Der Finanzkonzern FIS spaltet Worldpay wieder ab.

Timon – stock.adobe.com

15.02.23
Software & IT

FIS spaltet Worldpay schon wieder ab

Gerade einmal vier Jahre ist es her, dass FIS den Zahlungsabwickler Worldpay gekauft hat. Jetzt machen die US-Amerikaner den Mega-Deal rückgängig.

Vor fast genau vier Jahren hatte der Finanzsoftware- und TMS-Anbieter FIS einen spektakulären Deal verkündet: Die US-Amerikaner wollten den Zahlungsabwickler Worldpay für damals knapp 30 Milliarden Euro kaufen. Doch offenbar erfüllten sich die in den Deal gesteckten Hoffnungen nicht wie gedacht: Denn der Bereich Merchant Solutions inklusive Worldpay soll abgespalten und als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen fortgeführt werden. Das teilte die börsennotierte FIS nun mit.

Nach Abschluss der geplanten steuerfreien Abspaltung wird der Geschäftsbereich Merchant Solutions unter dem Namen Worldpay firmieren. FIS-Aktionäre werden einen Teil der Worldpay-Aktien erhalten. Details würden später bekanntgegeben. Der Deal soll in den kommenden zwölf Monaten abgeschlossen werden.

Worldpay kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 4,8 Milliarden US-Dollar und erzielte zuletzt einen operativen Gewinn vor Abschreibungen (Ebitda) von 2,3 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz des Unternehmens setzte sich 2022 zu 43 Prozent aus dem Unternehmensbereich, zu 27 Prozent aus dem Geschäft mit kleineren und mittleren Unternehmen sowie zu 30 Prozent aus dem E-Commerce zusammen.

Zu den Quartalszahlen hatte FIS mitgeteilt, auf den Bereich Merchant Solutions eine nicht zahlungswirksame Goodwill-Abschreibung in Höhe von 17,6 Milliarden US-Dollar durchführen zu müssen.

Worldpay wird wieder eigenes Unternehmen

FIS wirbt für den Spin-off dennoch vor allem mit einem verbesserten Shareholder Value. Die US-Amerikaner könnten sich stärker strategisch und operativ fokussieren und Kapitalallokationen und -strukturen besser auf den jeweiligen Bedarf zuschneiden.

„Das Management von FIS ist zu dem Schluss gekommen, dass die Abspaltung von Worldpay durch die Verbesserung der Leistung beider Unternehmen, die Verbesserung des Kundenservices und die Vereinfachung des operativen Managements einen Mehrwert für die Aktionäre schaffen wird“, sagte Jeffrey A. Goldstein, Vorsitzender des Vorstands. „Durch die Abspaltung entstehen zwei branchenführende, börsennotierte Unternehmen mit stärkerem Fokus und erhöhter Agilität, die beide gut positioniert sind, um die bedeutenden Wertschöpfungsmöglichkeiten in ihren jeweiligen Märkten zu nutzen.“

Die Aktionäre verstehen die Ratio hinter dem Deal bislang allerdings nicht. Die Wertpapiere fielen nach der Verkündung von 75 auf 63 US-Dollar. Der Börsenwert von FIS liegt bei etwa 40 Milliarden US-Dollar.

Aktivisten setzen FIS unter Druck

Auch wenn FIS die Vorzüge des Deals hervorhebt, scheint hinter den Kulissen Druck zu herrschen. Anders lässt sich kaum erklären, warum man einen gigantischen M&A-Deal wie Worldpay nach nur vier Jahren wieder rückabwickelt.

FIS war zuletzt unter anderem von aktivistischen Aktionären DE Shaw und Jana Partners unter Druck gesetzt worden, die eine Überprüfung der Business-Pläne forderten. Dazu zählte auch der Spin-off von Worldpay. Wie viele Tech-Konzerne hat auch der Aktienkurs von FIS zuletzt gelitten: Seit der Übernahme von Worldpay im Juli 2019 haben die Anteile rund 45 Prozent an Wert verloren.

Grund für den Worldpay-Kauf war damals auch, dass sich in der Zahlungsabwicklung kleinere Player zu Konzernen zusammenschlossen. So kaufte Fiserv etwa First Data, in Europa formierte sich die Nets Group unter anderem durch den Zukauf von Concardis .

Merck und Rational nutzen FIS

Was die Abspaltung von Worldpay für deutsche Treasurer bedeutet, ist noch unklar. Laut einer Befragung von DerTreasurer ist FIS mit seinen Treasury-Systemen „Quantum“ und „Integrity“ bei 5 Prozent der Unternehmen in der DACH-Region im Einsatz – tendenziell bei Großkonzernen. Zu den Kunden zählen der Pharmakonzern Merck, der Werkstoffhersteller Covestro oder der Großküchenbauer Rational. FIS liegt indes deutlich hinter den Platzhirschen SAP, Coupa und der zuletzt von Hackern attackierten ION Group.

Eich[at]derTreasurer.de