Die Europäische Investitionsbank hat eine Blockchain-Anleihe platziert.

Europäische Investitionsbank

07.02.23
Software & IT

Blockchain: Was die EIB-Anleihe für das Treasury bedeutet

Die EIB hat eine Blockchain-basierte Anleihe platziert. Clifford-Chance-Anwalt Marc Benzler spricht darüber, wieso Treasurer noch nicht zu viele Hoffnungen haben sollten.

Die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) galt vor wenigen Jahren als potentieller Gamechanger für das Corporate Treasury. Zuletzt ist es ruhiger um Blockchain & Co. geworden, da sich vielfach aus vielversprechenden Pilotprojekten keine Standards für die Masse der Nutzer ableiten ließen - zumindest noch nicht. Hier und da sieht man jedoch spannende Entwicklungen und Transaktionen, die auch für das Treasury interessant sein können.

So hat vor wenigen Wochen die Europäische Investitionsbank (EIB) die Emission ihrer ersten auf Euro lautenden digitalen Anleihe über eine private Blockchain abgewickelt. Die Anleihe in Höhe von 100 Millionen Euro mit einer Laufzeit von zwei Jahren wurde mittels einer privaten Blockchain-Technologie auf einer Tokenisierungs-Plattform von Goldman Sachs begeben, verbucht und abgewickelt.

Digitaler Euro fehlt zum Durchbruch

Für die Emission wurde auch digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) genutzt. „Der Anleihebetrag wurde mit CBDC geleistet“, erklärt Marc Benzler von der Kanzlei Clifford Chance, die die EIB beraten hat. Da noch kein offizielles Zentralbankgeld existiert, haben sich die Parteien eines Kniffs bedient: Ein Investor habe „normale“ Euro an die Joint Lead Manager gezahlt, erklärt Benzler. Danach habe man das Geld auf eine Plattform der französischen und luxemburgischen Zentralbanken übertragen, und diese hätten eine digitale Buchungsbestätigung ausgestellt.

Mit dem digitalen Zentralbankgeld sei der Emissionserlös an die EIB geleitet worden, die diesen wieder in Fiatgeld, also eine nationale Währung, zurückgetauscht habe. „Das ist ein wichtiger Test gewesen und war viel Arbeit“, sagt Anwalt Benzler. „Dass die unterschiedlichen Plattformen und Systeme miteinander kommunizieren können und die Schnittstellen funktionieren, ist sehr wichtig.“

Benzler räumt ein, dass speziell für die Nutzung durch Treasurer der digitale Euro vermutlich notwendig wird. „Die Anlaufhürden und Kosten sind ohne den digitalen Euro noch zu hoch“, sagt er. Dennoch sieht er es positiv, dass Institute wie EIB und Goldman Sachs die Grundlagen schafften. Die Technologie könnte in einigen Jahren Marktreife erreichen, das europäische DLT-Pilotregime erleichtere auch Anleihen auf Blockchain-Basis. Treasurer sollten derzeit schauen, ob sie einzelne Komponenten aus einer solchen Blockchain-Anleihe verwenden können.

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