch als entscheidend an. Speziell bei Fake-President-Angriffen müsste dies Mitarbeitern immer wieder bewusst gemacht werden.

Eich[at]derTreasurer.de

Haben Sie das Webinar verpasst? Dann schauen Sie sich den Mitschnitt an, den DerTreasurer hier zum Ansehen zur Verfügung stellt.