Im ersten Quartal des Jahres sind die Preise für Neuverträge bei Kreditversicherungen gesunken.

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23.06.23
Risiko Management

Kautionsversicherungen: teilweise günstiger

Im ersten Quartal dieses Jahres lockten Standardprodukte mit besseren Konditionen. Doch die Prämien könnten wieder steigen. Die Ergebnisse des Gracher-Kautionspreisindex.

 

Trotz steigender Ratinganforderungen und höheren Ausfallwahrscheinlichkeiten sind im ersten Quartal des Jahres die Preise für Neuverträge bei Kreditversicherungen gesunken. Das geht aus dem aktuellen Gracher- Kautionspreisindex (Gracher-KPI Q1) hervor, in den insgesamt 36 Neuverträge mit einem Volumen von je unter 10 Millionen Euro eingeflossen sind.

Das Besondere daran: Diese Ergebnisse widersprechen den allgemeinen Einschätzungen der Versicherer sowie des Kautionsmaklers Gracher selbst. „Wir sehen hier eine starke Verzerrung der Gesamtindikatoren im Gracher-KPI durch einen hohen Anteil von Standardprodukten mit ungewöhnlichen Konditionen“, erklärt Geschäftsführer und Gründer Alfons-Maria Gracher die Situation.

Konditionen der Standardprodukte noch nicht angepasst

Im Gegensatz zu Individualprodukten gebe es bei Standardprodukten einfachere Risikoüberprüfungen mit einem starren Konditionen-Tableau. Die Versicherer würden sich dabei nur auf die Einstufung von Schufa-Checks oder den Creditreform-Bonitätsindex verlassen und keine eigene Prüfung etwa von Unternehmensberichten durchführen. Solche Linien seien auf maximal 1 Million Euro begrenzt. Laut Gracher-KPI war im ersten Quartal beinahe jeder zweite erfasste Neuvertrag ein solches Standardprodukt.

Die Individualverträge hingegen wichen stark nach oben vom Gracher- KPI-Durchschnitt ab: Die Prämien für Individualprodukte lägen mit durchschnittlich 1,34 Prozent über dem Gesamtprämiendurchschnitt von 1,063 Prozent. Dabei lägen die Ratings im Individual-Segment mit durchschnittlich BB+ sogar um einen Notch höher als der Gesamtdurchschnittswert. „Offensichtlich sind die Konditionen der Standardprodukte noch nicht an die veränderte Risikolage angepasst. Dadurch ziehen sie schlechtere Bonitäten an, die bei einer individuellen Prüfung wenig Aussicht auf Abschluss hätten, zumindest nicht zu den Konditionen“, so Gracher. Rechne man den Standardprodukt-Effekt aus der aktuellen Analyse heraus, sei der Trend zu höheren Prämien bei steigenden Ratinganforderungen weiter ungebrochen.

Zuletzt hatte der Gracher-Index im vierten Quartal 2022 einen neuen Höchstwert bei den Prämien erreicht. Diese Entwicklung könnte sich angesichts des Zinsniveaus und der wirtschaftlichen Entwicklung im Jahresverlauf fortsetzen, schätzt Gracher. Aber erst mit den kommenden Jahresbilanzen im restlichen Jahresverlauf würden die Versicherer ein vollständigeres Bild haben, wie sich die Unternehmensbonitäten entwickelt haben.

s.backhaus[at]dertreasurer.de