Im zweiten Quartal 2023 sind die Preise für Kautionsversicherungen deutlich gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt der neueste Gracher-Kautionspreisindex, bei dem vierteljährlich die Prämien- und Ratingentwicklung anhand von rund 50 Neuverträgen über Kautionsversicherungen geprüft werden. Damit hat der Index den zweithöchsten Wert seit der ersten Erhebung Anfang 2020 erreicht.
Der Index zeigt auch, dass zuletzt die Ratinganforderungen gestiegen sind. Mit BBB- nach der Ratingskala von S&P erreichen sie Investmentgrade-Niveau. Das habe es laut Gracher seit den massiven Disruptionen durch die Corona-Zeit nicht gegeben. „Nach und nach fließen die Jahresabschlüsse 2022 in die Kalkulation der Versicherer ein und treiben die Preise weiter. Besonders hart trifft es derzeit Krisenfälle: Diese müssen mit bis zu einer Vervierfachung ihrer Prämien rechnen“, berichtet Alfons-Maria Gracher, Geschäftsführer des gleichnamigen Kautionsmaklers.

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Kautionsversicherung: Neue Anbieter kommen
Kautionsversicherer bleiben engagiert
Allen konjunkturellen Unsicherheiten zum Trotz blieben die Kautionsversicherer aber „stark im Markt engagiert“. Das zeige sich nicht nur an der hohen Zahl der Neuverträge im zweiten Quartal 2023, sondern auch am Interesse neuer Versicherer. Diese stammten teilweise aus Deutschland, teilweise aus Übersee. Letztere hätten „Appetit auf den deutschen Markt, aber überstürzen nichts“, sagt Alfons-Maria Gracher. Ihre Konditionen seien mit denen etablierter Versicherer vergleichbar.
Der Appetit der Versicherer unterscheide sich aber stark nach Branchen. Während der Energiesektor mit guten Zahlen glänze und der Maschinen und Anlagenbau sich stabil bis gut entwickle, sei es für Bau- und insbesondere Immobilienspezialisten wie Projektentwickler zunehmend schwierig. Und es könnte noch kniffliger werden. „Der Bau lebt noch vom Auftragsbestand, doch in etwa einem halben Jahr werden wir sehen, wie es um Neuaufträge steht. Die Prognosen sind düster“, warnt Gracher. Man müsse sehen, wie die Branche darauf reagiert. „Es ist die erste Krise nach mehr als einem Jahrzehnt Bauboom.“ Damit muss die Branche leben lernen.
Damit Unternehmen gar nicht erst in Schwierigkeiten geraten, ist die Optimierung ihres Working Capitals wichtig wie lange nicht. „Entscheidend ist dabei auch die Fristenkongruenz – viele decken sich mit kurzfristigen Krediten ein, die aber langfristig benötigt werden. Hier sollten nach Möglichkeit längere Laufzeiten verhandelt werden“, rät Alfons-Maria Gracher.
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