Herr Schlett, der Treasury-Software-Markt ist in Bewegung. Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends?
Es war wieder viel los in den letzten 18 Monaten. Nachrichten über Investitionen in TMS-Anbieter sowie Zu- und Verkäufe haben sich zeitweise überschlagen. Ein Paukenschlag war sicherlich die Übernahme von Reval durch Ion Trading, um über die Kunden und Lösungen der ehemaligen Ecofinance den Marktanteil im gehobenen DACH-Mittelstandsmarkt deutlich zu erhöhen. Erstaunlich unaufgeregt ging Sungard in FIS auf. Die dortigen personellen Expansionspläne im Bereich Corporate Liquidity lassen auf ambitionierte Pläne schließen. Zusätzliches Kapital für die Unternehmen TIS, Bellin und die Hanse-Orga-Gruppe sollten auch 2018 in Richtung regionale Ausweitung, Produktverbesserung und/oder Unternehmenszukäufe gehen.
Gerade Hanse Orga hat durch Zukäufe nachgelegt …
Nach dem Einstieg des Investors Waterland hat die Hanse Orga-Gruppe mit den Akquisitionen von Soplex, Tembit, Dolphin und E5 bemerkenswerte Duftmarken gesetzt und das Leistungsportfolio bedeutsam ausgeweitet.

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„Der Zahlungsverkehr wird viele umtreiben“
TMS-Anbieter wollen die gesamte Financial Value Chain abbilden
Was prägt derzeit die Produktentwicklung der Systemanbieter?
Neben den populären Modethemen wie Fraud, Blockchain und Künstliche Intelligenz waren inhaltlich „alte Kamellen“ wie Zahlungsverkehr, Cash- und Liquiditätsmanagement wieder weitaus mehr angesagt als das klassische Treasury Risk Management. Zahlungsverkehr, ob als Softwarelösung oder als Service, wird viele Unternehmen, gleich welcher Größe, weiterhin in hohem Maße umtreiben.
Was ist für 2018 zu erwarten?
Wir werden wohl beständig Bestrebungen der etablierten TMS-Anbieter sehen, sich der gesamten Financial Value Chain anzunehmen und über das Management der Accounts Payable/Receivable hinaus dort Softwarelösungskomponenten anzubieten. Schließlich kann es geboten sein, die Aufmerksamkeit der CFOs zu sichern, denn deren Budgets sind allemal größer als die der Treasurer. Dies wird wohl den Anbietern am besten gelingen, die das Zusammenspiel mit dem ERP-Backbone am besten hinbekommen, was in der DACH-Region vor allen Dingen eine reibungslose Integration in oder mit SAP verlangt.
Erobern neue Anbieter und Fintechs den Treasury-Markt?
Rechnen Sie damit, dass auch neue Anbieter hierzulande Fuß fassen?
Spannend bleibt die Frage, ob ein Unternehmen wie Kyriba, das auch im Jahr 2017 mit beeindruckenden Erfolgsmeldungen aus den USA nicht geizte, weiterhin das Risiko scheut, den DACH-Markt zu bedienen und ob für die „feinen Kleinen“, wie Technosis, Tipco, Trinity und Litreca, die Nischen groß genug bleiben. Im „High-End-Markt“ der internationalen Großkonzerne wird SAP mit neuer Technologie nicht locker lassen, den dort etablierten Anbietern wie Ion Trading („Wallstreet Systems“) und FIS Paroli zu bieten.
Und welche Rolle werden Fintechs im Treasury spielen?
Nachdem es Unternehmen wie Taulia, CRX Markets und C2FO geschafft haben, Themen wie Dynamic Discouting und Forderungsfinanzierung auf die Agenda zu setzen, bleibt es abzuwarten, wie schnell auch in der DACH_Region wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle entwickelt werden können.
Dentz[at]derTreasurer.de

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