Künstliche Intelligenzen (KI) wie der Sprach-Chatbot ChatGPT erleben momentan einen Hype. Auch viele Treasurer und Finanzverantwortliche verfolgen die Entwicklungen interessiert und versuchen, den Nutzen für die eigene Abteilung zu eruieren. Bei dem ChatGPT-Tool, das Microsoft zu seinen Investoren zählt, gibt man in ein Fenster eine Frage ein und erhält im Idealfall eine durchaus brauchbare Antwort. Was wäre ein denkbarer Anwendungsfall dieser KI im Treasury? „Jede Form von Geschäftsbriefen, vergleichenden Darstellungen, Auswertungen oder Analysen kann die Technologie potentiell unterstützen“, sagt Klaus Heimes, Geschäftsbereichsleiter Finance bei der Beratung Convista.
Zukünftig könnten Suchmaschinen wie Bing oder Google nicht nur eine Liste von Suchergebnissen liefern, sondern auch komplexere Antworten auf Basis von logisch verknüpften Daten liefern. Die KI kann dann beispielsweise Berichte zu Kapitalanlagen oder ganze Powerpoint-Präsentationen erstellen. „Durch den Einsatz solcher Tools können Treasury-Abteilungen eine höhere Effizienz bei Recherchen und Analysen erreichen. Auch können solche Anwendungen helfen, Komplexität zu reduzieren“, so Heimes.

Robert – stock.adobe.com
ChatGPT & Co.: Was ist der Nutzen fürs Treasury?
Governance ist ein wichtiges Thema
Doch wie bei Innovationen üblich sollten Treasury-Abteilungen die neue Technologie nicht blauäugig nutzen. „Die Analysen finden alle in der Cloud statt. Man muss sich bewusst sein, dass gegebenenfalls vertrauliche Informationen oder sogar personenbezogene Daten das Unternehmen allein schon durch das Befragen der KI verlassen“, sagt Berater Heimes. Zudem sind die Ergebnisse der KI nicht immer fehlerfrei. „Bei Google vertrauen viele Nutzer den Rechercheergebnissen, bei neuen oder gehypten Technologien wie ChatGPT sollte man umso mehr kritisch schauen.“ Mitarbeiter müssten auf jeden Fall sensibilisiert werden. „Viele nutzen neue Technologien privat und wollen beziehungsweise werden sie dann auch beruflich einsetzen.“
Unternehmen sollten sich daher mit den Sprach-KIs auseinandersetzen, rät Heimes, und die internen Regeln überarbeiten. Denn viele Richtlinien zur Governance, zum Datenschutz oder dem End User Computing seien mehrere Jahre alt und bildeten eine neue Technologie wie ChatGPT nicht ab. „Die Mitarbeiter werden erfahrungsgemäß Cloud-basierte Services immer mehr nutzen - dies muss geordnet und integriert in die Unternehmens-IT erfolgen“, so Heimes.
Eich[at]derTreasurer.de