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23.08.13

Verunsicherung wegen Emir-Meldepflicht

Die Anbindung an Transaktionsregister ist in vielen Unternehmen noch ungeklärt. Zudem gibt es in den Treasury-Abteilungen immense Informationsdefizite in Sachen Emir.

Trotz der heranrückenden Meldepflicht für Derivatetransaktionen kann bislang kaum ein Corporate Treasurer auf eine funktionsfähige Lösung zur Transaktionsdatenübermittlung zurückgreifen. „Die Anbieter von Treasury-Management-Systemen behaupten zwar, zum Start EMIR-ready zu sein. Meiner bisherigen Erfahrung nach wird das Thema jedoch großteils unterschätzt. Mit einer Erweiterung der Stammdaten ist es nämlich längst nicht getan. Vor allem die Anbindung an die Transaktionsregister bzw. der Nachrichtenaustausch und die Vielzahl an Nachrichtenstati sind wesentlich komplexer als sich das viele Marktteilnehmer vielleicht vorstellen“, sagt Martin Sadleder von der Treasury-Beratung Treamo.

Noch kein Transaktionsregister zertifiziert

Bis dato ist jedoch noch kein Transaktionsregister von der europäischen Wertpapieraufsicht Esma zertifiziert. REGIS-TR sei zwar der einzige Kandidat, der bislang eine funktionsfähige Infrastruktur vorweisen kann. Allerdings habe das Unternehmen auch keine Garantie, eines der Trade Repositories zu werden, so Sadleder. Seit Mitte Juli 2013, also erst nach dem ursprünglich geplanten Ernennungsstichtag für Transaktionsregister, gibt es nun auch von DTCC zumindest technische Spezifikationen und ein Committment, alle Assetklassen zu unterstützen. Alle sonstigen Kandidaten können bislang aber noch nichts Vergleichbares vorweisen. „Vor diesem Hintergrund ist die Aussage, dass der Markt DTCC favorisiere, für mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwer nachzuvollziehen“, resümiert er.

Davon abgesehen sind die Informationsdefizite in den Treasury-Abteilungen was Emir angeht immens. Das fängt damit an, dass viele Treasurer meinen, überhaupt nicht betroffen zu sein – etwa weil die Bank die Meldung an das Transaktionsregister übernimmt. Tatsächlich haben eine Reihe Banken bereits signalisiert, diesen Service anzubieten. Einige haben das aber auch dezidiert ausgeschlossen. Kommen Treasurer bei externen Derivaten mit etwas Glück und den dafür notwendigen Fees um die Meldepflicht herum, sieht das bei internen Transaktionen ganz anders aus. Denn die zuletzt noch einmal massiv verstärkten Lobbyversuche, das interne Reporting zu verhindern, sind gescheitert.

Implikationen im Treasury vielerorts ungeklärt

Unternehmen, die interne Trades abschließen, müssen sich in jedem Fall um die Registrierung bei einem Transaktionsregister kümmern und dafür sorgen, dass die Transaktionsdaten pünktlich und vollständig gemeldet werden – entweder selbst oder eben über einen Serviceprovider. Ansonsten kann es teuer werden. „Wir haben in den vergangenen Monaten einen enormen Anstieg von Corporate-Anfragen verzeichnet – auch weil deren Banken häufig nicht die Meldepflicht übernehmen können oder wollen“, bestätigt ein Sprecher von REGIS-TR. In Deutschland stehe man aktuell mit rund 50, darunter sehr namhaften Unternehmen in Kontakt. Inzwischen gibt es von REGIS-TR auch eine erste Indikation, mit welchen Kosten die Unternehmen rechnen müssen. Neben einer monatlichen Grundgebühr von 350 Euro werden 2 Eurocent pro Meldung fällig. Ab 5 Millionen Meldungen reduziert sich diese Gebühr um die Hälfte. Darüber hinaus werden Maintenance Fees von 3,33 Eurocent pro Trade und Monat fällig.

Bislang hat sich aber noch kaum jemand Gedanken gemacht, welche Implikationen die Anbindung auf Unternehmensseite alles auslöst. „Eine der meist gestellten Fragen aus der Treasurer-Community ist, was man für ein einfaches FX-Geschäft denn nun wirklich an Daten melden muss“, sagt Sadleder. Und das sei angesichts des von der Esma vorgegebenen Gerüsts mit einer Vielzahl von zum Teil unverständlichen Feldbezeichnungen absolut nachvollziehbar. „Wir mussten uns da auch erst einmal durchkämpfen. Am Ende sind es zwar nur eine Handvoll Daten, aber die muss man erst einmal finden“, so Sadleder.

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