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12.02.19
Software & IT

Swift startet KYC-Register für Firmenkunden

Nun also doch: Der Finanznachrichtendienstleister Swift will eine globale KYC-Datenbank für Firmenkunden auf den Markt bringen. 15 Großbanken haben sich auf einen Basis-Standard geeinigt, Ende des Jahres soll es losgehen.

Lange hüllte sich Swift in Schweigen, nun macht die Bankgenossenschaft ernst mit ihren Plänen im Bereich Know-Your-Customer: Swift wird ein zentrale Plattform für KYC-relevante Firmenkundendaten aufbauen, wie der Finanznachrichtendienstleister soeben mitteilte. Ziel sei es, den KYC- und Kontoeröffnungsprozess sowohl für Banken als auch für die Unternehmen künftig deutlich effizienter und bequemer zu gestalten.

„Alle Beteiligten brauchen in Sachen KYC dringend Entlastung“, sagt Ralf Klein, der als Senior Account Director Corporate bei Swift die deutschen Firmenkunden des Finanznachrichtendienstleisters betreut. Er ist überzeugt: „Eine globale, bankübergreifende Plattform ist dafür der richtige Ansatz.“

15 Banken definieren KYC-Mindeststandard

Die Bankgenossenschaft baut das KYC-Register deshalb gemeinsam mit Banken und Firmenkunden auf. Im vergangenen Jahr definierte Swift mit den 15 größten Transaktionsbanken – darunter die Deutsche Bank, HSBC, BNP Paribas, Citi, die Commerzbank und Société Générale – ein Dokumentenset, das künftig als gemeinsame Basis für den KYC-Prozess dienen soll. Diese Arbeit werde 2019 innerhalb einer erweiterten Arbeitsgruppe – bestehend aus Banken und Unternehmen – fortgeführt, heißt es aus Brüssel.

Bei dem fünf Kapitel umfassenden Konvolut handelt es sich zwar nicht um einen vollumfänglichen Standard. Ein solcher ließe sich angesichts des global zersplitterten Regulierungsumfeld und unterschiedlicher Risikobetrachtungen von Seiten der Banken auch gar nicht definieren, wie Sebastian Niemeyer sagt, der bei Swift für das Partnermanagement zuständig ist: „Der Katalog deckt aber etwa 70 bis 80 Prozent der gesamten KYC-Anforderungen ab.“

Dokumente, die darüber hinaus notwendig sind, müssen Firmenkunden weiterhin nach Absprache mit ihrer Bank zur Verfügung stellen, um die erforderliche Abdeckung zu erreichen. Alle anderen Daten müssen Unternehmen nur einmal hochladen und können entscheiden, für welche Häuser sie diese freigeben möchte.

Deutsches KYC-Register gescheitert

Die Idee einer bankübergreifenden Plattform für KYC-relevante Daten ist nicht neu: Bereits seit einigen Jahren versucht KYC.com – ein Joint Venture des US-Finanzdatenanbieters Markit und des IT-Dienstleisters Genpact – auf dem Markt Fuss zu fassen. Die Finanz- und Risikomanagementsparte von Thomson Reuters (seit kurzem Refinitiv) hat eine KYC-Datenbank für südafrikanische Banken entwickelt. In Skandinavien wiederum bauen die SEB, Danske, Nordea, DNB und Svenska eine gemeinsame KYC-Infrastruktur auf.

„Alle Beteiligten brauchen in Sachen KYC dringend Entlastung.“

Ralf Klein, Senior Account Director Corporate, Swift

In Deutschland hatten Deutsche Bank, Commerzbank, Helaba und LBBW ähnliche Pläne.  Doch die nationale Lösung scheiterte. In deutschen Bankenkreisen wollte man offenbar direkt eine globale KYC-Plattform über Swift, hieß es damals. Hier ist der Mehrwert vor allem für international tätige Firmenkunden größer.

Allerdings ist auch der Koordinierungsaufwand um ein vielfaches höher: Swift hatte bereits Anfang 2017 gegenüber DerTreasurer erklärt, die Einrichtung eines solchen Ansatzes für Firmenkundendaten könne ein „nächster logischer Schritt sein“. Die Evaluierung und Vorbereitung dauerte nun fast zwei Jahre.

Swift-Firmenkunden erhalten ab Ende 2019 Zugang

Live gehen soll das KYC-Register für Corporates aller Voraussicht nach Ende des Jahres. „Im dritten Quartal soll das Early-Adopter-Programm starten, ab dem vierten Quartal sollen dann alle unsere Firmenkunden Zugriff auf das Register haben“, erklärt Niemeyer. Gemessen nach BICs hat Swift derzeit gut 2.000 Unternehmenskunden weltweit, die die Datenbank nutzen könnten. Wählt man legale Einheiten als Referenz – zählt also sämtliche Tochtergesellschaften von angeschlossenen Großkonzernen – kommt man auf etwa 100.000 Einheiten.

Diese Gruppe stehe für den Start im Fokus, heißt es von Swift. Unternehmen, die keine eigene Swift-Adresse haben oder nicht zu einer solchen Unternehmensgruppe gehören, können zunächst nicht mit der Datenbank arbeiten, seien allerdings in der weiteren Planung ebenfalls aufgeführt.

Angesteuert werden soll das KYC-Register über den gleichen, gesicherten Zugang, der heute bereits für das KYC-Register für Korrespondenzbanken genutzt wird. Die Details über die Art des Informationsaustausches zwischen Banken und Firmenkunden will der Finanznachrichtendienstleister im Laufe des Jahres bis zum Go-Live abstimmen. „Wir holen jetzt damit neben den Banken auch die Corporates ins Boot, um diese Dinge zu besprechen“, erklärt Klein.

Swift arbeitet mit KYC-Register „kostendeckend“

Auch das Pricing ist noch unklar: „Als Genossenschaft verfolgen wir keinen Business Case mit dem KYC Register“, erklärt Klein. Das unterscheide Swift im Übrigen von anderen Plattformanbietern in dem Bereich. „Aber wir müssen kostendeckend arbeiten.“ Wer für welche Services zahlt – Bank oder Firmenkunden – müsse nun geklärt werden.

Backhaus[at]derTreasurer.de

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