Selbstzufrieden und unfähig außerhalb bestehender Systeme zu denken – das Zeugnis, das die Economist Intelligence Unit einem Teil der Treasury-Verantwortlichen ausstellt, ist alles andere als schmeichelhaft. Die Research-Einheit der renommierten Fachzeitschrift hat im Auftrag der Deutschen Bank weltweit 300 Senior-Treasurer zum Wandel ihrer Abteilung durch die Digitalisierung befragt, etwa ein Drittel der Befragten kommt aus den Vereinigten Staaten.
Das Kernergebnis: Durch die Treasury-Community geht ein Riss. Während einige die Relevanz des technologischen Wandels erkannt haben und aktiv gestalten, unterschätzen viele Treasurer die Folgen der Digitalisierung für ihre Arbeit immer noch.
Drei Antworten stoßen den Studienautoren besonders auf: So geben 44 Prozent der Befragten an, dass das Geschäftsmodell ihres Unternehmens entweder nicht von der Digitalisierung betroffen sei oder aber dass die Auswirkungen so minimal seien, dass sie keine Folgen für die Arbeit des Treasury hätten. Dies könnte den Studienautoren zufolge darauf hinweisen, dass einige Finanzer ihre sich verändernde Rolle nicht akzeptieren wollen. Schließlich könnte sie der Einsatz von Robotics und Co. den Job kosten, wenn diesen künftig Maschinen erledigen können.

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Treasurer unterschätzen Digitalisierung
Ist das Treasury gerüstet für die Digitalisierung?
Der zweite Punkt, der den Verfassern zu denken gibt: 80 Prozent der befragten Treasury-Verantwortlichen gehen davon aus, dass ihre Abteilung über alle oder fast alle nötigen Fähigkeiten verfügt, den technologischen Wandel umzusetzen. Die Studienautoren bezeichnen diese Haltung als „selbstgefällig“.
Lediglich jedes fünfte befragte Unternehmen sieht Bedarf für andere Fähigkeiten und sucht neue Mitarbeiter. Dazu passt die Einschätzung vieler Befragten, mit den bestehenden Systemen die digitale Zukunft gestalten zu können: Jeweils ein gutes Drittel geht davon aus, auch künftig mit den existierenden ERP- oder TMS-Lösungen zu arbeiten. Allerdings ist die Zahl der Befragten, die Systeme aufrüsten möchte, fast ebenso hoch. Auch hier zeigt sich also die Divergenz.
Gefragt nach den für das Treasury relevanten Technologien, liegen Big-Data-Analysen (56 Prozent) klar vor künstlicher Intelligenz (42 Prozent). Auf Platz 3 folgen überraschend Instant Payments (34 Prozent), die damit deutlich vor Robotics (19 Prozent), Blockchain (13 Prozent) und offenen Programmierschnittstellen, kurz APIs, (8 Prozent) liegen.
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