Deutsche Bank

29.10.20
Risiko Management

Deutsche Bank bringt ESG ins Hedging

Nachhaltigkeit erreicht jetzt auch das Währungsmanagement: Der Metall-Anlagenbauer Primetals Technologies knüpft als erstes Unternehmen die Konditionen von FX-Optionen an Nachhaltigkeitsziele. Für die Deutsche Bank ist der Deal ein wichtiges Signal.

Die Welt der nachhaltigen Finanzprodukte wird um eine Spielart reicher: Der Anlagenbauer Primetals Technologies und die Deutsche Bank haben gemeinsam ein Absicherungskonzept entwickelt, das FX-Hedging an Nachhaltigkeitsziele koppelt. Erste Sustainability-linked Transaktionen haben in der vergangenen Woche bereits stattgefunden, wie die beiden Unternehmen gegenüber DerTreasurer mitteilten.

Der Deutschen Bank zufolge ist die Verknüpfung von Währungsoptionen mit Nachhaltigkeitskriterien bisher weltweit einmalig. Ein Grund dafür dürfte in der aufwendigen Strukturierung eines solchen Rahmenvertrags liegen. Denn im Vergleich zu Krediten und Schuldscheinen, die inzwischen immer häufiger mit ESG-Komponenten verknüpft werden, sind Derivatetransaktionen deutlich komplexer. Der Maschinenbauer Dürr hatte etwa kürzlich einen Zinsswap für eine Wandelanleihe an Nachhaltigkeitsziele gekoppelt.

So wird Nachhaltigkeit bei FX-Optionen integriert

Das Konstrukt von Primetals und der Deutschen Bank funktioniert wie folgt: Über vier Jahre kann der Anlagenbauer für die Metallindustrie FX-Optionen in unterschiedlichen Währungen abschließen. Bei Abschluss jeder einzelnen Transaktion berücksichtigt das Portal die ESG-Komponente und gewährt eine Art Discount auf einzelne Preisfaktoren des Optionsgeschäft – etwa bei der Prämie. „Vereinfacht ausgedrückt werden Absicherungen für uns also bereits dadurch günstiger, dass wir uns zu Nachhaltigkeitszielen bekennen“, erklärt Jeremy Hamon, Treasury-Chef von Primetals im Gespräch mit DerTreasurer.

Einmal im Jahr überprüft dann das Beratungsunternehmen Environmental Ressource Management (ERM), ob Primetals die Ziele tatsächlich erreicht hat. Hat der Anlagenbauer sie verfehlt, dann muss er eine „Strafgebühr“ an eine Nichtregierungsorganisation zahlen. Der Betrag wird je Absicherungsgeschäft vorher fest definiert. 

Dass das Geld an eine NGO und nicht an die Bank geht, erklärt Gerald Podobnik, Finanzchef der Unternehmensbank der Deutschen Bank so: „Wir wollen nicht davon profitieren, wenn unser Kunde seine ESG-Ziele nicht erreicht, daher haben wir diesen Weg gewählt.“ Podobnik, der auch Mitglied des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung ist, glaubt, so auch die Akzeptanz für das Konstrukt zu erhöhen. Damit beugt die Bank wohl auch dem „Moral Hazard“ vor, Zahlen umweltfreundlicher darzustellen als sie sind.

Deutsche Bank bekennt sich zu ESG-Kriterien

Für die Deutsche Bank ist die Transaktion ein Prestige-Projekt. Das Geldhaus hatte im Juli ein Rahmenwerk zu nachhaltigen Finanzierungen veröffentlicht. Diesen Kriterienkatalog, der sich an der EU-Taxonomie für Nachhaltigkeit orientiert, will die Bank nun mit Leben füllen. Für die Unternehmensbank bedeutet das zum einen, dass sich ihr Exposure in gewissen Industrien reduziert, erklärt Podobnik: „Wir ziehen uns beispielsweise aus dem Kohlebergbau zurück.“

Zum anderen will die Bank aber auch neue Finanzprodukte entwickeln, die an ESG-Kriterien gekoppelt sind, so der Finanzchef: „Wir sind der festen Überzeugung, dass wir durch konkrete Produkte unsere Kunden am besten dabei unterstützen können, dass ihnen die Transformation zu einem nachhaltigen Unternehmen gelingt.“ Das sei zwar durchaus aufwendig, insbesondere bei strukturierten Lösungen wie etwa Absicherungsverträgen. „Aber diesen Aufwand nehmen wir bewusst in Kauf, da er allen Beteiligten einen Mehrwert bringt.“ 

„Wir wollen nicht davon profitieren, wenn unser Kunde seine ESG-Ziele nicht erreicht.“

Gerald Podobnik, Finanzchef der Unternehmensbank der Deutschen Bank

Primetals-Treasury muss Reporting umstellen

Auch für Primetals Technologies, die Anlagen insbesondere für die Metallbranche herstellen, war der Aufwand hoch. Treasury-Chef Hamon beziffert die notwendigen Vorarbeiten auf etwa 25 Arbeitstage. „Die größte Herausforderung bestand darin, passende und auch ambitionierte Nachhaltigkeitsziele zu definieren und das Reporting danach auszurichten.“

Zu den fünf ESG-Kriterien, die das Unternehmen gemeinsam mit der Deutschen Bank und der Beratung ERM definiert hat, gehört nun beispielsweise der Anteil an Auftragseingängen für „grüne“ Produkte. Gemessen wird auch das Verhältnis von Umsatz zu Aufwendungen für Forschung und Entwicklung für Produktlösungen, die zu einer verbesserten Ressourceneffizienz führen. Diese werden nun für das Währungsmanagement berücksichtigt.

„Die größte Herausforderung bestand darin, passende Nachhaltigkeitsziele zu definieren und das Reporting danach auszurichten.“

Jeremy Hamon, Group Treasurer, Primetals Technologies

Als Tochtergesellschaft des japanischen Schwerindustriekonzerns Mitsubishi Industries nimmt Primetals Technologies kaum eigene Finanzierungen auf. Das Währungsrisiko des Anlagenbauers ist allerdings groß, entsprechend regelmäßig ist das Unternehmen am FX-Derivatemarkt aktiv: „Daher fanden wir, das FX-Optionen eine gute Möglichkeit sind, um unsere Bemühungen zur Verbesserung der eigenen Nachhaltigkeitsperformance voranzutreiben und transparent zu machen.“

Buchholz[at]derTreasurer.de

Welche weiteren Entwicklungen gibt es am Markt für nachhaltige Finanzinstrumente? Das erfahren Sie auf der Themenseite Green Finance.

Trends im Bereich FX-Absicherung haben wir auf der Themenseite Hedging zusammengestellt.