Kautionsversicherungen: Preise im Neugeschäft ziehen an

Im Herbst 2022 zeigt sich der Markt für Kautionsversicherungen uneinheitlich. „Während einige Versicherer derzeit faktisch nicht zeichnen, nutzen andere die aktuelle Situation ganz bewusst, um Marktanteile zu gewinnen“, sagt Alfons-Maria Gracher, Gründer und Geschäftsführer des gleichnamigen Versicherungsmaklers. Insgesamt blieben die Kautionsversicherer aber vorsichtig. Dies ergab eine exklusive Umfrage für das Gracher-Barometer, das seit Anfang 2020 regelmäßig erstellt wird.

Demnach stimmten einzelne Versicherer der Aussage sehr deutlich zu, dass sie sowohl im Neu- als auch im Bestandsgeschäft restriktiver als im Vorquartal gezeichnet hätten. Andere wiederum lehnten diese Aussage für das eigene Haus „energisch“ ab. Ein namhafter Versicherer machte auch einen großen Unterschied zwischen Neu- und Bestandsgeschäft: Während das Neugeschäft deutlich restriktiver gehandhabt werde, bleibe das Bestandsgeschäft konstant. Im Mittelwert aller Aussagen scheint sich die Lage bei den aktuellen Zeichnungen im Vergleich zum Frühsommer 2022 leicht entspannt zu haben. Und das, obwohl die Versicherer durchweg eine Zunahme der Restrukturierungsfälle gegenüber dem Vorquartal erleben.

Rekordverdächtig viele Restrukturierungsfälle

Jetzt schon verzeichnete das Barometer einen neuen (negativen) Rekordwert bei der Anzahl der Restrukturierungsfälle seit Anfang 2020. Bei keinem der Versicherer ist diese Zahl gesunken. 75 Prozent der Befragten sehen mehr Restrukturierungsfälle als im Vorquartal. Die Stabilität des Marktes zeigt sich der Umfrage zufolge aber an den Preisen, zumindest im Bestandsgeschäft: Die Prämien im Bestand von allen befragten Versicherern bis auf einen blieben nach eigenen Angaben stabil. Im Neugeschäft steigen sie allerdings bei der Hälfte der Befragten.

Ein interessanter Aspekt: Weil sich die Zinsen für Kontokorrentkredite teilweise versechsfacht haben, greifen viele Unternehmen nun zu Anzahlungsbürgschaften, die bislang einen Bruchteil der aktuellen Kontokorrentzinsen kosten. Das dürfte sich aber ändern, glaubt Gracher.

Größere Veränderungen könnten sich zudem ab dem Frühjahr 2023 einstellen, glaubt der Makler. Die Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftslage würden erst dann in den Jahresergebnissen 2022 umfassend sichtbar werden. „Die Preiserhöhungen kommen, wenn die neuen Geschäftszahlen der Unternehmen vorliegen“, erwartet Gracher. Zugleich prüften die Versicherer schon heute Finanzkennzahlen „sehr sorgfältig“.

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