Martin Bellin vor den Toren des Bellin Campus: Der Gründer des TMS-Anbieters bleibt auch nach der Übernahme durch Coupa an Bord.

Bellin/Andreas Becker

12.06.20
Software & IT

Coupa Software übernimmt TMS-Anbieter Bellin

Die Übernahmewelle unter den TMS-Anbietern geht weiter: Das US-amerikanische Softwareunternehmen Coupa übernimmt die Bellin Group aus Ettenheim vollständig. Das bedeutet der Deal für Kunden.

Ein Paukenschlag bei den Treasury-Management-System(TMS)-Anbietern: Coupa Software übernimmt Bellin vollständig. Das teilten beide Unternehmen am heutigen Freitagnachmittag mit. Damit hat sich das börsennotierte US-amerikanische Softwareunternehmen Coupa mit einem Schlag die TMS-Marktführerschaft in Deutschland gesichert. Bellin besetzt diese Position nach Umfragen von DerTreasurer, speziell im Mid-Market von Unternehmen bis 5 Milliarden Euro Umsatz (mehr dazu in der kommenden Ausgabe unseres E-Magazins).

Coupa ist in deutschen Treasury-Kreisen bisher kein Begriff. Das Unternehmen bietet eigenen Angaben zufolge „Business-Spend-Management-Lösungen“ an und richtet sich damit an den CFO-Bereich. Neben der Zentrale in San Mateo (Kalifornien) unterhalten die Amerikaner Büros in Europa, Lateinamerika und Asien-Pazifik. Mit der Übernahme erweitert der Softwareanbieter nun sein Angebot um eine Cloud-basierte TMS-Plattform und sorge damit für einen „zusätzlichen Mehrwert“ in den Bereichen Treasury und Zahlungsverkehr sowie bei Working-Capital-Prozessen, heißt es in der Mitteilung.

Bellin-Management bleibt nach Übernahme an Bord

Das Closing der Transaktion ist bereits am vergangenen Dienstag erfolgt. Zum Kaufpreis haben die beteiligten Parteien Stillschweigen vereinbart. Wie Bellin gegenüber DerTreasurer erklärte, werde das Management auch künftig an Bord bleiben. Entsprechend ist Martin Bellin eigenen Angaben zufolge ein „langfristiges Commitment“ eingegangen. Wie lange genau, wollte der TMS-Anbieter auf Rückfrage aber nicht erklären.

Eine Partei hat sich zudem im Zuge dieser Transaktion zurückgezogen. Der Karlsruher Private-Equity-Investor LEA Partners, der Anfang 2017 bei Bellin eingestiegen war, hat dem Vernehmen nach seinen Minderheitsanteil an Coupa verkauft.

Treasurer können Tm5 weiter wie gewohnt nutzen

Mit der Übernahme werde Bellin als Coupa Treasury Management nun ein integraler Bestandteil der Coupa-Plattform, heißt es in der Mitteilung weiter. Im Vergleich zu den anderen Akquisitionen, die Coupa in der Vergangenheit getätigt hat, birgt die aktuelle Übernahme des TMS-Anbieters allerdings eine Besonderheit: „Wir sind die erste Coupa-Transaktion, die als eigenständige Business Unit weiter agiert“, sagt Martin Bellin, der ab sofort diese Business Unit verantwortet, zu DerTreasurer.

„Tm5 wird wie bisher als Treasury-Lösung angeboten.“

André Scheffknecht, Vertriebsvorstand, Bellin

Für die Treasury-Abteilungen, die das TMS von Bellin nutzen, bedeutet das: „Tm5 wird wie bisher als Treasury-Lösung angeboten“, betont André Scheffknecht, der seit Juni 2018 als Vertriebsvorstand bei Bellin amtiert. „Wir sind nicht gekauft worden, um irgendwann vom Markt zu verschwinden, sondern um einen strategischen Mehrwert für bestehende und zukünftige Kunden von Bellin und Coupa zu bieten.“

 

 

Coupa expandiert durch Akquisitionen

Das US-amerikanische Softwareunternehmen Coupa ist auf Wachstumskurs und hat seit 2013 verschiedene Unternehmen erworben: 2017 beispielsweise das Londoner Unternehmen Spend360, das Lösungen zur Datenanalyse anbietet, den schwedischen Sourcing-Anbieter Trade Extensions und das im Katalogmanagement aktive Baseler Unternehmen Simeno.

Der TMS-Anbieter Bellin ist für Coupa eigenen Angaben zufolge die 17. Übernahme. Neben dem Hauptsitz im deutschen Ettenheim unterhält Bellin Niederlassungen in London, Vancouver, Cambridge (USA) sowie Karlsruhe. Mehr als 550 Großunternehmen und Mittelständler zählt der TMS-Anbieter nach eigenen Angaben zu seinen Kunden.

Gemeinsames System konkret in Planung

Beide Softwareunternehmen schmieden schon jetzt konkrete Pläne für ein integriertes System: „In Zukunft wollen Coupa und Bellin eine Lösung auf den Markt bringen, die ein TMS mit einer Spend-Management-Lösung verknüpft“, sagt Scheffknecht zu DerTreasurer. „Solch eine Lösung gibt es in dieser Form noch gar nicht am Markt.“

Martin Bellin, CEO und Gründer der Bellin Group, sagt hierzu weiter: „Durch den Zusammenschluss mit Coupa eröffnen sich unserem Team ganz neue Möglichkeiten, in mehrwertstiftende Lösungen für Treasurer zu investieren.“ Gleichzeitig würden so bislang getrennte Bereiche zusammengeführt und Brücken zwischen Treasury- und anderen Bereichen der Finanzabteilungen geschlagen.

In dieselbe Kerbe schlägt auch der Coupa-CEO Rob Bernshteyn. „Treasury kann nicht mehr länger isoliert betrachtet werden, denn es ist ein integraler Bestandteil der Kostenkontrolle beziehungsweise Business-Spend-Management-Strategie von Unternehmen“, erklärt der Chairman und CEO von Coupa. Für das US-amerikanische Softwareunternehmen stelle die Übernahme von Bellin einen „weiteren Schritt bei der Umsetzung seiner Strategie“ dar. Diese solle Verantwortlichen im Finanzbereich einen „umfassenden Überblick über ihre Kosten, ihre Liquiditätssituation sowie die damit verbundenen Risiken“ ermöglichen.

Paulus[at]derTreasurer.de

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