Die Deutsche Bank will Google die IT-Systeme wieder auf Vordermann bringen.

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07.07.20
Software & IT

Google bringt Deutsche Bank in die Cloud

Die Deutsche Bank schließt mit dem US-Konzern Google eine mehrjährige weltweite Partnerschaft. Gemeinsam will man cloud-basierte Finanzprodukte entwickeln. Profitieren sollen vor allem die Treasury-Kunden der Bank.

Die Deutsche Bank hat sich Google als Partner für die Weiterentwicklung ihrer IT ausgesucht. Durch das strategische Bündnis mit dem US-Technologiekonzern erhalte das Geldhaus nicht nur Zugang zu den Cloud-Dienstleistungen von Google, teilte das Finanzinstitut am heutigen Dienstag mit. Gleichzeitig wollen die neuen Partner künftig auch gemeinsam technologiebasierte Finanzprodukte entwickeln.

Eine entsprechende Absichtserklärung sei bereits unterzeichnet worden. Sie soll in den kommenden Monaten in einen mehrjährig laufenden Vertrag münden. „Die Partnerschaft mit Google Cloud wird unserer strategischen Transformation nochmals einen großen Schub geben“, sagte Deutsche Bank-Chef Christian Sewing.

Cloud-Technologie gewinnt im Treasury an Bedeutung

Die Cloud-Technologie wird im Finanzbereich immer wichtiger. Noch vor wenigen Jahren waren viele Treasury-Chefs zurückhaltend, wenn es darum ging, ihren Zahlungsverkehr oder ihr Cash Management über Cloud-Lösungen zu managen. Das lag vor allem an Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Auch die Deutsche Bank betont in ihrer Mitteilung, dass Kundendaten und Informationen der Bank vertraulich und integer behandelt würden sowie jederzeit verfügbar seien.

Inzwischen hat sich die generelle Stimmung aber gedreht, Cloud-Produkte gelten heute sogar als Mittel der Wahl für Betrugsprävention im Zahlungsverkehr. Viele Anbieter von Treasury-Management-Software (TMS) haben daher nachgezogen und ihre Fähigkeiten in dem Bereich ausgebaut.

Darauf reagiert nun auch die Deutsche Bank. Das Geldhaus hat sich zum Ziel, vor allem im Transaction Banking zu wachsen. Entsprechend muss die Bank auch technologisch mithalten. Durch die neue Partnerschaft gewinne der Finanzkonzern „den unmittelbaren Zugang zu führender Technologie in den Bereichen Datenmanagement, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um ihre Kunden besser bedienen zu können“.

Die Firmenkunden der Bank sollen davon etwa bei ihren Cashflow-Prognosen profitieren. Weitere potenzielle Anwendung im Treasury-Bereich seien verbesserte Risikoanalysen und Sicherheitslösungen zum Schutz von Kundenkonten, erklärte das Geldhaus.

Google arbeitet bei Produktentwicklung mit

Wie die Nachrichtenagentur Reuters im Februar berichtet hatte, stand die Deutsche Bank auch mit Microsoft und Amazon in Verhandlungen. Nun hat Google den Zuschlag erhalten. „Dies ist keine Tech-Anbieter Ankündigung, ganz im Gegenteil“, kommentierte Stefan Hoops, Leiter des Unternehmensbankengeschäft bei der Deutschen Bank, via Linkedin-Post die Zusammenarbeit. Sein Team habe in den letzten Monaten eng mit den Mitarbeitern von Google zusammengearbeitet und dabei diskutiert, was Kunden in Zukunft benötigen und wie man gemeinsam schnell und effizient geeignete Produkte herstellen könne.

IT der Deutschen Bank sorgte zuletzt für Pannen

Allerdings hat die Bank auch IT-seitig Nachholbedarf: Wie viele andere Finanzinstitute auch, hat die Deutsche Bank mit veralteten IT-Systeme zu kämpfen, die immer wieder zu technischen Pannen führten. Im vergangenen Jahr entsendete sogar die Finanzaufsicht Bafin einen Sonderbeauftragten nach Frankfurt, der bei Verbesserungen helfen sollte.

Auch intern hagelte es Kritik von oberster Stelle. So bezeichnete der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, John Cryan, die vorhandenen Systeme als „lausig“. Seit September 2019 kümmert sich der ehemalige SAP-Vorstand Bernd Leukert um die digitale Erneuerung und hatte die Verlagerung in die Datenwolke bei seinem Amtsantritt bereits angekündigt.

redaktion[at]derTreasurer.de

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