Conti profitiert von konzerninternen Renminbi-Darlehen

Continental

27.02.14

Wie Conti Cash aus China herausholt

Ein funktionierendes Cash Management in China wird für viele Unternehmen immer wichtiger. Continental profierte im vergangenen Jahr von einem Pilotprojekt der chinesischen Zentralbank. Im Gespräch mit DerTreasurer berichtet Christoph Willeke, Leiter Konzernfinanzierung darüber, über welche Kanäle Conti Cash aus China herausholt.

Viele deutsche Unternehmen wie etwa Volkswagen oder Siemens erzielen mittlerweile einen beachtlichen Teil ihrer Gewinne in China. Sie stehen jedoch häufig vor einem Problem: Wegen strenger Kapitalverkehrskontrollen bekommen sie die Liquidität nur schwer aus dem Land heraus.

Diese Herausforderung kennt auch Continental: Obwohl der Automobilzulieferer vor Ort stark investiert, erzielen die chinesischen Töchter seit Jahren einen Cash-Überschuss. Gleichzeitig sind die europäischen Conti-Gesellschaften hoch verschuldet und tragen daher eine hohe Zinslast – keine optimale Situation. Neben dem Instrument der Dividendenausschüttung, das steuerlich nachteilig und unflexibel ist, nutzt der Automobilzulieferer seit vergangenem März eine Alternative, erklärt Christoph Willeke, Leiter Konzernfinanzierung bei Continental: „Als eines der weltweit ersten Unternehmen dürfen unsere chinesischen Töchter nun grenzüberschreitende konzerninterne Darlehen in Renminbi vergeben.“ Die chinesische Zentralbank People‘s Bank of China (PBoC) teilte dem DAX-Konzern im Rahmen eines Pilotprojekts, für das sich Conti qualifizierte, im Februar 2013 eine bestimmte Quote zu. Bis zu dieser Höhe, deren Berechnung sich unter anderem nach dem Eigenkapital der kreditgebenden Tochtergesellschaft in China richtet, darf das Unternehmen Kredite an die deutsche Mutter vergeben.

Conti profitierte von guten Beziehungen zur Bank of China

Diese Quote war schnell voll ausgeschöpft. Da das Pilotprojekt erfolgreich lief, genehmigte die PBoC Conti im Sommer 2013 eine weitere, deutlich höhere Quote. Beide Quoten verteilte das Unternehmen auf insgesamt sechs interne Darlehen, die Laufzeiten teilte es gleichmäßig über das Jahr auf. „Zumindest bis zu einem Zeitraum von zwölf Monaten konnten wir die Laufzeit frei gestalten“, sagt Willeke. Diese Staffelung verbesserte das Management der Liquidität. Gleichwohl kann die Lösung über konzerninterne Darlehen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Cash Pooling die idealste Lösung für die Liquiditätssteuerung wäre.

Laut Willeke dürfte Conti davon profitiert haben, ein eigenes Treasury-Team in Shanghai zu haben. Das wiederum arbeitet eng mit der Bank of China zusammen: „Die Bank hat einen guten Draht zu den chinesischen Regulierungsbehörden und der PBoC, was uns in der Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten einen Zeitvorteil verschafft hat“, sagt der Head of Group Financing. Bei dem Konstrukt gilt es jedoch zu beachten, dass das Unternehmen durch die Darlehenswährung Renminbi eine entsprechende Währungssicherung vornehmen musste.

Dieser Schritt entfällt bei dem zweiten Instrument, das Continental seit 2013 nutzt, um Cash aus China herauszuholen: Bei dem sogenannten Reciprocal Lending verbleibt das Geld bei einer Bank in China, wird dort verpfändet und durch günstige Euro-Bankkredite derselben Bankengruppe in Deutschland nutzbar. „Damit sind wir flexibler als bei konzerninternen Darlehen, und wir vermeiden Währungsrisiken beziehungsweise die Absicherungskosten“, sagt Willeke. „Es ist allerdings zu beachten, dass das Cash in China verbleibt und somit nur „virtuell“ in Europa zur Verfügung steht.“ Insgesamt waren beide Instrumente jedoch erfolgreich: 2013 konnte Conti seinen Cash-Überschuss in China schon deutlich abbauen.

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