Seit zwölf Monaten ist die Volatilität in diversen Währungen hoch – unter anderem beim russischen Rubel, beim brasilianischen Real und im wichtigen Währungspaar Euro/Dollar. Auch die chinesische Zentralbank PBoC überraschte die Märkte im Sommer mit einem Liberalisierungsschritt beim Renminbi-Wechselkurs, der zu einer plötzlichen Abwertung der chinesische Währung führte. Welche Lehre sollten Unternehmen aus der aktuellen Volatilität an den Währungsmärkten ziehen? Wie viel Flexibilität müssen die Treasury-Abteilungen bei der Absicherung haben? „In dieser unberechenbaren Marktsituation ist Flexibilität beim Hedging extrem wichtig, statische Ansätze funktionieren nicht mehr“, sagt Sven Jürgensen, Leiter FX Corporate Sales bei HSBC Deutschland. Das gelte sowohl im Hinblick auf Absicherungsquoten als auch der Hedging-Instrumente.
Karsten Kabas, Head of Treasury bei Merz Pharma, sieht das ähnlich: „Wir müssen schnell auf aktuelle Entwicklungen reagieren können.“ Der Pharmakonzern, der einen großen Teil seines 1,16-Milliarden-Euro-Umsatzes im US-Dollar-Raum und in Schwellenländern erwirtschaftet, nutzt Devisentermingeschäfte als Basisinstrument. Mit einem rollierender Sicherungsansatz wird die Sicherungsquote über mehrere Jahre hochgefahren.

Merz
FX-Hedging: Wie flexibel wollen Treasurer sein?
So sichert Merz den russischen Rubel
Kabas greift aber auch auf Devisenoptionen und dynamische Sicherungsstrategien zurück, und macht die Entscheidung dies zu tun, von der jeweiligen Markt- und Kostensituation abhängig. Beispiel Rubel: „Dort konnten wir mit dem sogenannten Overlay Management die Kosten optimieren“, so der Treasury-Chef. Wegen der großen Zinsdifferenz zum Euro-Raum und der hohen Volatilität ist das Rubel-Hedging mit klassischen Sicherungsinstrumenten teuer. „Gleichzeitig partizipieren wir so an zeitweisen Aufwertungen des Rubels.“
Die Grundidee dieses Ansatzes: In Phasen ungünstiger Marktbewegungen – also bei einer rapiden Abwertung des Rubel – werden schnell Sicherungen abgeschlossen. Dreht der Markt, löst das Unternehmen Sicherungen auf, um von der günstigen Entwicklung zu profitieren. „Schnelligkeit und aktives Management ist angesichts der neuen Unsicherheit wichtig“, sagt Holger Zeuner, Head of Strategic Solutions Group Corporates bei der HSBC.
FX-Absicherungsstrategie auf dem Prüfstand
Eine komplett statische FX-Absicherungsstrategie fahren die wenigsten Unternehmen. In vielen Währungsrichtlinien sind dynamische Elemente enthalten, die einer steigenden Volatilität Rechnung tragen. Die Risikomodelle basieren allerdings oftmals auf historischen Marktdaten. Angesichts der extremen Kursausschläge stellt sich die Frage, wie aussagekräftig die Vergangenheit bei einigen Währungspaaren noch ist.
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