Lieferkettenkrise, Inflation, Ukraine-Krieg und, und, und - die Risiken sind mannigfaltig. Wie reagieren darauf die Kautions- und Kreditversicherer? Die positive Nachricht zuerst: „Die Kautionsversicherer haben sich auf die aktuelle Situation eingestellt und bleiben – bis auf wenige Ausnahmen – weiter zeichnungsbereit“, sagt Alfons Maria Gracher, Gracher-Gründer und -Geschäftsführer. Nach einem deutlichen Preisanstieg im Vorquartal haben sich Gracher zufolge im dritten Quartal 2022 die Preise auf hohem Niveau stabilisiert. Eine weitere deutliche Preissteigerung sei trotz der schwierigen wirtschaftlichen Entwicklungen ausgeblieben.
Das ist ein wichtiges Ergebnis des neuen Gracher-Kautionspreisindexes (Gracher-KPI), in den insgesamt 47 Neuverträge mit einem Volumen von je unter 10 Millionen Euro eingeflossen sind. Das seien beinahe doppelt so viele Neuverträge wie in dem von der Coronakrise stark geprägten dritten Quartal 2020.
Trotz teilweise stark angeschlagener Sektoren wie Einzelhandel oder Automotive schlössen die Versicherer Kunden nicht generell aus. „Wir sehen auch keine Branchenausschlüsse“, beobachtet Gracher. Die Versicherer prüften aber sehr genau - und begrenzten ihre Exposures bei größeren Volumina. Das hieße, dass die Prozesse zum Abschluss aufwendiger und komplexer würden. Die Zeit bis zum Vertragsabschluss mit dem Kautionsversicherer habe sich seit dem Jahresbeginn mehr als verdreifacht.

patpitchaya - stock.adobe.com
Kautionsversicherungen: Prozesse aufwendig
Bei einzelnen Großaufträgen teils starke Preisaufschläge
Konsortien aus etwa fünf Versicherern hätten bei großen Volumina die bisherigen, kleineren Konsortien aus zwei oder drei Versicherern weitgehend abgelöst. „Wer früher ein 25-Millionen-Aval gezeichnet hat, zieht heute meist schon bei 15 Millionen Euro die Grenze“, sagt Gracher. Ebenso beobachtet Gracher bei größeren Transaktionen jenseits von 10 Millionen Euro und insbesondere bei „Einzelstücken“ für einzelne Großaufträge teils sehr starke Preisaufschläge. Diese Transaktionen gingen aber nicht in die Berechnung des Gracher-KPI ein, da einzelne Abschlüsse das Gesamtbild verzerren könnten.
Dabei nähmen Insolvenzen inzwischen deutlich zu. Aktuell sei Gracher mit so vielen Großinsolvenzen von Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz befasst wie in den vorhergehenden fünf Jahren insgesamt. Die Insolvenzen zögen sich quer durch alle Branchen. Auch das bislang sehr stabile Baugewerbe sei betroffen. „Die Probleme hatten diese Unternehmen schon vorher.“ Doch anders als bei vielen Banken zu beobachten, hielten sich bislang nur sehr wenige Kautionsversicherer abseits.
Redaktion[at]derTreasurer.de