Folgt auf das große Gründen, das große Pleitegehen? Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshaus PwC sieht für dieses Jahr ein bitteres Ende für viele Fintechs vorher.

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25.07.19
Risiko Management

PwC prognostiziert Fintech-Pleitewelle

Ist die Fintech-Gründerzeit vorbei? Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshaus PwC vermutet, dass 2019 ein neuer Spitzenwert bei Fintech-Pleiten erreicht wird. Worauf sollten Treasurer achten, bevor sie eine Kooperation mit einem Fintech eingehen?

In diesem Jahr könnte die Zahl der Fintech-Pleiten einen neuen Spitzenwert erreichen. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshauses PwC. Die Berater haben dafür alle Pleiten von Fintechs in Deutschland zwischen Januar 2011 und Mai 2019 analysiert. Demnach sind in diesem Zeitraum 230 Start-ups gescheitert.

B2B-Fintechs schneiden besser ab als ihre B2C-Cousins

Vor allem die vergangenen zweieinhalb Jahre waren für die Branche verheerend: 73 Prozent aller Fintech-Pleiten entfallen auf die Zeit zwischen Januar 2017 und Mai 2019. Für dieses Jahr prognostiziert das Beratungshaus sogar einen neuen Höchstwert von 82 Schließungen. Bisher schnitten B2B-Fintechs etwas besser ab als ihre B2C-Pendants: Auf die Start-ups, die sich an Treasurer wenden, entfallen 44 aller Fintech-Pleiten. Besonders zwischen Januar und Mai 2019 schlossen mehr als doppelt so viele B2C-Start-ups (29) ihre Pforten, wie B2B-Firmen (11). Mit der Auktionsplattform für Handelsforderungen, Trustbills, erwischte es allerdings einen sehr prominenten Anbieter.

Generell sind es PwC zufolge vor allem Finanzierungs-Fintechs, die scheitern: 30 Prozent aller Pleiten entfallen auf diesen Bereich. Mit 23 Prozent folgen auf Platz Zwei sogenannte „Proptechs“ – Immobilien-Fintechs. Dahinter liegen Zahlungsdienstleistungsanbieter mit 12 Prozent. Die hohe Zahl der Geschäftseinstellungen im Bereich Finanzierung könnte allerdings auch daran liegen, dass hier besonders viele Fintechs aktiv ist, die Gesamtzahl also höher ist.

PwC sieht Me-too-Fintechs als Treiber der Pleitewelle

Woher kommt diese Pleitewelle? Zum einen vermutet PwC, dass darunter viele „Me-too-Fintechs“ seien, „die irgendwann 2013 oder 2014 auf den Zug aufspringen wollten – und dann feststellen mussten, dass es in ihrem Segment schon Wettbewerber gibt, die schlicht früher dran waren.“ Zum anderen sieht PwCs Leiter Fintech, Sebastian Demgensky, darin „einen völlig normalen Prozess, wenn junge Firmen scheitern, auch in boomenden Branchen.“ Das zeige sich am durchschnittlichen Alter der untergegangenen Firmen: Die meisten scheitern im Alter von Drei und Vier Jahren – ab Jahr Fünf fallen die Pleitezahlen. Allerdings ist diese Verteilung mit Vorsicht zu genießen, denn das Gros der deutschen Fintechs wurde erst ab 2014 gegründet.

Was bedeutet das für Treasurer?

Für Treasurer ergibt sich dennoch ein erster grober Indikator, wann eine Kooperation mit einem Fintech sinnvoll sein kann: Wenn das Start-up diese kritische Phase überstanden hat, ist es wahrscheinlicher, dass es sich bereits für andere Finanzabteilungen bewährt hat. Ein weiterer Indikator ist die Eigentümerstruktur: Nur rund 11 Prozent aller aufgelösten Start-ups waren PwC zufolge Venture-Capital-finanziert.

ploner[at]dertreasurer.de

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