Instant Payment: Was Echtzeitüberweisungen bringen

Echtzeitüberweisungen werden auch in Deutschland populärer. Vor allem im Zahlungsverkehr mit Privatkunden spielen Instant Payments eine Rolle, aber auch für das Treasury werden sie relevanter. Doch es gibt auch Hürden. 

Quelle: Aleksandar Dickov/iStock/Thinkstock/Getty Images

Instant Payments werden auch für Unternehmen wichtiger im Zahlungsverkehr.

Definition: Was ist ein Instant Payment?

Die Echtzeitüberweisung (englisch Instant Payment) ist eine Zahlungsart, bei der Guthaben innerhalb weniger Sekunden dem Empfänger final gutgeschrieben werden. Inzwischen gibt es in zahlreichen Ländern weltweit Echtzeitzahlungssysteme. 

Im einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum, dem sogenannten Sepa-Raum, gibt es seit 21. November 2017 einen entsprechenden Standard: Die Sepa Instant Payments (SCTInst) sind 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr verfügbar. Die Gutschrift muss in maximal 10 Sekunden erfolgen, faktisch werden die meisten Transaktionen allerdings in weniger als 3 Sekunden durchgeführt.

Zum Start war der Betrag für Echtzeitüberweisungen auf 15.000 Euro gedeckelt. Seit Juli 2020 können Zahlungen bis 100.000 Euro per Sepa Instant Payment angewiesen werden.

Welche Banken bieten Echtzeitüberweisungen an?

In Deutschland sind die Instant Payments offiziell am 21. November 2017 gestartet. Die erste Bank, die hierzulande, Echtzeitüberweisungen anbot, war die Hypovereinsbank. Der Start verlief insgesamt aber zögerlich, da die Banken ihre Systeme umstellen mussten, um die neuen Euro-Echtzeitzahlungen überhaupt bearbeiten zu können. Zudem sind die Banken im Gegensatz zur Sepa-Überweisung und -Lastschrift nicht dazu verpflichtet, ihren Kunden Euro-Echtzeitzahlungen zu ermöglichen.

Dennoch sind inzwischen fast alle deutschen Banken – darunter die großen Häuser Deutsche Bank, DZ Bank  und Commerzbank  sowie Landesbanken und Sparkassen  – echtzeitzahlungsfähig. Auch ausländische Banken wie BNP Paribas, ING oder JP Morgan bieten Euro-Echtzeitüberweisungen in Deutschland an. 

Anwendungsbeispiele für Instant Payments

  • Online-Handel: Durch eine schnelle Zahlungsgutschrift wird der Versandprozess der verkauften Ware schneller in die Wege geleitet und auch die Bearbeitung von Retouren wird beschleunigt.
  • Logistik / Lieferdienste: Hier können Instant Payments das Bargeld ersetzen. Denn oft gibt der Lieferant die Ware erst zum Entladen frei, wenn der Abnehmer sie bezahlt hat. Durch eine bereits vorher autorisierte Zahlungsfreigabe direkt an der Laderampe und die anschließende Zahlung mit Hilfe einer Echtzeitüberweisung, muss der LkW-Fahrer kein Bargeld mehr mit sich führen.
  • Versicherungen: Durch Instant Payments ist eine schnellere Auszahlung bei Schäden möglich.

Hürden für Instant Payments im Unternehmensumfeld

  • Mangelnde Echtzeitfähigkeit von vor- und nachgelagerten Systemen: Ein Online-Händler hat wenig gewonnen, wenn ein Kunde per Instant Payment bezahlt, das Unternehmen aber nicht sofort von dem Zahlungseingang erfährt und auch nicht in der Lage ist, den Versand der Ware sofort anzustoßen. Entsprechend müssen Unternehmen, die wie Otto oder Telefónica Deutschland Instant Payments nutzen wollen, auch ihre internen Systeme und Prozesse anpassen. Dies zu tun ist allerdings sehr aufwendig – weshalb viele Unternehmen ohne ganz konkreten Nutzen diese Umstellung scheuen.
  • Betragsobergrenze: Bei der Einführung im November 2017 lag die Betragsobergrenze für Echtzeitüberweisungen im Sepa-Raum zunächst bei 15.000 Euro je Transaktion. Das macht den Einsatz von Instant Payments für viele Anwendungsfelder gerade im B2B-Zahlungsverkehr unmöglich. Im Juli 2020 ist das Limit pro Echtzeitzahlung allerdings gestiegen und liegt nun bei 100.000 Euro. Auch das reicht für viele Unternehmen aber nicht aus.
  • Fehlende Einbettung in bestehende Zahlungsverkehrslandschaft: Zu Beginn konnten Unternehmen Sepa-Echtzeitzahlungen nur auf Einzelbasis auslösen, was den Einsatz von Instant Payments im Massenzahlungsverkehr zunächst de facto ausschloss. Seit Mitte November 2019 können Unternehmen Echtzeitüberweisungen jedoch per Sammeldatei über Ebics bei den Banken einreichen, wodurch die Firmen Instant Payments nun auch im Massenzahlungsverkehr einsetzen können.
  • Geringe Nutzerfreundlichkeit: Vor allem für Privatkunden sind Bezahlarten wie Kartenzahlungen, Paypal und andere Direktzahlarten heute bequemer als Instant Payments. Eine Lösung soll das Verfahren Request to Pay liefern. Dabei versendet der Zahlungsempfänger – also etwa ein Händler – über seine Bank eine Zahlungsaufforderung („Request to Pay“) an die Bank des Kunden. Der Zahler erhält die Nachricht, die alle Informationen der Transaktion enthält und muss diese nur noch bestätigen.

Echtzeitzahlungen im Ausland

Im Herbst 2019 hatte der Finanzsoftwareanbieter FIS 54 Länder mit aktiven Instant-Payment-Infrastrukturen ermittelt – darunter die 20 Länder, die sich am Sepa Instant Payment Regime (SCTInst) beteiligen. Am weitesten fortgeschritten ist demnach die Entwicklung in Asien und dort insbesondere in Indien. Seit 2010 gibt es in dem Schwellenland bereits ein Echtzeit-Clearingverfahren für den Interbankenmarkt.

Aber auch in Mexiko sind 24/7-Echtzeitzahlungen im Corporate-Umfeld inzwischen gängige Praxis. Das lokale Großbetragszahlungssystem Spei ist nicht nur rund um die Uhr geöffnet, sondern auch echtzeitfähig: Seit Dezember 2017 werden Peso-Zahlungen innerhalb von fünf Sekunden verarbeitet.

In Europa sind insbesondere Spanien und die Niederlande in Sachen Instant Payments schon recht weit. So starte im Februar 2019 das nationale Instant-Payment-Regime in den Niederlanden. Dort gibt es keine Betragsgrenze wie in Deutschland und die Zahlungen werden innerhalb von fünf Sekunden rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr ausgeführt.

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