Knorr-Bremse-Treasury setzt auf SAP S/4 Hana
Auf welche Systemlandschaft setzt Knorr-Bremse im Treasury? Nach Beantwortung der Frage agiert das Treasury um Kai Gloystein als Vorreiter im Münchener MDax-Konzern.
Ein großer Teil der SAP-Kunden muss bis 2027 von der Altversion des ERP-Systems auf SAP S/4 Hana umsteigen. Davon bleibt auch das Treasury nicht unberührt, für die Abteilung ist der Sprung in die neue ERP-Welt ein Megaprojekt.
Vom Umstieg bleibt auch das Treasury nicht unberührt.
SAP S/4 Hana ist das jüngste Flaggschiff-Produkt des Softwarekonzerns SAP, dessen Enterprise-Ressource-Planning-Lösung (ERP-Lösung) viele deutsche Konzerne im Einsatz haben. Bei S/4 Hana handelt sich um eine Echtzeit-ERP-Suite, die auf der In-Memory-Plattform Hana basiert. SAP S/4 Hana stellt die vierte Generation der Anwendungssuite von SAP dar und ist der Nachfolger von SAP R/3.
Ursprünglich wollten die Walldorfer den Support für ihre Altsysteme wie etwa R/3 spätestens 2025 auslaufen lassen, mittlerweile wurde die Deadline aber bis 2027 verlängert. Einige Konzerne bekommen sogar noch etwas mehr Zeit eingeräumt.
Laut SAP bietet S/4 Hana umfangreiche Erweiterungen in den Bereichen Zahlungsverkehr, Cash Management, Bankkontenverwaltung, Payment Factory, Trading und Risikomanagement. Zudem können externe Services besser eingebunden werden, beispielsweise der Finanznachrichtendienstleister Swift oder Tradingplattformen wie FX All oder 360T. Zudem gibt es eine Marktdatenschnittstelle zu dem Dienstleister Refinitiv. Die Anwendung ist darüber hinaus wegen der sogenannten Fiori Apps deutlich moderner und intuitiver.
Für Treasurer ist die Umstellung auf SAP S/4 Hana strategisch wichtig, um sich auf die künftigen Herausforderungen vorzubereiten. Themen wie Instant Payments oder APIs lassen sich speziell bei größeren Konzernen nur dann richtig nutzen, wenn die darunterliegende IT-Infrastruktur auf Echtzeittechnologie basiert.
Speziell das Cash-Management-Modul hat SAP von Grund auf neu gestaltet. Nutzer und Berater berichten, dass man hier Startschwierigkeiten einkalkulieren sollte. Man müsse das Cash Management komplett neu aufsetzen, sagt etwa Christian Million vom IT-Beratungshaus Convista. Volkswagen hat Anfang 2021 sein S/4 Hana-Projekt abgeschlossen, auch das Treasury des Autobauers hatte in diesem Bereich zu kämpfen: „Unser altes Cash Management der SAP war ausoptimiert. Im neuen Modul werden hingegen noch nicht alle Prozesse voll unterstützt“, berichtete Michael Zucknick, Leiter Treasury Process and System Integration bei Volkswagen und Projektleiter.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Transparenz der Pläne von SAP. „Wir möchten besser über die Roadmap Bescheid wissen“, mahnt etwa Karin Gräslund, Fachvorständin Finanzen bei der Deutschen SAP-Anwendergruppe (DSAG). „Ganz wichtig ist auch die mittel- und langfristige Abstimmung von Entwicklungspfaden der Standardlösung mit den Kunden.“
Die Kosten der Umstellung auf S/4 Hana sind sehr unterschiedlich. Hier kommt es auf die Größe des Unternehmens ebenso wie auf die Komplexität des Vorhabens an. Volkswagen etwa musste rund 500 Tochtereinheiten umstellen, hier kostete die ERP-Migration im Treasury über 1 Million Euro. Kleinere Projekte können mit einer fünfstelligen Euro-Summe auskommen.
Ähnlich wie bei den Kosten variiert auch die Projektdauer sehr stark. Die Umstellung im Treasury kann zwischen drei und 18 Monaten in Anspruch nehmen. Der personelle Aufwand ist zudem hoch, da sensible und prüfungsrelevante Vorgänge von der Migration betroffen sind. Eine missglückte Überführung der Daten kann daher schnell zu großen Problemen führen. Es ist in vielen Fällen ratsam, externe Berater hinzuzuziehen, die die Treasury-Abteilung unterstützen können. In größeren Konzernen können daher in Hochphasen mehrere Dutzend Mitarbeiter und Berater mit der Migration beschäftigt sein.
Für das Treasury ist die saubere Migration der Finanzdaten von enormer Bedeutung, viele Abteilungen arbeiten allerdings noch mit Excel. Bei hunderttausenden Datensätzen ist es jedoch unmöglich, die Zahlen händisch zu prüfen. Daher sollten sich Treasurer genau überlegen, wie sie die Umstellung angehen wollen und wie sie die Validität der Daten sicherstellen.
Zudem raten Treasury-Spezialisten, die S/4 Hana-Projekte schon begleitet haben, sich genau vor Augen zu führen, wie man die neuen Möglichkeiten nutzen will. „Eine Hana-Migration funktioniert nicht per Knopfdruck“, erklärt Thorsten Brand, Leiter Global Treasury Operations bei Volkswagen. Im Grunde führe man ein komplett neues System ein. „Man muss die Chance nutzen, seine Prozesse und seine Daten radikal aufzuräumen.“