Betrüger entwickeln die sogenannte Fake-President-Masche, auch Chef-Betrug genannt, immer weiter. Nun ist offenbar zum ersten Mal eine Stimmimitations-Software zum Einsatz gekommen, warnt der Kreditversicherer Euler Hermes. Das Opfer: die britische Niederlassung eines deutschen Energieunternehmens. Der Schaden beläuft sich auf 220.000 Euro. Diese Summe wurde auf ein Konto in Ungarn überwiesen.
„Bei uns heißt dieser Schadensfall ‚Der falsche Johannes‘: Der falsche Chef hat die richtige Stimme“, sagt Rüdiger Kirsch, Betrugsexperte bei Euler Hermes. „Konkret gab der CEO bei diesem Fall dem Chef des britischen Tochterunternehmens nicht nur per E-Mails, sondern vorab auch telefonisch Zahlungsanweisungen.“ Dieser habe sich zwar etwas gewundert, da er jedoch die Stimme eindeutig erkannt habe, habe er den Auftrag trotzdem durchgeführt.
Die Begründung des falschen Chefs: Er habe den Transaktionszeitraum der Bank am Freitagnachmittag verpasst. Die Überweisung hätte vor 16.00 Uhr getätigt werden müssen, damit die Zahlung noch vor dem Wochenende erfolgen kann. Durch die Zeitverschiebung sei die Überweisung deshalb nur noch durch die britische Tochter möglich – denn in Großbritannien war es erst 15 Uhr.
Cybercrime im Treasury
Fake President, Payment Diversion & Co. bedrohen Treasury-Abteilungen. Insbesondere im Zahlungsverkehr können Cyberkriminelle erhebliche Schäden verursachen. Wie Treasurer sich schützen können.