Hafen von Espoo in Finnland: Die finnische Nomentia kauft den Bonner Treasury-Spezialisten Tipco.

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07.09.21
Software & IT

Finnische Nomentia kauft Treasury-Softwarehaus Tipco

Nomentia erwirbt das Treasury-System Tipco. Mit dem Zukauf formiert der Opus-Capita-Nachfolger ein neues Schwergewicht am deutschen TMS-Markt.

Paukenschlag in der Welt der Treasury-Software: Der finnische Cash-Management-Spezialist Nomentia kauft Tipco Treasury & Technology. Das haben die Unternehmen am heutigen Dienstagvormittag bekanntgegeben. 

Mit dem M&A-Deal wolle Nomentia die Grundlage schaffen, eine „branchenführende Position im Bereich der Cloud-Services für das internationale Treasury- und Cash-Management“ einzunehmen, heißt es in der Mitteilung.

„Bereits im vergangenen Jahr haben wir die Marktdurchdringung in Europa signifikant vorangetrieben, vor allem in der DACH-Region, in Benelux und angrenzenden Märkten“, kommentiert Nomentia-Chef Jukka Sallinen die geplante Transaktion. Man sei davon überzeugt, dass die Übernahme von Tipco das „geographisches Expansionspotenzial stärken wird“. Mit dem Angebot von Tipco sollte sich das Lösungs- und Produktportfolio von Nomentia erweitern.

Nomentia kauft sich Treasury-Expertise ein

Mit dem Zukauf könnte ein neues Schwergewicht unter den TMS-Anbietern in Deutschland entstehen. Nomentia ist das Nachfolgeunternehmen von Opus Capita, das vor etwas mehr als einem Jahr mit der finnischen Analyste verschmolzen ist. Unter der neuen Marke hat der Anbieter den DACH-Markt erst vor wenigen Monaten betreten, wie DerTreasurer berichtete. Die zu den Investoren PSG und Verdane gehörende Nomentia unterhält inzwischen Büros in Frankfurt am Main und Wien. Hinzu kommt nun die Tipco-Niederlassung in Bonn.

Hierzulande stärker verbreitet sind indes die Systeme von Tipco. Das Spin-off-Unternehmen der Wiener Treasury-Beratung Schwabe, Ley & Greiner  (SLG) hat laut Co-CEO Hubert Rappold rund 60 Mitarbeiter. Dadurch kommt Nomentia weltweit nun auf 200 Angestellte. Rappold und Co-CEO Martin Winter, der zuvor bis 2014 CFO des Windprojektierers Juwi war, bleiben als Geschäftsführer erhalten und steigen in das Management Board von Nomentia auf. Sie berichten künftig an Nomentia-Chef Sallinen, wie DerTreasurer erfahren hat. Die Marke Tipco wird vom Markt verschwinden, schreibt das Unternehmen auf seiner Website.

Nomentia ist fokussiert auf Cash Management

Die finnische Nomentia sieht ihre Stärken im Zahlungsverkehr und Cash Management. Tipco hat seine Expertise hingegen in der Liquiditätsplanung und auch im Bankkontenmanagement. Bereits seit 2001 existiert die Treasury Information Platform („TIP“), die unter der Ägide von SLG in vielen deutschen Treasury-Abteilungen implementiert wurde. Ausgegründet wurde Tipco als eigener Anbieter im Jahr 2014.

Durch den Zukauf von Tipco will man fortan auch Treasury-Module anbieten können, so dass die beiden kombinierten System ein vollwertiges Treasury Management System ergeben, erklärt Nomentia-Managerin Anna-Lisa Natchev gegenüber DerTreasurer. Die Parteien sehen den Zusammenschluss auch geographisch als komplementär an: Nomentia ist in den Nordics aktiv, während Tipco vor allem in der DACH-Region seine Kunden hat. „Gemeinsam können wir eine sehr wettbewerbsfähige Lösung anbieten“, sagt die Managerin, die die Deutschland-Niederlassung von Nomentia leitet.

Angriff auf die Platzhirsche?

In der TMS-Welt dürfte die Deal-Ankündigung zwischen Nomentia und Tipco für Furore sorgen: Erneut wirbelt ein M&A-Deal Staub in der TMS-Landschaft auf. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Hg Capital das Hamburger Softwarehaus Serrala kauft. Platzhirsch Bellin, der speziell im gehobenen Mittelstand viele Kunden hat, gehört seit rund einem Jahr zum US-Konzern Coupa.

Nomentia genießt in der Branche laut Informationen von DerTreasurer zudem einen guten Ruf – ebenso wie Tipco, das bei zahlreichen Konzernen im Einsatz ist. „Der Kauf von Tipco ist ein kluger Schachzug“, kommentiert eine Managerin aus der TMS-Szene gegenüber DerTreasurer. „Sie kaufen sich quasi das ein, was sie noch nicht können.“ Wie sich der Deal auf die im vergangenen Jahr verkündete Kooperation mit Omikron  auswirkt, ist unklar.

Der Abschluss der Transaktion von Nomentia und Tipco, der in den nächsten Wochen erwartet wird, steht wie üblich noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Behörden. Zu finanziellen Details der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart.

Eich[at]derTreasurer.de

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