Krieg, Vertreibung und Flucht: Die Situation in der Ukraine ist dramatisch.

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11.03.22
Risiko Management

Ukraine-Krieg: So geht es für Treasurer weiter

Die Nachrichten im Ukraine-Konflikt überschlagen sich. Es herrscht große Unsicherheit, vieles ist im Fluss. Wir von der DerTreasurer-Redaktion geben ein Update zu Finanzierungen, Cash Management und Warenkreditversicherungen.

Der Ukraine-Krieg geht in die dritte Woche. Weitreichende Sanktionen sind inzwischen gegen Russland und auch gegen seinen Verbündeten Belarus in Gang gesetzt worden (wir berichten regelmäßig im Ticker zur Ukraine-Krise, denn die Nachrichten angesichts des geopolitischen Bebens überschlagen sich weiter). Die enorme Unsicherheit ist weiterhin an den Finanzierungsmärkten zu spüren.

So ist die Lage an den Bondmärkten seit Kriegsausbruch sehr angespannt: „Die Anleihemärkte sind für Unternehmen im Vergleich zu vor ein paar Wochen deutlich weniger attraktiv“, meint Paul Kuhn, Head of Debt Capital Markets bei der BayernLB.

Aber der Markt ist nicht (mehr) gänzlich verschlossen. Am vergangenen Dienstag gab es nach der langen Pause seit Kriegsbeginn gleich mehrere Transaktionen am Euro-Anleihemarkt. Insgesamt fünf europäische Unternehmen haben sich vorgewagt. Darunter auch der Chemiekonzern BASF, der Anleihen im Gesamtvolumen von 2 Milliarden Euro platziert hat.

Wie angespannt die Lage immer noch ist, zeigt jedoch die Transaktion des Energieunternehmens EnBW, das Anleihen in einem Gesamtvolumen von 1 Milliarde Euro an den Markt bringen wollte. Die Transaktion hätte gerade noch so platziert werden können, sei dann aber vor dem Pricing doch noch abgesagt worden, ist aus Finanzkreisen zu hören. „Vergleichbares haben wir in den vergangenen Jahren von einem High-Quality Issuer nicht gesehen“, sagt ein Marktteilnehmer, der anonym bleiben möchte, zu DerTreasurer. Das zeige die derzeitige Unsicherheit im Markt.

Die Unternehmen dürften also weiterhin sehr zurückhaltend am Bondmarkt agieren. „Im Moment sind nur sehr wenige Emittenten im Markt“, sagt Kuhn weiter. Die Investoren seien aber im hochqualitativen Bereich unverändert da.

CP-Markt wegen Ukraine-Konflikt erheblich gestört

Ein ähnliches Bild zeigt sich am Markt für Commercial Papers (CPs): „Die Stimmung am CP-Markt war bereits im Februar erheblich gestört“, sagt Andreas Lange, CP-Verantwortlicher bei der BayernLB. Er vermutet, dass die EZB wegen der hohen Inflation Anfang Februar Zinsphantasien erzeugt habe, die den Markt aus dem Gleichgewicht gebracht hätten. „Zwar haben wir in der zweiten Monatshälfte eine Erholung gesehen, diese wurde durch den Konflikt in der Ukraine jedoch wieder gestoppt.“

Das Volumen am CP-Markt ist laut der BayernLB gegenüber Januar um rund 50 Prozent eingebrochen. „Damit ist eine signifikante Laufzeitenverkürzung trotz steigender Renditen einhergegangen“, sagt Lange weiter. Aber es gebe einen Hoffnungsschimmer: „Das Spektrum aktiver Emittenten ist weiterhin breitgestreut“, sagt der Banker. „Auch die durchschnittliche Laufzeit tendiert wieder nach oben.“

Langes Fazit: „Der CP-Markt ist momentan zwar (noch) nicht solide und wird weitgehend von den Investoren bestimmt. Er ist aber existent, auch wenn die Emittenten etwas tiefer in die Tasche greifen müssen.“

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Paulus[at]derTreasurer.de