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27.09.18
Software & IT

PSD2: Wettlauf um Open-Banking-Lösungen beginnt

Erste Banken nutzen die Zahlungsdiensterichtlinie PSD2, um sich als digitale Plattformbetreiber zu positionieren. Mit Bottomline und Sia bieten nun zwei Anbieter die dafür notwendige Technik an.

Immer mehr Banken erkennen die Chancen der europäische Zahlungsdiensterichtlinie PSD2, die zu Beginn dieses Jahres in Kraft getreten ist: Sie wollen sich als digitaler Plattformbetreiber für ihre Kunden positionieren und so den Zahlungsverkehr revolutionieren. Damit das funktioniert, braucht es aber die nötige Technik. Die stellen jetzt zwei Anbieter zur Verfügung.

Einer davon ist der US-amerikanischen Zahlungsserviceprovider Bottomline Technologies, der in dieser Woche eine neue Cash-Management-Lösung vorgestellt hat. Mit ihr sollen Unternehmen und Finanzinstitute in Echtzeit Einsicht in die Saldi ihrer Bankkonten und die darauf gebuchten Transaktionen erhalten. Bottomline fungiere dabei als Aggregator für Kundendaten von Banken in ganz Europa. Saldo- und Transaktionsinformationen werden Unternehmensangaben zufolge in einem einzigen Interface gebündelt. Zudem könnten mit dieser Lösung Zahlungen von mehreren Banken ausgelöst werden.

Der zweite Anbieter, der nun eine neue Open-Banking-Plattform auf den Markt bringt, ist Sia. Der italienische Spezialist für Lösungen rund um die Zahlungsverkehrs-IT spricht mit seiner neuen Plattform Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, aber auch Banken und Fintechs an. Mit Hilfe der Plattform sollen Sia zufolge der Zugriff auf Informationen mehrerer Bankkonten, die Optimierung des Neukunden-Onboarding, Cash-Pooling, Liquiditätsmanagement sowie Multibank-Zahlungsaufträge, die in Echtzeit kontrolliert werden können, möglich sein.

Manche Banken wollen Chancen durch PSD2 nutzen

Damit nutzen Bottomline Technologies und Sia die neuen Möglichkeiten, die ihnen die europäische Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 bietet. Denn durch diese neue Regelung verlieren die Banken ihr Monopol auf Kundenkonten und -daten. Sie müssen Wettbewerbern, Drittanbietern und Fintechs künftig über eine offene Programmierschnittstelle (API) einen direkten Zugang zu ihren Systemen und den Kundenkonten und -daten geben, sofern die Kunden das wünschen.

Umgekehrt können aber auch Banken auf Kundendaten ihrer Konkurrenten zugreifen. Immer mehr Kreditinstitute und Systemhäuser nutzen diese regulatorische Anforderung inzwischen proaktiv, um sich als Plattformprovider zu etablieren. Die Deutsche Bank ist beispielsweise im Sommer dieses Jahres mit einer neuen digitalen Plattform gestartet, mit der künftig Firmenkunden der Bank ihren Zahlungsverkehr abwickeln, ihre Konten aggregieren und Zugang zu Fintech-Dienstleistungen haben können.

Darüber hinaus hat sich Deutschlands größtes Geldhaus erst vor einigen Wochen an dem US-Start-up Modo Payments beteiligt. Die Technologie von Modo soll es der Bank künftig ermöglichen, Zahlungen an mobile Geldbörsen direkt auszuführen.

Auch jenseits der EU gibt es den Trend zum Open Banking. So geht etwa die neue Bottomline-Lösung über die geografische Reichweite der britischen Open-Banking-Standards und der europäischen PSD2-Richtlinie hinaus. Die Lösung erlaube die Verbindung zu „praktisch jeder Bank weltweit“, heißt es von Seiten der US-Amerikaner.

Die HSBC hat Anfang des Jahres ebenfalls einen Service vorgestellt, der Unternehmen dabei helfen soll, Apps und Onlineshops in China effizient zu betreiben. Die britische Großbank setzt dabei auch auf APIs.

Paulus[at]derTreasurer.de

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